Insulin icodec (Awiqli) bei Diabetes mellitus

Einleitung

icodec (Handelsname Awiqli) ist seit Mai 2024 für Erwachsene mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes-mellitus als Basis-Insulin zugelassen. Der Wirkstoff wird einmal wöchentlich angewendet und soll den Grundbedarf an decken.

Diabetes mellitus ist eine , die sich auf viele Bereiche des Körpers auswirkt. Bei Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes kann die kein oder nur sehr wenig produzieren. Daher müssen sie regelmäßig spritzen. Beim Typ-2-Diabetes stellt die Bauchspeicheldrüse zunächst noch genug her, es wird aber von den Körperzellen immer schlechter aufgenommen und verwertet. Kann der Blutzuckerspiegel nicht ausreichend durch Diät und Bewegung gesenkt werden, werden blutzuckerkontrollierende Medikamente eingesetzt.

Die Behandlung mit icodec soll vor Überzuckerung schützen, ohne eine Unterzuckerung hervorzurufen. Zudem sollen Folgeerkrankungen, die durch zu hohen Blutzucker entstehen können, so gut wie möglich vermieden werden.

Anwendung

icodec wird als Basis-Insulin mit einem Insulin-Pen einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt – immer am gleichen Wochentag. Der enthält 700 Einheiten icodec pro Milliliter und kann den Wirkstoff in Schritten von 10 Einheiten abgeben.

Typ-1-Diabetes

Die erste Dosis icodec wird einen Tag nach der letzten Gabe des bisherigen Basis-Insulins gespritzt. Die empfohlene wöchentliche Dosis orientiert sich an der bisherigen Insulin-Dosis und wird ab der dritten Woche unter Berücksichtigung des Blutzuckerspiegels und der angestrebten Blutzuckereinstellung individuell angepasst.

Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes kombinieren icodec mit kurz wirksamem (Bolus-Insulin), um den Insulinbedarf zu den Mahlzeiten zu decken. Dabei wird die Insulinmenge flexibel und kurzfristig an den Blutzuckerspiegel, die Essensmenge und die körperliche Bewegung angepasst (intensivierte Insulinbehandlung).

Typ-2-Diabetes

Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes können das Basis-Insulin allein oder in Kombination mit anderen blutzuckerkontrollierenden Medikamenten wie oralen Antidiabetika, GLP-1-Rezeptoragonisten und Bolus-Insulin anwenden.

Die erste Dosis icodec wird einen Tag nach der letzten Gabe des bisherigen Basis-Insulins gespritzt. Die empfohlene Dosis orientiert sich an der bisherigen Insulin-Dosis und wird unter Berücksichtigung des Blutzuckerspiegels und der angestrebten Blutzuckereinstellung individuell angepasst.

Für Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes, die erstmals erhalten, liegt die empfohlene Anfangsdosis pro Woche bei 70 Einheiten.

Andere Behandlungen

Typ-1-Diabetes

Für Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes kommen oder infrage.

Typ-2-Diabetes

Für Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes, die eine Behandlung mit benötigen, kommen oder infrage. Sie werden in der Regel mit verschiedenen blutzuckersenkenden Wirkstoffen kombiniert. Dazu gehören beispielsweise Metformin, Empagliflozin oder Liraglutid.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2024 geprüft, ob icodec für Erwachsene mit Diabetes mellitus im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.

Für Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor, um die Frage zu beantworten.

Für Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes legte der Hersteller eine Studie mit insgesamt knapp 600 Patientinnen und Patienten vor: Die Hälfte wurde etwa ein Jahr mit icodec behandelt, die andere Hälfte mit degludec. Alle Teilnehmenden erhielten zusätzlich aspart als Bolus-Insulin.

Welche Vorteile hat Insulin icodec?

Es zeigten sich keine Vorteile von icodec im Vergleich zu degludec.

Welche Nachteile hat Insulin icodec?

Schwere : Erste Schätzungen deuten auf einen Nachteil von icodec hin: Bei etwa 3 von 100 Personen mit Typ-1-Diabetes trat diese schwere Nebenwirkung unter icodec auf, während das mit degludec bei weniger als 1 von 100 Personen der Fall war.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier zeigte sich kein Unterschied zwischen icodec und degludec.

Bei diesen Folgeerkrankungen des Diabetes oder messbaren Krankheitswerten zeigte sich kein Unterschied zwischen icodec und degludec:

  • Akutes : Das akute Koronarsyndrom beschreibt lebensbedrohliche Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Diese äußern sich in einer instabilen Angina pectoris und können zu einem akuten führen.
  • Zerebrovaskuläre Ereignisse: Dies sind Erkrankungen, die die Blutgefäße des Gehirns betreffen, wie ein .
  • Herzversagen.
  • Höhe des HbA1c-Werts: Der HbA1c-Wert ist ein Maß für die Höhe des Blutzuckerspiegels und dadurch bedingte Schäden an kleinen Blutgefäßen, die zu Folgeerkrankungen führen können.

Schwere Nebenwirkungen und Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen: Hier zeigte sich insgesamt kein Unterschied zwischen beiden Behandlungen. In beiden Gruppen traten bei etwa 7 bis 8 von 100 Personen mit Typ-1-Diabetes schwere Nebenwirkungen auf. Weniger als 1 von 100 Personen brach die Behandlung deswegen ab.

Diabetische Ketoacidose: Eine diabetische Ketoacidose ist eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung. In der Studie zeigte sich kein Unterschied zwischen beiden Behandlungen.

Welche Fragen sind noch offen?

Fortgeschrittene Nierenerkrankung: Bei Diabetes können mit der Zeit feinste Gefäße in den Nieren so stark geschädigt werden, dass es zu Nierenversagen kommt. Für eine Nierenerkrankung im Endstadium legte der Hersteller keine geeigneten Daten vor.

Diabetische Retinopathie: Bei Diabetes können mit der Zeit feinste Gefäße in der des Auges so stark geschädigt werden, dass eine Erblindung droht. Auch für diese Folgeerkrankung des Diabetes legte der Hersteller keine geeigneten Daten vor.

Gesundheitsbezogene Lebensqualität: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde in der Studie nicht untersucht.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, das die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangenen Stellungnahmen über den Zusatznutzen von icodec (Awiqli) bei Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Insulin icodec (Diabetes mellitus Typ 2) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A24-91. 28.11.2024. (IQWiG-Berichte; Band 18941); DOI: 10.60584/A24-91.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Insulin icodec (Diabetes mellitus Typ 1) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A24-90. 28.11.2024. (IQWiG-Berichte; Band 1892); DOI: 10.60584/A24-90.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

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Über diese Seite

Erstellt am 19. Dezember 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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