Dostarlimab (Jemperli) bei Gebärmutterkrebs

Einleitung

Der Wirkstoff Dostarlimab (Handelsname Jemperli) ist seit April 2021 für Frauen mit fortgeschrittenem oder wieder aufgetretenem Endometriumkarzinom zugelassen, bei denen im Tumorgewebe spezielle genetische Veränderungen nachgewiesen wurden und eine platinbasierte nicht ausreicht. Seit Dezember 2023 kann Dostarlimab auch mit Carboplatin und Paclitaxel kombiniert werden, wenn noch keine eingesetzt wurde.

Ein Endometriumkarzinom, auch Gebärmutter- oder Gebärmutterschleimhautkrebs genannt, zählt zu den Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Es entsteht durch veränderte Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), die die Innenwand der Gebärmutter auskleidet.

Jüngere Frauen, die noch nicht in den Wechseljahren sind, erkranken sehr selten. In einem frühen Stadium können vor der Menopause Zwischenblutungen, nach der Menopause erneute Blutungen auftreten. Schreitet der Krebs fort, kann es unter anderem zu eitrigem Ausfluss, regelmäßigen Unterleibsschmerzen oder auch Blut im Urin oder Stuhl kommen. Gebärmutterkrebs wird in der Regel operiert, ergänzend kann eine infrage kommen. Ist der Krebs fortgeschritten, wird zusätzlich eine Chemotherapie eingesetzt.

Dostarlimab wird bei Endometriumkarzinom mit einer Mikrosatelliteninstabilität oder einer gestörten Mismatch-Reparatur eingesetzt. Bei einer gestörten Mismatch-Reparatur (mismatch repair deficiency, dMMR) werden Fehler beim Vervielfältigen des Erbguts in den Krebszellen nicht mehr korrigiert. Infolge häufen sich im Tumorgewebe Mutationen, die bei der Gewebsuntersuchung als sogenannte hohe Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) erkannt werden können.

Dostarlimab soll bestimmte Krebszellen hemmen und so den Krebs aufhalten.

Anwendung

Dostarlimab wird als gegeben. In den ersten drei Monaten werden 500 mg Dostarlimab alle drei Wochen verabreicht. Dann wird die Behandlung in einer Dosierung von 1000 mg alle sechs Wochen fortgeführt. In Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel beträgt die empfohlene Dosis 500 mg Dostarlimab alle 3 Wochen für 4,5 Monate, gefolgt von 1000 mg Dostarlimab als Einzeltherapie alle 6 Wochen. Treten zu starke Nebenwirkungen auf oder schreitet der Krebs fort, wird die Behandlung beendet.

Andere Behandlungen

Die bei fortgeschrittenem oder wieder aufgetretenem Endometriumkrebs wird von einer Ärztin oder einem Arzt individuell angepasst. Infrage kommen hierbei eine hormonelle , unterschiedliche Chemotherapien sowie auch eine bestmögliche unterstützende Behandlung („“ oder ). Die unterstützende Behandlung soll sich an den individuellen Bedürfnissen orientieren, Beschwerden wie Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern. Wurde noch keine eingesetzt, kommt Carboplatin mit Paclitaxel infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2021 geprüft, ob Dostarlimab als Einzeltherapie für Frauen mit fortgeschrittenem oder wieder aufgetretenem Endometriumkarzinom im Vergleich zu den individuell angepassten Therapien Vor- oder Nachteile hat. Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.

2024 wurde geprüft, ob Dostarlimab als zusätzliche zu Carboplatin und Paclitaxel Vor- oder Nachteile hat. Der Hersteller legte dazu eine geeignete Studie mit 118 Patientinnen vor. Die eine Hälfte wurde mit Dostarlimab behandelt, die andere Hälfte erhielt ein . Alle Frauen bekamen Carboplatin plus Paclitaxel. Zu Beginn der Studie waren alle Patientinnen in einem guten Allgemeinzustand. Sie wurden bis zu knapp 2 Jahren untersucht. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Dostarlimab?

Lebenserwartung: Hier weist die Studie nur auf einen Vorteil für die Frauen mit Dostarlimab hin, bei denen sich der Krebs in andere Organe ausgebreitet und bereits gebildet hatte oder der Krebs wieder aufgetreten war. Mit Dostarlimab waren 9 von 100 Frauen gestorben. In der Gruppe ohne Dostarlimab waren es 45 von 100 Frauen.

Für die Frauen ohne zeigte sich kein Unterschied.

Kribbel- / Taubheitsgefühl: Bei dieser Krankheitsbeschwerde deutet die Studie bei Frauen, bei denen sich der Krebs in andere Organe ausgebreitet und bereits gebildet hatte auf einen Vorteil durch eine Behandlung mit Dostarlimab hin.

Für Frauen ohne oder bei denen der Krebs wieder aufgetreten war, zeigte sich kein Unterschied.

Soziale Funktion (gesundheitsbezogene Lebensqualität): Hier deutet die Studie auf einen Vorteil für alle mit Dostarlimab behandelten Patientinnen hin. Sie fühlten sich in ihrem Familienleben, bei Unternehmungen mit Freunden und anderen sozialen Aktivitäten weniger beeinträchtigt als die Frauen ohne Dostarlimab.

Harnwegsinfektionen: Bei dieser Nebenwirkung deutet die Studie ebenfalls auf einen Vorteil für Dostarlimab hin.

Welche Nachteile hat Dostarlimab?

Schwere Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Nachteil für die Frauen ohne hin. Mit Dostarlimab traten schwere Nebenwirkungen bei 90 von 100 Patientinnen auf. Ohne Dostarlimab war das bei 43 von 100 Frauen der Fall.

Bei den immunvermittelten schweren Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Nachteil für alle Frauen mit Dostarlimab hin. Bei immunvermittelten Nebenwirkungen greift der eigene Körper das an.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Es gab keinen Unterschied bei Aspekten wie:

  • schwere Erschöpfung ()
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schmerzen
  • Atemnot
  • Schlaflosigkeit
  • Appetitverlust
  • Verstopfung und Durchfall
  • urologische Symptome
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Rücken- und Beckenschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Haarausfall
  • Geschmacksveränderung
  • Gesundheitszustand
  • Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen

Bei den folgenden Aspekten der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigte sich kein Unterschied:

  • Einschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität insgesamt
  • körperliche Funktion
  • Rollenfunktion
  • emotionale Funktion
  • kognitive Funktion
  • sexuelles Interesse
  • sexuelle Aktivität
  • sexueller Genuss
  • negatives Körperbild

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Dostarlimab (Jemperli) als Einzeltherapie und in Kombination.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dostarlimab (Endometriumkarzinom) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A21-84. 13.09.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1199).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dostarlimab (Endometriumkarzinom) – Addendum zum Auftrag A21-84; Auftrag A21-139. 12.11.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1240).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dostarlimab (Endometriumkarzinom) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A23-143. 27.03.2024. (IQWiG-Berichte; Band 1756); DOI: 10.60584/A23-143.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Aktualisiert am 23. April 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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