Blasenentzündungen vorbeugen

Foto von zwei Frauen im Garten

Ein Patentrezept zur Vorbeugung von Blasenentzündungen gibt es nicht. Es kann sich aber lohnen, im Alltag auf bestimmte Dinge zu achten. Medikamente, die vorbeugend wirken, müssen lange eingenommen werden und haben häufig Nebenwirkungen. Andere Mittel sind unwirksam oder nicht ausreichend erforscht.

Auch wenn eine Blasenentzündung (Zystitis) normalerweise unproblematisch ist: Die Beschwerden können sehr unangenehm sein. Manchen Frauen ist eine Blasenentzündung außerdem peinlich. Wer häufig wiederkehrende Blasenentzündungen hat, scheut sich, an Freizeitaktivitäten wie Schwimmen teilzunehmen, und hat vielleicht weniger Lust auf Sex. Vielen Frauen ist es daher sehr wichtig, einer Blasenentzündung möglichst vorzubeugen.

Wie kann ich einer Blasenentzündung im Alltag vorbeugen?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen sollen, Blasenentzündungen vorzubeugen. Da durch Geschlechtsverkehr mehr in die Harnröhre gelangen können, wird häufig geraten, danach auf die Toilette zu gehen und Wasser zu lassen, damit die Bakterien aus der Harnröhre gespült werden. Die Wahl des Verhütungsmittels spielt ebenfalls eine Rolle: So können spermienabtötende Mittel und Diaphragmen das Risiko für Blasenentzündungen erhöhen. Es kann deshalb einen Versuch wert sein, andere Verhütungsmethoden wie zum Beispiel Kondome auszuprobieren.

Auch eine gute Intimhygiene wird immer wieder als Tipp genannt – dabei reicht Waschen mit warmem Wasser aus, Intimsprays oder -lotionen sind überflüssig. Wichtig ist darauf zu achten, dass möglichst keine Darmbakterien in Scheide und Harnröhre geraten. Damit ist zum Beispiel gemeint, nach dem Stuhlgang mit dem Toilettenpapier immer von vorn nach hinten zu wischen.

Oft wird empfohlen, viel zu trinken oder darauf zu achten, dass Füße und Unterleib nicht kalt werden. Manchmal werden zudem allgemeine Ratschläge zur Stärkung der Abwehrkräfte gegeben, wie ausreichend schlafen und Stress vermeiden.

Selbst wenn alle diese Tipps nachvollziehbar klingen und sich im Alltag umsetzen lassen: Wissenschaftlich konnte bisher nicht gezeigt werden, dass solche Maßnahmen helfen.

Helfen Cranberry-Produkte oder weitere pflanzliche Mittel?

Manchmal werden Cranberry-Produkte zur Vorbeugung von Blasenentzündungen empfohlen. In Apotheken und Drogerien sind Zubereitungen aus den Beeren in Form von Kapseln, Tabletten, Pulver, Tee oder Saft erhältlich. Studien zeigten: Frauen, die ein Cranberry-Präparat einnahmen, erkrankten etwas seltener an einer unkomplizierten Blasenentzündung. In Zahlen:

  • : Etwa 8 von 100 Frauen hatten innerhalb von 3 Monaten mindestens 1 Blasenentzündung.
  • Cranberry-Präparate: Etwa 5 von 100 Frauen hatten innerhalb von 3 Monaten mindestens 1 Blasenentzündung.

Diese Cranberry-Präparate wirken jedoch nur, solange sie eingenommen werden. Nebenwirkungen traten in den Studien kaum auf, vereinzelt berichteten Frauen aber über Magen-Darm-Probleme wie Blähungen oder Durchfall.

Es werden verschiedene weitere pflanzliche Mittel zur Vorbeugung angeboten. Für diese Mittel gibt es aber keine verlässlichen Nachweise, dass sie einen Vorteil haben.

Können Antibiotika vorbeugend eingenommen werden?

Frauen, die immer wieder Blasenentzündungen haben, können in einer niedrigen Dosierung vorbeugend einnehmen. Dies müssen sie dann jedoch über einen langen Zeitraum tun, häufig über 3 bis 6 Monate.

Zwar bekommen Frauen dann weniger Blasenentzündungen, sie haben aber recht häufig Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme, Hautausschlag und Pilzinfektionen in der Scheide. Viele Frauen brechen die Einnahme deshalb nach einiger Zeit ab. Zudem erhöht eine zu häufige Einnahme von Antibiotika die Gefahr, dass unempfindlich gegen werden und die Mittel nicht mehr wirken (Resistenzbildung).

Wann kommen Hormone infrage?

Ab den Wechseljahren produziert der Körper weniger vom weiblichen Geschlechtshormon . Bei manchen Frauen wird dadurch die Schleimhaut der Scheide dünner und trockener, weshalb sich dort leichter Keime ansiedeln und auch Blasenentzündungen auslösen können. Östrogenpräparate zum Einführen in die Scheide – zum Beispiel als Zäpfchen, Creme oder Tablette – sollen dem vorbeugen.

Örtlich angewendete Östrogenpräparate können manchen Frauen helfen, die Zahl der Blasenentzündungen zu verringern. Allerdings können die Mittel Nebenwirkungen wie Jucken und Brennen im Vaginalbereich haben. Zudem weiß man noch nicht viel über die Folgen, wenn Frauen die Mittel über einen längeren Zeitraum (mehr als acht Monate) anwenden.

Östrogentabletten zum Einnehmen können Blasenentzündungen dagegen nicht vorbeugen. Zudem können sie nach einigen Monaten zu Nebenwirkungen führen wie Spannungsgefühlen in den Brüsten, leichten Scheidenblutungen und Hautausschlag.

Was ist über eine Impfung und weitere Behandlungen bekannt?

Seit 2004 ist eine gegen Blasenentzündungen auf dem Markt (StroVac-Impfung). Der Impfstoff enthält mehrere inaktive Bakterienstämme. Der Hersteller gibt an, dass der Körper durch die lerne, sich gegen die Erreger besser zur Wehr zu setzen.

Gut zu wissen

Ob die gegen Blasenentzündungen sinnvoll ist, ist nicht sicher nachgewiesen. Von den gesetzlichen Krankenkassen wird sie nicht bezahlt.

Unklar ist auch, ob die Einnahme von Kapseln mit einem aus abgetöteten Escherichia-coli-Bakterien Vorteile hat. Auch sie sollen dem Körper helfen, bei einer schneller und wirksamer zu reagieren. An den bisherigen Studien haben aber zu wenige Menschen teilgenommen, die Forschungsergebnisse sind deshalb noch unsicher. Die Kosten für die Kapseln werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Auch wird manchmal eine vorbeugende Wirkung nachgesagt. Sie gibt es in Form von Zäpfchen, Saft oder Tablette. Für kein Produkt ist aber bislang eine Wirkung gegen Blasenentzündungen nachgewiesen.

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Aktualisiert am 08. Februar 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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