Welche Medikamente können helfen?

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Medikamente, die die Blasenentleerung unterstützen, können Prostatabeschwerden lindern. Sie werden häufig eingesetzt, wenn die Symptome so belastend sind, dass man ohne Behandlung im Alltag nur schlecht zurechtkommt.

Wenn nachts mehrere Toilettengänge nötig sind und der Harndrang auch tagsüber zum ständigen Begleiter wird, weil sich die Blase nicht mehr richtig leert, können verschiedene Medikamente Linderung verschaffen.

Bei der Entscheidung für ein Medikament ist es immer sinnvoll, zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Mitteln zu sprechen. So nehmen viele ältere Männer mit Prostataproblemen bereits regelmäßig Medikamente ein – zum Beispiel gegen zu hohen Blutdruck () oder chronische Erkrankungen.

Alphablocker

Alphablocker (auch Alpha-1-Rezeptorblocker genannt) werden bei Prostatabeschwerden sehr häufig eingesetzt. Sie erleichtern die Blasenentleerung, indem sie die Muskeln der Prostata und Blase entspannen. Da Alphablocker auch den Blutdruck senken, eignen sie sich besonders für Männer mit .

Die bei Prostatabeschwerden gebräuchlichsten Alphablocker sind:

  • Alfuzosin
  • Doxazosin
  • Silodosin
  • Tamsulosin
  • Terazosin

Alphablocker werden einmal am Tag zusammen mit einem Glas Wasser eingenommen, in der Regel nach einer Mahlzeit und immer zur gleichen Tageszeit. Dabei ist es wichtig, die Tabletten ganz zu schlucken. Sie sollten nicht zerdrückt oder zerkaut werden. Die Anwendung der einzelnen Wirkstoffe unterscheidet sich etwas und kann in der Arztpraxis oder Apotheke erklärt werden.

Wie wirksam sind Alphablocker?

Studien zeigen, dass Alphablocker die Beschwerden einer gutartigen Prostatavergrößerung lindern können:

  • Mit einem Scheinmedikament () nahmen sie bei etwa 50 von 100 Männern ab,
  • mit Alphablockern dagegen bei etwa 70 von 100 Männern.

Das bedeutet, die Alphablocker konnten die Beschwerden bei etwa 20 von 100 Männern lindern.

Eine Besserung ist normalerweise nach einigen Tagen spürbar, die volle Wirkung entfaltet sich innerhalb eines Monats. Die Beschwerden verschwinden durch Alphablocker in der Regel aber nicht vollständig. Wenn bei einem Mann nach acht Wochen noch keine Besserung eingetreten ist, wirkt das Medikament bei ihm wahrscheinlich nicht.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Da Alphablocker den Blutdruck senken, können sie zu Beschwerden wie Schwindel führen. Eine andere mögliche Nebenwirkung sind Ejakulationsstörungen: Beim Samenerguss kann sich die Menge der ausgestoßenen Samenflüssigkeit verringern. Wie häufig es zu solchen Nebenwirkungen kommt, lässt sich anhand von Studienergebnissen abschätzen:

  • Ejakulationsstörungen: Bei etwa 1 von 100 Männern; mit Silodosin bei etwa 20 von 100 Männern.
  • Schwindel: Bei ungefähr 4 von 100 Männern.
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit: Bei etwa 2 von 100 Männern.
  • niedriger Blutdruck: Bei etwa 2 von 100 Männern.
  • Schnupfen (verstopfte oder laufende Nase): Bei etwa 1 von 100 Männern.

Diese Nebenwirkungen treten aber nicht unbedingt dauerhaft auf und sind auch nicht immer sehr störend. Das zeigt sich daran, dass in Studien nur 1 von 100 Männern die Behandlung wegen Nebenwirkungen abgebrochen hat.

Bei Doxazosin und Terazosin ist es wichtig, die Behandlung mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen und langsam zu steigern, um Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden.

Wollen Männer, die Alphablocker zur Behandlung ihrer Prostatabeschwerden nehmen, zu Potenzmitteln greifen, sollten sie vorher mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt sprechen, da es zu Wechselwirkungen wie beispielsweise einem Absinken des Blutdrucks kommen kann.

Alpha-Reduktase-Hemmer

Alpha-Reduktase-Hemmer verringern die Bildung der männlichen Geschlechtshormone, die zum Wachstum der Prostata beitragen. Dadurch wird die Prostata wieder kleiner, sodass sie nicht mehr so stark auf Blase und Harnröhre drückt. Die Fachbezeichnung für diese Medikamente ist „5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren“.

Zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung sind zwei Mittel zugelassen:

  • Finasterid
  • Dutasterid

In Deutschland werden fast ausschließlich Finasterid oder ein Kombinationsmedikament mit Dutasterid und dem Alphablocker Tamsulosin eingesetzt.

Alpha-Reduktase-Hemmer können Prostatabeschwerden nachweislich lindern. Ihre Wirkung setzt jedoch sehr langsam ein. Es kann mehrere Monate dauern, bis sich die Beschwerden bessern, manchmal zeigt sich aber nach einem Jahr noch keine spürbare Wirkung.

Alpha-Reduktase-Hemmer können vor allem bei Männern, deren Prostata deutlich vergrößert ist, eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit sein. Dann können sie das Risiko für einen Harnverhalt und die Notwendigkeit einer Operation senken.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Bei 2 bis 3 von 100 Männern verursachen Alpha-Reduktase-Hemmer Nebenwirkungen wie Erektionsstörungen, Störungen beim Samenerguss, ein verringertes Lustempfinden und Müdigkeit. Bei 1 von 100 Männern vergrößern sich die Brustdrüsen.

Die Wirkstoffe verändern außerdem die Menge des „Prostata-spezifischen “ () im Blut, den sogenannten PSA-Wert. Wer Finasterid oder Dutasterid nimmt und einen PSA-Test machen lässt, muss deshalb seine Ärztin oder seinen Arzt darüber informieren.

Wie wirkt eine Kombinationsbehandlung?

Manchmal werden Alphablocker und Alpha-Reduktase-Hemmer zusammen eingesetzt, um Beschwerden möglichst rasch zu lindern und gleichzeitig das weitere Wachstum der Prostata zu hemmen. Eine Kombinationsbehandlung kommt für Männer mit stärkeren Beschwerden und einer deutlich vergrößerten Prostata infrage. Das Risiko, dass die Prostata noch weiter wächst, ist bei ihnen erhöht.

Eine Kombinationsbehandlung kann das Risiko senken, dass die Beschwerden zunehmen oder Komplikationen auftreten. Die Vorteile zeigten sich aber erst nach 1 bis 2 Jahren und nur bei Männern mit einer stark vergrößerten Prostata.

Der Nachteil: Das Risiko für Samenerguss- und Erektionsstörungen ist höher als bei einer Behandlung nur mit Alphablockern.

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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 28. Juni 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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