Was sind Disease-Management-Programme (DMP)?

Disease-Management-Programme (DMP) sind Behandlungsprogramme für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Deshalb werden sie auch „Chroniker-Programme“ genannt.

Die Programme beruhen auf dem aktuellen Forschungsstand und sollen eine hochwertige Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellen. Sie beinhalten zum Beispiel eine gute Abstimmung unterschiedlicher Behandlungen, regelmäßige Verlaufskontrollen, aber auch die Beratung und Schulung der Betroffenen im Umgang mit ihrer Krankheit.

DMP werden in Deutschland seit 2002 von den gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten angeboten. Für Patientinnen und Patienten ist die Teilnahme freiwillig und kostenlos. Ärztliche Praxen, die eine Behandlung im Rahmen von DMP anbieten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und festgelegte Qualitätsanforderungen einhalten.

Derzeit gibt es solche Programme für Menschen mit den folgenden chronischen Erkrankungen:

Programme zu weiteren Erkrankungen werden aktuell erarbeitet, darunter Osteoporose, Depression und chronische Herzinsuffizienz.

Was bezweckt ein Disease-Management-Programm?

Das wichtigste Ziel eines DMP ist, die Versorgung von Menschen mit einer chronischen Erkrankung zu verbessern. Eine Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft soll Beschwerden verringern, das Fortschreiten der Krankheit aufhalten sowie Komplikationen und Folgeschäden möglichst vermeiden.

Außerdem soll ein DMP die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen betreuenden Fachleuten und Einrichtungen verbessern – zum Beispiel von allgemein- und fachärztlichen Praxen, Kliniken und Reha-Einrichtungen. Durch einen besseren Informationsfluss – etwa durch ausführliche Dokumentationen – sollen die einzelnen Behandlungsschritte gut aufeinander abgestimmt und unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden.

Schulungen und regelmäßige Beratungsgespräche unterstützen die Betroffenen beim Umgang mit der Erkrankung. Sie ermöglichen zudem, eigene Wünsche und Bedürfnisse einzubringen und informierte Entscheidungen zu treffen. Dies alles soll die Lebensqualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbessern.

Wer kann an einem DMP teilnehmen?

Gesetzlich Versicherte mit einer Erkrankung, für die ein DMP angeboten wird, können sich gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt dafür anmelden. Wer mehrere dieser Erkrankungen hat, kann an mehreren DMP teilnehmen – mit wenigen Ausnahmen: Für das DMP und für das DMP kann man sich nicht gleichzeitig einschreiben. Ebenso wird eine gleichzeitige Teilnahme am demnächst verfügbaren DMP Chronische und am DMP Koronare Herzkrankheit ausgeschlossen.

Die meisten Programme richten sich an Erwachsene ab 18 Jahren. Die DMP für und Diabetes Typ 1 sind aber auch für Kinder verfügbar.

Wenn man sich in ein DMP einschreiben lassen möchte, die behandelnde Ärztin oder der Arzt aber nicht daran teilnimmt, kann dies einen Arztwechsel notwendig machen.

Wie sieht die Behandlung innerhalb eines DMP aus?

Die Ärztin oder der Arzt erstellt einen individuellen Therapieplan. Dieser umfasst unter anderem die medikamentöse Behandlung und andere therapeutische Maßnahmen, Schulungen und regelmäßige Kontrolluntersuchungen, zum Teil auch in anderen Praxen oder Kliniken. Zum Beispiel sieht das DMP Diabetes regelmäßige augenärztliche Untersuchungen vor, um mögliche Folgeschäden frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

In regelmäßigen Arztgesprächen können Patientinnen und Patienten die Behandlung und ihre Ziele besprechen und dabei die eigenen Wünsche und Bedürfnisse einbringen. Die einzelnen Behandlungsschritte sowie alle Untersuchungs- und Behandlungsergebnisse werden elektronisch dokumentiert. So können alle an der Beteiligten sie nachvollziehen und bei der weiteren Behandlung berücksichtigen.

Patientinnen und Patienten, die sich für ein DMP einschreiben, erklären sich bereit, aktiv an der Behandlung mitzuarbeiten – zum Beispiel, indem sie je nach individueller Absprache alle 3 oder 6 Monate eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Alle teilnehmenden Fachleute – zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeitende in Kliniken und Reha-Einrichtungen, Pflegekräfte oder Anbieter von Schulungen – verpflichten sich, die vorgegebenen Qualitätskriterien und Behandlungspläne einzuhalten.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um in den DMP die Qualität der Behandlung sicherzustellen. Beispielsweise werten die Krankenkassen regelmäßig Angaben zu Untersuchungen, Behandlungsschritten und -ergebnissen sowie Schulungen aus. Die Ärztinnen und Ärzte erhalten dann über sogenannte Feedback-Berichte eine Rückmeldung über erreichte Behandlungserfolge, auch im Vergleich zu anderen Arztpraxen. Außerdem nehmen sie an Fortbildungen teil.

Patientinnen und Patienten können so lange an einem DMP teilnehmen, wie sie möchten. Lediglich das DMP Brustkrebs ist zeitlich begrenzt auf zehn Jahre nach der Entfernung des Tumors, sofern danach kein neues Tumorgewebe gewachsen ist.

Welche Vorteile kann ein DMP haben?

Chronische Erkrankungen erfordern eine langfristige und regelmäßige Behandlung, die an die Lebensumstände einer Patientin oder eines Patienten angepasst sein sollte. Ein Disease-Management-Programm kann eine Möglichkeit sein, längerfristig besser mit einer Erkrankung zurechtzukommen und den Erfolg der Behandlung zu verbessern. Die Teilnahme an einem DMP kann zum Beispiel folgende Vorteile bieten:

  • Wer sich in ein DMP einschreibt, arbeitet mit Ärztinnen und Ärzten zusammen, die sich besonders gründlich mit der einer Erkrankung auseinandergesetzt haben.
  • Die Vorgaben für die Behandlung beruhen auf dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens und werden regelmäßig überprüft.
  • Die an einem DMP beteiligten Ärztinnen und Ärzte sind genau über den Verlauf der informiert und können sich an den vereinbarten regelmäßigen Terminen besser auf jemanden einstellen, als dies in einer normalen Sprechstunde möglich wäre.
  • Alle beteiligten Fachkräfte, ob oder stationär, sind dazu angehalten, ihre Maßnahmen untereinander abzustimmen.
  • Spezielle Schulungen können es chronisch kranken Menschen erleichtern, ihre Behandlung gut informiert und aktiv mitzubestimmen und Wege zu finden, so gut wie möglich mit ihrer Erkrankung zu leben.

Manche Menschen empfinden einen strukturierten Behandlungsplan auch deshalb als hilfreich, weil er ihnen einige praktische Dinge abnimmt: Zum Beispiel müssen sie nicht mehr selbst nach geeigneten Fachärztinnen und -ärzten oder Kliniken suchen ­– außer sie möchten das.

Was kann ich tun, wenn es für meine Erkrankung kein DMP gibt?

Wenn die gesetzlichen Krankenkassen für eine chronische Erkrankung kein DMP anbieten, bedeutet das nicht, dass man auf eine gut abgestimmte Behandlung (ein „Disease Management“) verzichten muss. Wichtig ist, eine engagierte Arztpraxis zu finden, die eng mit anderen Behandelnden und Einrichtungen zusammenarbeitet. Wer mit der Ärztin oder dem Arzt einen persönlich angepassten Behandlungsplan festlegt und regelmäßige Untersuchungstermine wahrnimmt, folgt bereits grundlegenden Elementen eines guten Krankheitsmanagements. Nicht zuletzt können verlässliche, umfassende Informationen dabei helfen, eine Erkrankung besser zu verstehen und mit ihr leben zu lernen.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 14. Juni 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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