Vibegron (Obgemsa) bei überaktiver Blase

Einleitung

Vibegron (Handelsname Obgemsa) ist seit Juni 2024 für Erwachsene mit überaktiver Blase zugelassen.

Bei einer überaktiven Blase (auch Reizblase genannt) kommt es zu einem deutlich erhöhten Harndrang sowohl tagsüber als auch nachts. Der Drang, Wasser zu lassen, kann manchmal so plötzlich und stark auftreten, dass Betroffene es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen und einnässen (). Auch der Schlaf ist meist beeinträchtigt.

Frauen sind häufiger von einer überaktiven Blase betroffen als Männer. Als eine Hauptursache gilt, dass die Blasenmuskulatur übermäßig aktiv ist und sich auch anspannt, wenn die Blase noch gar nicht voll ist. Auch hormonelle Veränderungen, insbesondere in den Wechseljahren, können zu einer Reizblase führen.

Vibegron soll die Blasenmuskeln entspannen und den Harndrang lindern.

Anwendung

Den Wirkstoff gibt es als Tablette in einer Dosierung von 75 mg, und er wird einmal täglich eingenommen.

Andere Behandlungen

Für Personen mit überaktiver Blase kommen Wirkstoffe wie Darifenacin, Desfesoterodin, Fesoterodin, Mirabegron, Propiverin, Solifenacin, Tolterodin oder Trospiumchlorid infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2025 geprüft, ob Vibegron für Erwachsene mit überaktiver Blase im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.

Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller eine Studie vor, aus der die Daten von 323 Personen ausgewertet werden konnten. 182 Personen wurden mit Vibegron behandelt, 141 mit Tolterodin. Sie wurden ein Jahr lang begleitet. Es waren nur Personen in der Studie eingeschlossen, die in einem guten körperlichen und psychischen Allgemeinzustand waren. Fast 80 Prozent der untersuchten Personen in der Studie waren Frauen.

Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Vibegron?

Gesundheitsbezogene Lebensqualität: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil für Personen ab 65 Jahren hin. Sie verbesserte sich in dieser Altersgruppe innerhalb eines Jahres bei 60 von 100 Personen. Bei den Personen mit Tolterodin war das bei 44 von 100 der Fall.

Für Personen unter 65 Jahren zeigte sich kein Unterschied.

Mundtrockenheit: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil von Vibegron hin: Mit diesem Wirkstoff trat diese Nebenwirkung bei 2 von 100 Personen auf. Mit Tolterodin war das bei 7 von 100 Personen der Fall.

Welche Nachteile hat Vibegron?

Es zeigten sich keine Nachteile von Vibegron im Vergleich zu Tolterodin.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Verbesserung der Beschwerden: Hier zeigte sich kein Unterschied. Bei etwa 70 bis 80 von 100 Personen hatten sich die Beschwerden innerhalb eines Jahres verbessert.

Schwere Nebenwirkungen: Auch hier zeigte sich kein Unterschied. Bei 2 bis 4 von 100 Personen traten schwere Nebenwirkungen auf.

Zudem zeigte sich kein Unterschied bei:

  • Gesundheitszustand
  • und Dranginkontinenz
  • Häufigkeit des Wasserlassens
  • starker, plötzlicher Harndrang
  • nächtlicher Harndrang
  • Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen
  • Harnwegsinfektionen

Welche Fragen sind noch offen?

Eine zuverlässige Aussage zu den Nebenwirkungen ist abschließend nicht möglich, da in der Vergleichsgruppe nicht die Möglichkeit bestand, die Dosis von Tolterodin bei Unverträglichkeiten zu reduzieren.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis des Gutachtens und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Vibegron (Obgemsa).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Vibegron (überaktive Blase) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A25-39. 28.05.2025. (IQWiG-Berichte; Band 2022); DOI: 10.60584/A25-39.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 07. Juli 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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