Vakuumversiegelung bei Wunden

Foto von Wundbehandlung

Schwer heilende Wunden oder bestimmte Operationswunden können mit einer behandelt werden. Einige Studien deuten darauf hin, dass diese Behandlung die Wundheilung fördern kann.

Eine Wunde wird normalerweise gereinigt und dann verschlossen. Bei kleinen Wunden genügt meist ein Pflaster als Wundauflage, und die Wunde verschließt sich selbst. Bei größeren können die Wundränder zum Beispiel genäht, geklammert oder verklebt und danach mit einer Wundauflage versorgt werden. Es kann aber sein, dass Wunden nicht gleich verschlossen werden können, etwa wegen ihrer Größe oder einer . Dann werden sie direkt mit einer Wundauflage versorgt. Je nach Art der Wunde kommen verschiedene Auflagen aus unterschiedlichen Materialien infrage. Sie sollen die Wunde vor Schmutz und Infektionen schützen und die Wundheilung fördern.

Wenn eine Wunde trotz Behandlung über mehrere Wochen nicht zu heilen beginnt, gilt sie als chronisch. Entzündete oder chronische Wunden reinigen Fachkräfte regelmäßig. Zusätzlich entfernen sie abgestorbenes oder entzündetes Gewebe. Diese Behandlung nennt man „Débridement“.

Bei manchen Wunden wird zusätzlich eine spezielle Versorgung empfohlen, die .

Vakuumversiegelungstherapie

Bei der wird die Wunde luftdicht mit einer besonderen Wundauflage aus Schwamm oder Gaze abgedeckt. An der Auflage ist über einen dünnen Schlauch eine Pumpe angeschlossen, die Wundflüssigkeit absaugt. Dadurch entsteht im Wundbereich ein Unterdruck, um die Durchblutung der Wunde zu erhöhen. Außerdem bleibt die Wunde feucht, was die Heilung ebenfalls fördern soll. Meist wird der Wundverband regelmäßig gewechselt. Dies hängt unter anderem von der Art der behandelten Wunde ab.

Primäre und sekundäre Wundheilung

Wunden heilen auf unterschiedliche Arten – je nachdem, wie sie beschaffen sind. Man unterscheidet folgende Arten der Wundheilung:

  • primäre Wundheilung: Wenn die Ränder einer Wunde nahe beieinanderliegen und glatt sind, lassen sie sich aneinanderfügen, zum Beispiel durch eine wie bei einer Operationswunde.
  • sekundäre Wundheilung: Fehlt ein Stück Gewebe, ist es stark beschädigt oder abgestorben, oder ist die Wunde infiziert, lassen sich die Wundränder nicht aneinanderfügen. Um die Lücke zu füllen, muss der Körper zunächst neues Gewebe bilden. Damit die Wunde abheilen kann, sind manchmal auch Eingriffe wie zum Beispiel eine nötig.

Außerdem gibt es die epitheliale Wundheilung. Wenn die Wunde auf die oberen Hautschichten begrenzt ist – zum Beispiel bei einer Schürfwunde –, heilt sie schnell, komplikationslos und ohne Narbe, indem das verletzte Gewebe neu gebildet wird.

Studienergebnisse zur Vakuumversiegelungstherapie

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat untersucht, welche Vor- oder Nachteile eine im Vergleich zur herkömmlichen Wundbehandlung und -versorgung hat. Dabei wurde zwischen Wunden mit primärer und sekundärer Wundheilung unterschieden.

Vakuumversiegelungstherapie bei Wunden, die primär heilen

Die Wissenschaftlergruppe des IQWiG fand insgesamt 45 Studien mit verwertbaren Ergebnissen zur Frage, welche Vor- oder Nachteile eine bei der primären Wundheilung im Vergleich zur Standardbehandlung hat – zum Beispiel mit einer herkömmlichen Wundauflage. In den Studien wurden jeweils Operationswunden untersucht. Bei den meisten teilnehmenden Patientinnen und Patienten war eine erschwerte Wundheilung zu erwarten.

Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die die Heilung einer Wunde innerhalb von sechs Wochen verbessern kann:

  • Mit einer Standardbehandlung heilte die Wunde bei etwa 88 von 100 Menschen.
  • Mit einer heilte die Wunde bei etwa 95 von 100 Menschen.

Die Studien weisen außerdem darauf hin, dass die hilft, leichtere Infektionen zu vermeiden.

Zu Komplikationen, insbesondere schwerwiegenden, kam es bei beiden Behandlungen insgesamt gleich häufig. Bei welchem der Verfahren weniger Schmerzen auftreten oder kürzere Krankenhausaufenthalte möglich sind, lässt sich nicht sagen: Die Studien zeigten hier widersprüchliche Ergebnisse. Kein Unterschied ergab sich bei der Lebensqualität.

Vakuumversiegelungstherapie bei Wunden, die sekundär heilen

Die Wissenschaftlergruppe des IQWiG fand insgesamt 48 Studien mit verwertbaren Ergebnissen zur Frage, welche Vor- oder Nachteile eine bei der sekundären Wundheilung im Vergleich zu einer herkömmlichen Wundversorgung hat.

Die Studien weisen insgesamt darauf hin, dass die auch die Heilung dieser Wunden fördern kann. Unter anderem zeigte sich nach sechs Monaten:

  • Mit einer Standardbehandlung war die Wunde bei etwa 35 von 100 Menschen abgeheilt.
  • Mit einer war die Wunde bei etwa 46 von 100 Menschen abgeheilt.

Zudem verkürzte die den Aufenthalt im Krankenhaus. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer blieben im Mittel () 23 Tage im Krankenhaus, wenn die Wunde standardmäßig behandelt wurde. Erhielten die Teilnehmenden die , konnten sie im Durchschnitt fünf Tage früher nach Hause gehen.

Zu Schmerzen oder Komplikationen, insbesondere schwerwiegenden, kam es bei beiden Behandlungsverfahren gleich häufig. Dies gilt auch für die Zahl der Amputationen. Die Lebenserwartung war in beiden Behandlungsgruppen gleich.

Wie eine die Lebensqualität beeinflusst, lässt sich nicht sagen: Die Studien zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Die Auswirkungen auf Hilfs- und Pflegebedürftigkeit wurde nicht untersucht.

Vorteile der Vakuumversiegelungstherapie möglich

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass die Vakuumversiegelung die Heilung von Wunden im Vergleich zu einer Standardbehandlung verbessert. Dabei war das Ausmaß an Nebenwirkungen vergleichbar.

Allerdings haben die Forscherinnen und Forscher zahlreiche weitere Studien identifiziert, deren Ergebnisse bisher nicht veröffentlicht wurden. Da nicht auszuschließen ist, dass diese ein anderes Bild ergeben, könnte es auch sein, dass die Vorteile der Vakuumversiegelung im Moment überschätzt werden.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Vakuumversiegelungstherapie von Wunden mit intendierter primärer Wundheilung: Abschlussbericht; Auftrag N17-01B. 2019.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Vakuumversiegelungstherapie von Wunden mit intendierter sekundärer Wundheilung: Abschlussbericht; Auftrag N17-01A. 2019.

Zens Y, Barth M, Bucher HC et al. Negative pressure wound therapy in patients with wounds healing by secondary intention: a systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. Systematic Reviews 2020; 9(1): 238.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Aktualisiert am 27. Juli 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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