Tislelizumab (Tevimbra) bei fortgeschrittenem Lungenkrebs

Einleitung

Tislelizumab (Handelsname Tevimbra) ist seit Juli 2024 für Erwachsene mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) zugelassen.

Der Wirkstoff kommt infrage als:

  • Ersttherapie in Kombination mit Carboplatin plus Paclitaxel oder nab-Paclitaxel bei plattenepithelialem NSCLC bei erwachsenen Patientinnen und Patienten, bei denen der Tumor lokal fortgeschritten ist und eine Operation oder platinbasierte Radiochemotherapie nicht infrage kommen oder der Krebs schon Metastasten gebildet hat.
  • Ersttherapie in Kombination mit Pemetrexed plus platinhaltiger bei fortgeschrittenem nicht plattenepithelialem NSCLC mit PD L1, bei denen der Tumor lokal fortgeschritten ist und eine Operation oder platinbasierte Radiochemotherapie nicht infrage kommen oder der Krebs schon Metastasten gebildet hat.
  • Folgetherapie nach platinbasierter bei fortgeschrittenem NSCLC.

Lungenkrebs entsteht durch die bösartige Neubildung von Zellen der Atemwege () und ihrer Aufzweigungen, den Bronchiolen. Deshalb spricht man auch von einem Bronchialkarzinom. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Tumorarten:

  • das kleinzellige (englisch: small cell lung carcinoma, SCLC) und
  • das nicht kleinzellige (englisch: non small cell lung carcinoma, NSCLC).

Bei der spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Beispielsweise wird am Anfang untersucht, ob der Lungenkrebs ein plattenepithelialer oder nicht-plattenepithelialer Tumor ist. Als Plattenepithel wird die Wandschicht der bezeichnet. Zudem kann der Tumor bei manchen Personen das Eiweiß PD-L1 produzieren. Diese Veränderungen führen zu unkontrolliertem Tumorwachstum und einer schlechteren Immunabwehr. Auch der epidermale Wachstumsfaktorrezeptor (englisch: epidermal growth factor receptor, EGFR) sowie eine Veränderung des anaplastischen Lymphomkinase-Gens (ALK-Gen) können zu unkontrolliertem Wachstum des Tumors beitragen.

Ein Lungenkarzinom wird, wenn möglich, operativ entfernt. Manchmal ist es jedoch schon zu groß oder es hat bereits Absiedlungen () in anderen Körperregionen gebildet. In diesem Fall spricht man von fortgeschrittenem Lungenkrebs.

Tislelizumab soll bei einem nicht kleinzelligen das aktivieren, den Krebs zu bekämpfen.

Anwendung

Der Wirkstoff wird als verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 200 mg alle 3 Wochen. Die erste Dosis wird über einen Zeitraum von 1 Stunde verabreicht. Wird diese gut vertragen, so können die folgenden Infusionen über Zeiträume von 30 Minuten verabreicht werden. Treten zu schwere Nebenwirkungen auf oder schreitet der Krebs fort, wird die beendet.

Andere Behandlungen

Die eines fortgeschrittenen NSCLC ist abhängig davon, ob es sich um eine Erst- oder Folgetherapie handelt, vom Allgemeinzustand und den Tumoreigenschaften. Infrage kommen als Standardtherapie Wirkstoffe allein oder in Kombination wie beispielsweise platinbasierte Chemotherapien, Pembrolizumab, Atezolizumab, Docetaxel oder Cemiplimab.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2025 geprüft, ob Tislelizumab als Erst- oder Folgetherapie bei fortgeschrittenem NSCLC im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.

Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller nur geeignete Daten für vorbehandelte Patientinnen und Patienten mit PD-L1 negativem (unter 1 %) Tumor vor. In der Studie wurden 214 Personen mit Tislelizumab und 103 Personen mit Docetaxel behandelt. Alle Teilnehmenden hatten vorher 1 oder 2 Therapien erhalten, darunter eine platinbasierte . Bei fast 90 Prozent der Patientinnen und Patienten hatte die Krebserkrankung bereits gebildet. Zudem zeigte sich bei den Tumoren keine EGFR- oder ALK-Mutation. Die Personen waren zu Beginn der Studie in einem guten Allgemeinzustand. Sie wurden bis zu 3 Jahren und 10 Monaten untersucht. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Tislelizumab?

Schwere Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil von Tislelizumab hin. Schwere Nebenwirkungen traten in dieser Gruppe im Mittel () nach etwa 16 Monaten auf. Mit Docetaxel war das bereits im 1. Behandlungsmonat der Fall. Dazu gehörten beispielsweise schwere Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems, schwere Infektionen, schwere Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen sowie eine stark erniedrigte Neutrophilen- und Leukozytenanzahl.

Auch bei folgenden Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Vorteil für Tislelizumab hin:

  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Schwächegefühl
  • Schlaflosigkeit
  • Haarausfall

Welche Nachteile hat Tislelizumab?

Schwere Erkrankungen der Atemwege und des Brustraums: Hier deutet die Studie auf einen Nachteil von Tislelizumab hin. Sie traten mit Tislelizumab bei 14 von 100 Patientinnen auf. Mit Docetaxel war das bei 4 von 100 Personen der Fall.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier zeigte sich kein Unterschied, in beiden Gruppen waren im Studienverlauf 78 bis 80 von 100 Patientinnen und Patienten gestorben.

Zudem zeigte sich kein Unterschied bei Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen.

Welche Fragen sind noch offen?

Zu Krankheitsbeschwerden, Gesundheitszustand und immunvermittelten Nebenwirkungen, bei denen das eigene den Körper angreift, legte der Hersteller keine geeigneten Daten vor.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Tislelizumab (Tevimbra) als Ersttherapie bei plattenepithelialem NSCLC und nicht plattenepithelialem NSCLC und als Folgetherapie.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tislelizumab (plattenepitheliales NSCLC, Erstlinie) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A24-126. 27.03.2025. (IQWiG-Berichte; Band 1966); DOI: 10.60584/A24-126.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tislelizumab (nicht plattenepitheliales NSCLC, Erstlinie) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A24-127. 27.03.2025. (IQWiG-Berichte; Band 1967); DOI: 10.60584/A24-127.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tislelizumab (NSCLC, ab Zweitlinie) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A24-128. 27.03.2025. (IQWiG-Berichte; Band 1968); DOI: 10.60584/A24-128.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 30. Mai 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.