Pirtobrutinib (Jaypirca) bei fortgeschrittener chronischer lymphatischer Leukämie (CLL)

Einleitung

Pirtobrutinib (Handelsname Jaypirca) ist seit März 2025 für Erwachsene mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassen, deren Krebs fortgeschritten oder wieder aufgetreten ist. Der Wirkstoff kommt infrage, wenn die Patientinnen und Patienten zuvor mit einem Bruton-Tyrosinkinase(BTK)-Inhibitor behandelt wurden. Auch bei Personen, die zuvor zusätzlich mit einem BCL-2 Inhibitor behandelt wurden, kann Pirtobrutinib eingesetzt werden.

Die CLL ist eine seltene Krebserkrankung. Hierbei kommt es zu einer Veränderung der B-Zellen des Immunsystems. Die defekten Zellen vermehren sich in Blut, und Lymphsystem und verdrängen immer mehr gesunde Zellen. Meist schreitet die CLL langsam fort und verursacht im frühen Stadium keine Beschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine CLL auch Organe wie beispielsweise Leber oder Milz befallen und es kommt häufig zu Infektionen, einer , starker Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

BTK-Inhibitoren (BTKi) sind Medikamente, die die sogenannte Bruton-Tyrosinkinase (BTK) hemmen. Es handelt sich hierbei um ein , das eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung insbesondere in den B-Zellen spielt. BTKi hemmen krankhafte B-Zellen im Wachstum und verkürzen deren Lebensdauer. BCL-2 Inhibitoren zielen speziell auf das Protein BCL-2 ab. Dieses Protein schützt Zellen vor dem Zelltod und ist bei einer CLL überaktiv. Dadurch überleben krankhaft veränderte Zellen länger als sie sollten. Durch den BCL-2 Hemmer soll diese Überaktivität reguliert und die Überlebenszeit der Krebszellen verringert werden.

Pirtobrutinib wirkt als BTK-Inhibitor wie oben beschrieben.

Anwendung

Den Wirkstoff gibt es als Tablette in einer Dosierung von 100 mg. Er wird einmal täglich, unabhängig von einer Mahlzeit, mit 2 Tabletten (200 mg) eingenommen. Treten zu starke Nebenwirkungen auf oder schreitet der Krebs fort, wird die beendet.

Andere Behandlungen

Bei vorbehandelten Personen mit CLL wird die individuell angepasst. Diese orientiert sich am Allgemeinzustand der Patientinnen und Patienten und daran, welche Therapien bereits versucht wurden. Unter anderem können dann Wirkstoffe wie Idelalisib, Venetoclax oder Bendamustin, jeweils in Kombination mit Rituximab, eingesetzt werden.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2025 geprüft, ob Pirtobrutinib für vorbehandelte Erwachsene mit CLL im Vergleich zu den individuell angepassten Therapien ohne Pirtobrutinib Vor- oder Nachteile hat.

Der Hersteller legte zur Auswertung eine Studie vor, in der Personen untersucht wurden, die zuvor mit einem BTK- und BCL-2 Inhibitor behandelt worden waren. Aus der Studie konnten die Daten von insgesamt 122 Patientinnen und ausgewertet werden. Davon wurden 60 Personen mit Pirtobrutinib behandelt, 48 Personen mit Idelalisib plus Rituximab und 14 Personen mit Bendamustin plus Rituximab. Sie wurden im Mittel () etwas über bis zu eineinhalb Jahren untersucht. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Pirtobrutinib?

Schwere Nebenwirkungen insgesamt: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil für die Personen in einem frühen Krankheitsstadium hin. Bei diesen Personen traten bei 36 von 100 Personen schwere Nebenwirkungen auf. Mit den Vergleichstherapien war das bei 81 von 100 Personen der Fall.

Für Personen in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zeigte sich kein Unterschied.

Zudem deutet die Studie bei allen Patientinnen und Patienten bei folgenden schweren Nebenwirkungen auf einen Vorteil hin:

  • Erkrankungen der Nieren und Harnwege
  • Durchfall
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
  • Stoffwechsel und Ernährungsstörungen
  • Leber- und Gallenerkrankungen
  • Gefäßerkrankungen

Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil für Pirtobrutinib hin: Patientinnen und Patienten, die Pirtobrutinib erhielten, brachen die Studie im Mittel () nach 29 Monaten ab. Mit den Vergleichstherapien war das nach 13 Monaten der Fall.

Auch bei den Nebenwirkungen und Fieber deutet die Studie auf einen Vorteil hin.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier gab es keinen Unterschied. In den Gruppen waren 31 bis 43 von 100 Personen gestorben.

Auch bei den Nebenwirkungen Infektionen und parasitäre Erkrankungen sowie Herzerkrankungen gab es keinen Unterschied zwischen den Behandlungsarmen.

Welche Fragen sind noch offen?

Der Hersteller legte zudem keine geeigneten Daten vor zu:

  • Krankheitsbeschwerden
  • Gesundheitszustand
  • gesundheitsbezogene Lebensqualität
  • schwere Blutungen

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Pirtobrutinib (Jaypirca).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Pirtobrutinib (chronische lymphatische Leukämie) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A25-50. 10.07.2025. (IQWiG-Berichte; Band 2042); DOI: 10.60584/A25-50.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 08. August 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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