Luspatercept (Reblozyl) bei Blutarmut aufgrund eines myelodysplastischen Syndroms

Einleitung

Luspatercept (Handelsname Reblozyl) ist seit Februar 2023 für Erwachsene mit einer aufgrund eines myelodysplastischen Syndroms zugelassen, bei denen eine erythropoetinbasierte nicht möglich ist oder nicht ausreichend geholfen hat.

Bei einem myelodysplastischen , kurz MDS genannt, ersetzen genetisch veränderte Zellen nach und nach die gesunden blutbildenden Zellen im . Dadurch produziert das nicht mehr genügend funktionstüchtige reife Blutzellen. Dies kann rote (), weiße () und () betreffen. Werden zu viele unreife, nicht funktionstüchtige rote produziert, führt das zu einer ().

Im fortgeschrittenen Stadium eines MDS werden immer mehr unreife Blutzellen, auch Blasten genannt‎, im produziert. Meist treten erst in diesem Stadium Beschwerden wie Schwächegefühle, Atemnot bei Belastung, Einblutungen in der Haut oder vermehrte Infektionen auf. Die Erkrankung, die in der Regel erst im späteren Lebensalter auftritt, kann zudem zu einer Leukämie führen.

Bei Patientinnen und Patienten kommt als , neben Transfusionen, auch eine sogenannte erythropoetinbasierte zum Einsatz. Erythropoetin steuert die Bildung der und wird unter die Haut gespritzt.

Luspatercept aktiviert die Reifung roter und soll so die Zahl der notwendigen Transfusionen verringern.

Anwendung

Luspatercept wird alle drei Wochen unter die Haut gespritzt. Geeignete Stellen sind Oberarme, Oberschenkel oder Bauch. Die Dosierung orientiert sich am Körpergewicht, dem Ansprechen auf die und den Blutwerten.

Andere Behandlungen

Für Personen mit aufgrund eines MDS kommt eine Transfusion roter infrage. Durch die und die Erkrankung erhöhen sich oft die Eisenwerte. Dann wird die mit einer sogenannten Eisen-Chelat-Therapie kombiniert, die den Eisenspiegel senkt.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2023 geprüft, ob Luspatercept bei Erwachsenen mit einer aufgrund eines myelodysplastischen Syndroms im Vergleich zu der Standardtherapie Vor- oder Nachteile hat.

Der Hersteller legte hierzu eine verwertbare Studie vor. In dieser wurden 153 Personen mit Luspatercept behandelt und 76 Personen mit einem , jeweils bei Bedarf in Kombination mit Transfusionen roter und einer Eisen-Chelat-Therapie. Alle Personen konnten bei Beschwerden begleitende Therapien erhalten und waren zu Beginn der Studie in einem guten Allgemeinzustand.

Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Luspatercept?

Vermeidung von Transfusionen: Hier weist die Studie auf einen Vorteil von Luspatercept hin: In dieser Gruppe konnten in knapp einem halben Jahr bei 13 von 100 Personen Transfusionen vermieden werden. Ohne Luspatercept war das bei 1 von 100 Patientinnen und Patienten der Fall.

Welche Nachteile hat Luspatercept?

Körperliche Funktion als Aspekt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität: Die Patientinnen und Patienten wurden in der Studie befragt, wie gut sie körperliche Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Essen oder Körperpflege bewältigen konnten. Hier deutet die Studie auf einen Nachteil von Luspatercept hin: Mit Luspatercept verschlechterte sich die körperliche Funktion nach etwa einem halben Jahr bei 31 von 100 Personen. Ohne Luspatercept war das bei 13 von 100 Personen der Fall.

Schwere Erkrankungen des Nervensystems: Bei dieser ernsten Nebenwirkung weist die Studie auf einen Nachteil von Luspatercept hin: Mit Luspatercept traten schwere Nervenerkrankungen innerhalb einer Beobachtungszeit von knapp einem halben Jahr bei 5 von 100 Personen auf. In der Gruppe ohne Luspatercept war das bei keiner Person der Fall. Meistens handelte es sich dabei um Ohnmachtsanfälle.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier gab es keinen Unterschied. In beiden Gruppen starben etwa 30 von 100 Personen im Studienzeitraum.

Bei den anderen untersuchten Aspekten der gesundheitsbezogenen Lebensqualität beispielsweise der emotionalen, kognitiven oder sozialen Funktion – zeigte sich ebenfalls kein Unterscheid.

Auch bei folgenden Aspekten zeigte sich kein Unterschied:

  • Müdigkeit ()
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schmerzen
  • Atemnot
  • Schlaflosigkeit
  • Appetitverlust
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • schwere Nebenwirkungen insgesamt
  • Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Luspatercept (Reblozyl).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Luspatercept (myelodysplastische Syndrome) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A23-44. 11.08.2023. (IQWiG-Berichte; Band 1610).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 22. August 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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