Letermovir (Prevymis) nach Stammzelltransplantation

Einleitung

Letermovir (Handelsname Prevymis) ist seit Januar 2018 zur Vorbeugung einer Zytomegalievirus (CMV)- nach einer allogenen Stammzelltransplantation zugelassen. Der Wirkstoff kommt für erwachsene Empfängerinnen oder Empfänger infrage, die CMV-seropositiv sind.

Die Zytomegalie ist eine Infektionserkrankung, die durch das Zytomegalievirus verursacht wird. Bei Personen mit funktionierendem bleibt die meist unbemerkt. Nach einer verbleibt das jedoch im Körper. oder das selbst sind im Blut nachweisbar – Fachleute bezeichnen das als „CMV-seropositiv“.

Die allogene Stammzelltransplantation wird meist bei Krebserkrankungen wie beispielsweise Leukämien eingesetzt. Patientinnen und Patienten erhalten dann zuerst eine gegen die Leukämie, die aber auch die normale Blutbildung schädigt. Zur Erholung der Blutbildung werden bei einer „allogenen einer Spenderin oder eines Spenders übertragen.

Nach einer Stammzelltransplantation muss die Empfängerin oder der Empfänger Medikamente nehmen, die das unterdrücken, damit die gespendeten Zellen nicht die Organe der Empfängerin oder des Empfängers angreifen (Graft-versus-Host-Reaktion). Dadurch kann bei CMV-positiven Personen das reaktiviert werden. Der Ausbruch kann schwere entzündliche Erkrankungen auslösen, beispielsweise der Lunge, des Gehirns oder im Auge und lebensbedrohlich sein.

Letermovir soll die Vermehrung des Zytomegalievirus hemmen und so einem CMV-Ausbruch vorbeugen.

Anwendung

Letermovir ist als Tablette oder verfügbar:

  • Tablette mit 240 oder 480 mg Letermovir
  • Infusionslösung mit 240 oder 480 mg Letermovir

Die empfohlene Dosis beträgt 480 mg einmal täglich.

Die Behandlung mit Letermovir beginnt spätestens 28 Tage nach der Stammzelltransplantation und sollte bis 100 Tage nach Stammzelltransplantation fortgeführt werden. Bei erhöhtem Risiko für eine CMV-Erkrankung kann die verlängert werden.

Andere Behandlungen

Für Personen nach einer Stammzelltransplantation kommt zur Vorbeugung einer CMV-Erkrankung abwartendes Beobachten infrage. Dabei wird die Patientin oder der Patient regelmäßig untersucht und bei Bedarf Behandlungen zur Linderung von Beschwerden eingeleitet.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2024 geprüft, ob Letermovir für Personen nach einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation zur Vorbeugung einer CMV-Erkrankung im Vergleich zum abwartenden Beobachten Vor- oder Nachteile hat.

Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller eine geeignete Studie zur Auswertung vor: Eine Gruppe mit 376 Personen erhielt Letermovir, 194 Personen ein . Alle Teilnehmenden wurden bis zu 11 Monaten beobachtet. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Letermovir?

Schwere CMV-Erkrankung: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil von Letermovir hin. Mit Letermovir trat eine CMV-Erkrankung bei 3 von 100 Personen auf. Bei den Personen mit war das bei 9 von 100 Personen der Fall.

Schwere Nebenwirkungen insgesamt: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil für die Frauen in der Studie hin. Bei den Frauen traten mit Letermovir bei 33 von 100 schwere Nebenwirkungen auf. Mit war das bei 49 von 100 Frauen der Fall. Bei Männern zeigte sich kein Unterschied.

Schwere Erkrankungen der Nieren und Harnwege: Bei diesen Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Vorteil unabhängig vom Geschlecht hin. Mit Letermovir traten diese bei 3 von 100 Personen auf. Mit war das bei 6 von 100 Personen der Fall.

Welche Nachteile hat Letermovir?

Schwere Erkrankungen des Nervensystems: Bei diesen Nebenwirkungen deutet die Studie auf einen Nachteil von Letermovir hin. Mit Letermovir traten sie bei 3 von 100 Personen auf. Mit war das bei keiner Person der Fall.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier zeigte sich kein Unterschied. In der Studienzeit waren in beiden Gruppen 23 bis 27 von 100 Patientinnen und Patienten gestorben.

Zudem zeigten sich keine Unterschiede bei:

  • schweren CMV-Erkrankungen eines Organs
  • Graft-versus-Host-Reaktion
  • Gesundheitszustand
  • gesundheitsbezogene Lebensqualität
  • Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Letermovir (Prevymis).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Letermovir (Prophylaxe einer CMV-Reaktivierung und -Erkrankung nach Stammzelltransplantation) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A23-139. 11.03.2024. (IQWiG-Berichte; Band 1745).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Erstellt am 25. März 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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