Kortison und andere Medikamente zum Auftragen

Foto von Mädchen mit Juckreiz im Nacken

Viele Menschen sind misstrauisch gegenüber Kortisonpräparaten. Wenn sie richtig dosiert und nur kurzfristig während eines Schubs angewendet werden, kommt es aber nur selten zu Nebenwirkungen.

Bei leichter kann eine gute Basispflege ausreichen, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Wenn die Haut entzündet ist und juckt, wird der Ausschlag zusätzlich mit Kortisonsalben oder -cremes behandelt. kann das Jucken und die Entzündung wirksam lindern. Es wird aufgetragen, bis die Beschwerden abgeklungen sind.

Wenn es Gründe gegen die Verwendung von kortisonhaltigen Mitteln gibt, kommt eine Behandlung mit Pimecrolimus oder Tacrolimus infrage (sogenannte Calcineurin-Antagonisten). Diese Medikamente werden ebenfalls auf die Haut aufgetragen und können zum Beispiel eingesetzt werden, wenn empfindliche Stellen wie das Gesicht oder die Genitalien betroffen sind.

Wie unterscheiden sich Kortisonpräparate?

Es gibt über 30 verschiedene Kortisonpräparate. Ihre Wirkstoffe unterscheiden sich deutlich in ihrer Stärke und werden grob in vier Klassen unterteilt:

  • schwache Glukokortikoide, zum Beispiel Hydrokortison und Prednisolon
  • mittelstarke, wie etwa Prednicarbat, Methylprednisolon und Triamcinolon
  • starke, wie Betamethason und Mometason
  • sehr starke, wie Clobetasol

Wie stark ein Kortisonpräparat wirkt, hängt außer vom enthaltenen Wirkstoff noch von verschiedenen anderen Faktoren ab:

  • der Dosierung des Präparats
  • der Hautstelle, auf die es aufgetragen wird: Dünnere Haut nimmt mehr auf als dickere Haut. So dringt an den Handflächen und Fußsohlen weniger in die Haut ein als zum Beispiel an der Gesichts- und Kopfhaut. Besonders empfindlich ist die Haut an den Geschlechtsorganen und Augenlidern.
  • der Trägersubstanz: wirkt in Salben stärker als in Cremes oder Lotionen, da es dann von der Haut besser aufgenommen werden kann.
  • der Anwendung: Wenn ein Kortisonpräparat auf feuchte Haut aufgetragen wird, zum Beispiel nach dem Baden, wirkt es besser als auf trockener Haut. Die Wirkung verstärkt sich, wenn das mit einem Verband oder feuchten Umschlag abgedeckt wird. Die Haut nimmt dann mehr Wirkstoff auf.

Kortisonpräparate sind rezeptpflichtig. Eine Ausnahme ist schwach dosiertes Hydrokortison. Salben oder Cremes mit diesem Wirkstoff sind auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Welches Präparat wie angewendet wird, bespricht man am besten gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt.

Welches Kortisonpräparat ist geeignet?

Welches Mittel eingesetzt wird, hängt vom Alter eines Menschen, der Stärke der und der betroffenen Körperregion ab. Meistens lässt sich mit schwachen oder mittelstarken Kortisonpräparaten gut behandeln. Allgemein gilt:

  • Für dünne Hautstellen eignen sich vor allem schwache bis mittelstarke Präparate. Dies betrifft das Gesicht und die Gelenkbeugen – etwa die Kniekehlen, Innenseiten der Ellbogen, Leisten und Achseln.
  • Starke und sehr starke Glukokortikoide kommen zur Behandlung von ausgeprägten Ausschlägen an Händen und Füßen oder zur Behandlung stark verdickter Hautstellen infrage.
  • Bei großflächigen Ausschlägen sollten starke und sehr starke Mittel dagegen vermieden werden.
  • Sehr empfindliche Stellen wie der Hals oder die Geschlechtsorgane sollten nur mit schwachen Präparaten behandelt werden.

Möglich ist auch, zwischen Präparaten verschiedener Stärke zu wechseln. So beginnen manche Ärztinnen und Ärzte die Behandlung mit einem stärkeren Mittel, um den Schub möglichst schnell in den Griff zu bekommen, und wechseln dann nach wenigen Tagen auf ein schwächeres Mittel. Andere fangen lieber mit einem schwachen Mittel an und wechseln erst auf ein stärkeres, wenn das erste Mittel nicht ausreichend wirkt. Welche Strategie am günstigsten ist, bespricht man am besten gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt.

Wie wird Kortison angewendet?

Kortisonsalbe oder -creme wird ein- oder zweimal täglich auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen, zum Beispiel morgens und / oder abends. Die Haut wird solange behandelt, bis die abgeheilt ist. Dies Behandlung kann zwischen einigen Tagen und sechs Wochen dauern. Dies hängt von der Stärke des Präparats und den betroffenen Hautstellen ab. Auf empfindliche Körperbereiche sollte in der Regel nicht länger als einige Tage aufgetragen werden.

Wichtig ist, die Haut auch während der Kortisonbehandlung weiter mit feuchtigkeitsspendenden Mitteln zu pflegen. Zwischen dem Auftragen des Kortisonpräparats und des Pflegeprodukts wird eine Pause von etwa 15 Minuten empfohlen, damit das richtig wirken kann. In welcher Reihenfolge die Mittel aufgetragen werden, spielt nach aktuellem Wissen keine Rolle.

Bei starker kann die Haut erst mit behandelt und dann mit einem feuchten Umschlag abgedeckt werden, um die Wirkung zu verstärken. Die Vor- und Nachteile dieser Anwendung sind allerdings nicht gut untersucht. Einige Studien zeigen, dass das Risiko für Nebenwirkungen steigt, wenn unter feuchten Umschlägen angewendet wird. Dann kann es zum Beispiel zu Entzündungen der Haarwurzeln und zu Hautinfektionen kommen. Bei dieser Art der Anwendung können außerdem größere Mengen in den Körper gelangen. Daher ist es wichtig, vorher mit einer Ärztin oder einem Arzt zu besprechen, ob dieses Vorgehen infrage kommt.

Die richtige Menge

Wie viel Kortisonsalbe oder -creme eingesetzt werden soll, hängt von der Größe der betroffenen Hautfläche ab. Zur Orientierung wird die sogenannte Fingerspitzeneinheit (FTU) verwendet. Sie entspricht der Menge Salbe, die mit der Tube auf das letzte Fingerglied eines Erwachsenen gedrückt wird (s. Grafik) – oder etwa 0,5 Gramm. 

Grafik: 1 Fingerspitzeneinheit (FTU) - wie im Text beschrieben

Für Kinder wird je nach Hautpartie das Auftragen folgender Mengen (FTU) empfohlen:

Für Erwachsene wird je nach Hautpartie das Auftragen folgender Mengen (FTU) empfohlen:

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Viele Menschen sind misstrauisch gegenüber Kortisonpräparaten, weil sie eine Menge Negatives über Nebenwirkungen gehört haben. Tatsächlich hatten früher mehr Menschen, die mit behandelt wurden, mit Nebenwirkungen zu tun. Der Grund dafür ist, dass Kortisonpräparate oft zu lange, zu häufig und in zu hoher Stärke eingesetzt wurden.

Die größte Sorge ist meist, dass die Haut durch das dünner werden könnte. Vergleichende Studien liefern aber keine Hinweise darauf, dass die Haut dauerhaft dünner wird, wenn man Kortisonpräparate nur bei Bedarf einsetzt und richtig anwendet. So kam es in der bisher größten und längsten Studie zur Anwendung von Kortisonpräparaten bei weniger als einem von 1000 Kindern über fünf Jahre zu einer erkennbaren Hautverdünnung.

Andere mögliche Nebenwirkungen sind leichte Pigmentstörungen der Haut (weiße Flecken) und die vorübergehende Bildung von Pickelchen. Es können auch sogenannte Teleangiektasien entstehen – kleine erweiterte Äderchen, die auf der Haut spinnennetzartig sichtbar werden.

Wie lassen sich Nebenwirkungen vermeiden?

Man kann viel tun, um Nebenwirkungen zu vermeiden:

  • Ein Präparat wählen, das dem Schweregrad der angepasst ist und sich für die betroffene Hautstelle eignet.
  • Bei längerer Anwendung ein Mittel verwenden, das so stark wie nötig und so schwach wie möglich ist.
  • Das Mittel nur einmal täglich dünn auftragen, da dies meist ausreicht. Nach aktuellem Forschungsstand sind zumindest stärkere Kortisonpräparate nicht wirksamer, wenn man sie zweimal täglich anwendet.
  • Die Haut während eines Schubs solange mit behandeln, bis sie nicht mehr juckt und die abgeheilt ist. Wird die Behandlung zu früh beendet, kann der Ausschlag zurückkommen und es muss erneut behandelt werden. Dann wendet man am Ende mehr an, als wenn man gleich ausreichend lange behandelt hätte.

Manche Menschen haben Angst vor schweren Nebenwirkungen, die den gesamten Körper betreffen. Bei der Anwendung als Salbe oder Creme gelangt aber viel weniger Wirkstoff in den Körper, als wenn Kortisontabletten eingenommen werden. Bei richtiger Anwendung ist das Risiko für schwere Nebenwirkungen daher sehr gering.

Kann Kortison auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden?

Die äußerliche Anwendung von Kortisonpräparaten gilt in der Schwangerschaft als unbedenklich. Auch während der Stillzeit spricht grundsätzlich nichts dagegen. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Baby nicht mit dem Mittel in Kontakt kommt – zum Beispiel, wenn die Brusthaut damit behandelt wurde.

Wissenschaftliche Studien bestätigen die Sicherheit von Kortisoncremes und -salben in der Schwangerschaft. Eine Wissenschaftlergruppe hat Studien mit sehr vielen Frauen und ihren Babys ausgewertet und fand keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung von schwachen oder mittelstarken Kortisonpräparaten und Schwangerschaftskomplikationen. Untersucht wurden unter anderem angeborene Fehlbildungen, das Geburtsgewicht und der Geburtszeitpunkt der Kinder. Wenn starke bis sehr starke Kortisonpräparate verwendet wurden, gab es Hinweise auf ein geringeres Geburtsgewicht – vor allem, wenn größere Mengen eingesetzt wurden. Ein Zusammenhang mit anderen Komplikationen wurde aber nicht gefunden.

Schüben vorbeugen durch eine Intervalltherapie

Menschen mit mittelschwerer oder schwerer und regelmäßigen Krankheitsschüben kann eine sogenannte Intervalltherapie helfen, auch „proaktive “ genannt. Dabei wird zusätzlich zur Basis-Hautpflege an zwei Tagen in der Woche eine Kortisonsalbe auf die normalerweise betroffenen Hautstellen aufgetragen. Die Häufigkeit von Schüben lässt sich dadurch deutlich verringern. Die Kortisonsalbe kann entweder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen oder mit einer Pause angewendet werden, etwa montags und donnerstags.

Eine kann sich mit der Zeit bessern. Daher ist es sinnvoll, eine Intervalltherapie nach einer Weile zu unterbrechen, um herauszufinden, ob sie überhaupt noch nötig ist.

Wann kommt eine Behandlung mit Pimecrolimus oder Tacrolimus infrage?

Zur Behandlung von sind noch zwei weitere Medikamente zugelassen: Pimecrolimus (Handelsname Elidel) und Tacrolimus (Handelsname Protopic). Dabei handelt es sich um Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Calcineurin-Antagonisten. Sie werden auch als Immunmodulatoren bezeichnet und hemmen bestimmte Substanzen, die bei Entzündungsprozessen eine Rolle spielen.

Pimecrolimus und Tacrolimus werden zweimal täglich dünn auf die entzündeten Hautstellen aufgetragen. Pimecrolimus ist als 1 %-Creme zugelassen. Tacrolimus gibt es in zwei Dosierungen: als 0,03 %-Salbe und als 0,1 %-Salbe.

Pimecrolimus ist zur Behandlung leichter bis mittelschwerer zugelassen, Tacrolimus zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer . Ihre Anwendung ist auf bestimmte Situationen beschränkt. Die Mittel können zum Beispiel verschrieben werden:

  • wenn die Beschwerden nicht ausreichend lindern kann.
  • zur Behandlung besonders empfindlicher Stellen wie dem Genitalbereich oder dem Gesicht, insbesondere an den Augenlidern.
  • wenn nicht vertragen wird.

Die Zulassung für Pimecrolimus und Tacrolimus 0,03 % gilt für Kinder ab zwei Jahren sowie für Jugendliche und Erwachsene. Tacrolimus 0,1 % darf erst ab einem Alter von 16 Jahren verordnet werden.

Calcineurin-Antagonisten können auch als Behandlung zur Vorbeugung weiterer Schübe eingesetzt werden. Sie werden dann an zwei Tagen pro Woche jeweils einmal auf die normalerweise betroffenen Hautstellen aufgetragen. Zwischen den beiden Anwendungen sollen ein paar Tage Pause liegen.

Haben Pimecrolimus und Tacrolimus Vorteile gegenüber Kortisonpräparaten?

In Studien zeigte sich, dass Pimecrolimus und Tacrolimus Neurodermitis-Schübe lindern können. Sie sind aber nicht wirksamer als Kortisonpräparate in vergleichbarer Stärke – und führen sogar etwas häufiger zu Nebenwirkungen. Vor allem in den ersten Tagen der Behandlung kann es zu Reizungen der Haut wie Brennen, Rötungen und Juckreiz kommen.

In einer großen Langzeitstudie mit über 2400 Kindern erhöhte Pimecrolimus zudem das Risiko für Infektionen der Haut und der . In der Studie wurde Pimecrolimus mit schwachen bis mittelstarken Kortisonpräparaten verglichen. Es ist nicht belegt, dass Pimecrolimus und Tacrolimus seltener zu dünnerer Haut führen als Kortisonpräparate.

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Aktualisiert am 20. Januar 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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