Ist eine Thrombose-Vorbeugung auf Flugreisen nötig?

Foto von Frauen im Flugzeug

Die Gefahr, eine (TVT) zu entwickeln, ist für gesunde Flugreisende sehr gering. Wer ein erhöhtes Thromboserisiko hat, kann einer Thrombose aber mit Kompressionsstrümpfen vorbeugen.

Zu einer tiefen Venenthrombose (TVT) kommt es, wenn sich in den Venen eines Menschen ein Blutgerinnsel bildet. Lange Flugreisen können Thrombosen begünstigen, weil man die Beine während solcher Flüge kaum bewegt. Die meisten Blutgerinnsel sind jedoch klein, bleiben unbemerkt und lösen sich von selbst wieder auf.

Insgesamt sind Reisethrombosen bei Langstreckenflügen sehr selten: In Studien bekamen nach einem Langstreckenflug von über vier Stunden nur ungefähr 2 von 10.000 Passagieren eine Reisethrombose, die zu Beschwerden führte. Dabei zeigte sich: Je länger der Flug dauerte, desto höher war das Risiko. Unklar blieb dabei, ob es das Thromboserisiko beeinflusst, wenn man einen Sitzplatz mit mehr oder weniger Beinfreiheit hat.

Studien zu Kompressionsstrümpfen auf Flugreisen

Eine Wissenschaftlergruppe der hat untersucht, ob das Tragen kniehoher Kompressionsstrümpfe das Risiko für eine Reisethrombose verringern kann. Dazu werteten sie die Ergebnisse von neun vergleichenden Studien aus, an denen gut 2600 Fluggäste teilnahmen. Die Hälfte der Passagiere trug Kompressionsstrümpfe, die andere Hälfte nicht. Nach dem Flug wurden sie in der Regel per Ultraschall untersucht, um festzustellen, ob sich ein Blutgerinnsel gebildet hat.

In den Studien wurden Strümpfe unterschiedlicher Hersteller untersucht. Sie waren knielang und übten einen Druck zwischen 15 und 30 mm Hg aus (Kompressionsklasse 1 oder 2). Die Teilnehmenden wurden angehalten, die Strümpfe spätestens zwei Stunden vor dem Flug anzuziehen. Die Flüge dauerten zwischen 7 und 15 Stunden. An den Studien nahmen vor allem Menschen mit einem eher niedrigen Thromboserisiko teil.

Was die Studien zeigen

Bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern traten keine tiefen Venenthrombosen auf, die Beschwerden verursachten. Bei den Untersuchungen nach den Flügen wurden aber bei einigen Passagieren Thrombosen entdeckt, die sich nicht bemerkbar gemacht hatten. Dabei zeigte sich, dass die Kompressionsstrümpfe das Risiko für solche Thrombosen deutlich gesenkt hatten:

  • Ohne Kompressionsstrümpfe kam es bei 22 von 1000 Passagieren zu einer symptomlosen Reisethrombose.
  • Mit Kompressionsstrümpfen kam es bei 2 von 1000 Passagieren zu einer symptomlosen Reisethrombose.

Mit anderen Worten: Die Strümpfe konnten 20 von 1000 Flugpassagieren vor einem Blutgerinnsel schützen.

Ein weiteres Ergebnis der Studien: Bei den Passagieren, die Kompressionsstrümpfe trugen, schwollen die Beine weniger an.

Wann werden Kompressionsstrümpfe empfohlen?

Das Risiko, auf längeren Flugreisen eine tiefe Venenthrombose zu entwickeln, die zu gesundheitlichen Problemen führt, ist sehr gering – vor allem für Menschen, die keine Risikofaktoren für eine Thrombose haben. Ob man dieses Risiko durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen weiter senken möchte, ist eine Frage der persönlichen Abwägung.

Die medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland und international sehen in der Regel keinen Anlass dazu, auf Langstreckenflügen Kompressionsstrümpfe zu tragen. Für Menschen mit bestimmten Risikofaktoren, die eine TVT unbedingt vermeiden möchten, sehen sie darin jedoch eine gute Möglichkeit zur Vorbeugung. Ein erhöhtes Risiko hat zum Beispiel, wer bereits eine TVT hatte oder an Krebs erkrankt ist.

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE) (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 003-001. 2015.

Chandra D, Parisini E, Mozaffarian D. Meta-analysis: travel and risk for venous thromboembolism. Ann Intern Med 2009; 151(3): 180-190.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 07. April 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.