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Gegipstes Bein: Wann sind Anti-Thrombose-Spritzen sinnvoll?

Foto von Frau mit ruhiggestelltem Bein

Wenn ein Bein für längere Zeit durch einen Gips oder eine Schiene ruhiggestellt wird, kann sich eine tiefe Venenthrombose bilden. Menschen mit erhöhtem Thromboserisiko wird empfohlen, mit Anti-Thrombose-Spritzen vorzubeugen.

Manchmal zwingt ein Knochenbruch oder eine Operation am Fuß, Sprunggelenk oder Unterschenkel dazu, das betroffene Bein eine Zeitlang ruhig zu stellen. Bleibt es über mehrere Tage oder Wochen eingegipst oder geschient, fließt das Blut langsamer durch die Venen als bei normaler Bewegung. Dadurch steigt das Risiko, dass sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einer Bein- oder Beckenvene bildet. Blutgerinnsel können die Venen verstopfen und den Blutfluss behindern. Dann spricht man von einer tiefen Venenthrombose (TVT).

Die meisten tiefen Venenthrombosen lösen sich unbemerkt von selbst wieder auf. Manche führen jedoch zu Beschwerden wie geröteter Haut, Schwellungen und Schmerzen. Eine tiefe Venenthrombose kann gefährlich werden, wenn sich das Blutgerinnsel aus den Venen löst, über den Blutkreislauf in die Lunge gelangt und eine Lungenembolie verursacht. Dies passiert zum Glück sehr selten.

Möglichkeiten der Thromboseprophylaxe

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Risiko für eine Thrombose zu senken. Am wichtigsten ist es, möglichst rasch wieder aufzustehen und sich zu bewegen. Allerdings sollte man das Bein auch nicht zu früh wieder belasten, damit der Heilungsprozess nicht gefährdet wird.

Eine andere Möglichkeit sind Medikamente, die die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen. Am gängigsten sind Arzneimittel aus der Gruppe der Heparine. Dazu gehört zum Beispiel der Wirkstoff Enoxaparin. Heparine werden unter die Haut gespritzt. Wer die Zeit der Regeneration zu Hause verbringt, kann sich die Mittel selbst spritzen.

Manchmal werden zusätzlich medizinische Kompressionsstrümpfe verordnet, zumindest für das gesunde Bein. Sie üben Druck auf das Bein aus und unterstützen die Venen dabei, das Blut wieder schneller zum Herzen zurück zu transportieren. Eine große und aussagekräftige Studie hat jedoch gezeigt, dass medizinische Kompressionsstrümpfe keinen zusätzlichen Schutz bieten, wenn jemand ohnehin Anti-Thrombose-Spritzen anwendet.

Studien zur Vorbeugung mit Medikamenten

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der haben untersucht, wie wirksam Heparine einer TVT bei Menschen vorbeugen können, deren unteres Bein geschient oder eingegipst wurde. In den Studien erhielt die eine Hälfte der Teilnehmenden Heparin-Spritzen, die andere Hälfte eine Spritze ohne Wirkstoff (). Die Behandlung dauerte solange, wie das Bein ruhiggestellt war.

Die Auswertung von 6 Studien mit etwa 1470 Personen zeigt, dass Anti-Thrombose-Spritzen das Risiko für eine tiefe Venenthrombose verringern:

  • Ohne Heparin-Spritzen bekamen 23 von 1000 Personen eine TVT, die zu Beschwerden führte.
  • Mit Heparin-Behandlung bekamen 9 von 1000 Personen eine TVT mit Beschwerden.

Mit anderen Worten: Die Behandlung mit Heparin konnte bei 14 von 1000 Menschen mit einem gegipsten oder geschienten Bein eine tiefe Venenthrombose verhindern. Eine aktuelle Analyse einer britischen Wissenschaftlergruppe hat diese Ergebnisse bestätigt.

Mögliche Nebenwirkungen von Heparin

Eine mögliche Nebenwirkung von Heparin-Spritzen sind Blutungen. Meist sind es nur kleine Blutungen an der Einstichstelle, die sich zum Beispiel durch blaue Flecken zeigen. Starke Blutungen, die eine Bluttransfusion erfordern, oder Blutungen in einem lebenswichtigen Organ sind sehr selten.

Eine weitere sehr seltene Komplikation von Heparin ist das sogenannte HIT-Syndrom (Heparin-induzierte Thrombozytopenie). Hier kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems gegen die . Anzeichen für ein HIT-Syndrom sind zum Beispiel schwere Haut- und Gewebeschäden an der Einstichstelle und Beschwerden wie Fieber, und Herzrasen.

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Aktualisiert am 07. April 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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