Hautpflege bei Neurodermitis

Foto von Mädchen bei einer Untersuchung durch einen Hautarzt

Bei einer trocknet die Haut aus und wird rissig. Das beeinträchtigt ihre Schutzfunktion und begünstigt Juckreiz. Die Basisbehandlung einer ist die tägliche Hautpflege mit rückfettenden und feuchtigkeitsbindenden Mitteln.

Bei einer ist es sehr wichtig, die Haut vor dem Austrocknen zu bewahren. Dies hilft gegen Juckreiz und beugt einer Verdickung der Haut vor. Zudem verringert eine gute Hautpflege die Häufigkeit von Schüben und senkt den Bedarf an Kortisonpräparaten.

Rückfettende und feuchtigkeitsbindende Mittel (Emollentien) müssen in der Regel selbst bezahlt werden. Mit einer Ausnahme: Bestimmte Präparate, die es nur in der Apotheke gibt, können für Kinder bis zum 12. Geburtstag ärztlich verordnet werden.

Wie unterscheiden sich Salben, Cremes und Lotionen?

Emollentien bestehen hauptsächlich aus Fetten und Wasser. Wie dickflüssig ein Produkt ist, hängt davon ab, wie viel Fett es im Verhältnis zu anderen Inhaltsstoffen enthält und welche Fette verwendet werden:

  • Salben: Salben enthalten viel Fett und bilden einen dicken, lange anhaltenden Schutzfilm. Sie eignen sich besonders bei starker oder sehr trockener Haut.
  • Cremes: Cremes enthalten mehr Wasser als Salben. Sie haben eine geschmeidigere Konsistenz und lassen sich deshalb leichter und angenehmer auftragen. Sie ziehen schneller ein und sind auf der Haut weniger sichtbar. Zudem hinterlassen sie nicht so schnell Spuren an Kleidung oder Bettwäsche wie Salben.
  • Lotionen: Lotionen enthalten von allen Pflegeprodukten am meisten Wasser. Dies verdunstet leicht, was einen kühlenden und eher austrocknenden Effekt hat.

Manche Produkte enthalten zusätzlich wasserbindende Substanzen wie Harnstoff (Urea). Vor allem bei Kindern und Säuglingen können harnstoffhaltige Mittel die Haut reizen und leichtes Brennen auslösen.

Wenn die Haut nach der Hautpflege brennt, kann das aber auch an einem Neurodermitis-Schub liegen, der nicht oder nicht ausreichend behandelt ist. Dann ist es sinnvoll, die Haut vorübergehend mit oder anderen Medikamenten zu behandeln.

Wann eignet sich welches Produkt?

Es gibt keine Belege dafür, dass bestimmte Mittel aus medizinischer Sicht besser helfen als andere. In der Anwendung im Alltag unterscheiden sich die Produkte allerdings. Salben, Cremes und Lotionen können je nach Situation und Bedarf verwendet werden. Eine Rolle spielen vor allem die Jahreszeit, die betroffenen Hautstellen und der aktuelle Hautzustand:

  • Im Sommer, bei heißen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit sind dünnere Produkte oft angenehmer, da sie schneller einziehen und die Poren nicht verstopfen. Im Winter, bei Kälte oder trockener Luft eignen sich dickere Produkte besser.
  • Lotionen und Cremes sind eher für das Gesicht geeignet, weil sie weniger auffallen. Fettigere Produkte eignen sich eher für Arme, Beine, Hände und Füße. Sie bieten zudem länger Schutz und man muss nicht so oft nachcremen.
  • Lotionen werden vor allem bei nässender Haut empfohlen. Bei sehr trockener Haut eignen sie sich weniger gut.

Die Wahl der geeigneten Pflegeprodukte ist aber auch eine Frage der persönlichen Vorlieben.

Wie werden die Pflegemittel angewendet?

Bei der Anwendung der Mittel empfehlen Fachleute,

  • sie mindestens zweimal am Tag und immer bei Bedarf aufzutragen,
  • eine großzügige Menge zu verwenden,
  • sie mit sauberen Händen und sanften Streichbewegungen in Richtung des Haarwachstums aufzutragen, um Haarwurzelentzündungen zu vermeiden.

Falls die Haut zusätzlich mit Kortisonsalbe behandelt wird, sollte zwischen dem Auftragen der Mittel mindestens 15 Minuten abgewartet werden, um die Wirkung des Kortisons nicht abzuschwächen. Ob zuerst das oder das Pflegemittel aufgetragen wird, spielt dabei keine Rolle.

Bei Produkten aus offenen Tiegeln wird empfohlen, sie mit einem sauberen Spatel oder Löffel zu entnehmen, damit sich keine sammeln.

Sind bestimmte Produkte besser als andere?

Viele Produkte enthalten sogenannte Kontaktallergene – Stoffe, auf die manche Menschen allergisch reagieren können. Für sie ist es sinnvoll, die Liste der Inhaltsstoffe auf bekannte Reizstoffe zu prüfen.

Es ist nicht belegt, dass spezielle oder teurere Produkte grundsätzlich besser sind. Letztlich ist entscheidend, dass man mit einem Mittel gut zurechtkommt. Produktbezeichnungen wie „parfümfrei“ oder „dermatologisch getestet“ sind zudem nicht immer zuverlässig und werden vor allem zu Werbezwecken eingesetzt. Für solche Kennzeichnungen gibt es keine festgelegten Standards. Hautpflegeprodukte unterliegen im Gegensatz zu Arzneimitteln weniger Kontrollen.

In einer Studie zu über 150 verschiedenen Produkten wurde festgestellt, dass fast die Hälfte aller Präparate, die als parfümfrei deklariert wurden, einen Duftstoff oder andere Allergene enthielten. Zudem enthielten über 90 % der Produkte, die als „von Dermatologen empfohlen“ beworben wurden, ein mögliches Allergen.

Worauf sollte man beim Baden und Duschen achten?

Beim Baden gelangt viel Feuchtigkeit in die Haut, außerdem werden dabei Hautschuppen und Reizstoffe an der Hautoberfläche gelöst und weggeschwemmt. Baden gilt deshalb bei grundsätzlich als günstig.

Für das Duschen und Baden wird empfohlen:

  • Warmes, aber nicht zu heißes Wasser zu verwenden. Heißes Wasser kann Juckreiz begünstigen und die Haut reizen.
  • Nicht länger als 5 bis 10 Minuten zu duschen oder zu baden.
  • Die Haut im Anschluss einzucremen, damit die aufgenommene Feuchtigkeit nicht wieder verdunstet. Die Pflege danach ist besonders wichtig.

Oft wird empfohlen, Reinigungsprodukte zu verwenden, die einen niedrigen haben und keine Reiz- oder Duftstoffe enthalten. Allerdings gibt es zum Vergleich verschiedener Reinigungsprodukte bislang keine aussagekräftige Forschung.

Sind rückfettende Badezusätze sinnvoll?

Für Menschen mit werden auch spezielle Badezusätze verkauft. Sie enthalten Öle oder andere Substanzen, die die Haut schützen und geschmeidig halten sollen. Eine große und aussagekräftige Studie zeigt für solche Mittel aber keine Vorteile, wenn sie ergänzend zur herkömmlichen Basispflege verwendet werden. Dermatologische Fachgesellschaften empfehlen diese Badezusätze nicht routinemäßig. Dies gilt auch für Produkte, die das Wasser weicher machen sollen.

Können feuchte Umschläge helfen?

Feuchte Umschläge werden vor allem bei schwerer eingesetzt. Dazu schneidet man zunächst zwei Stücke Wundverband in der richtigen Größe zu. Anschließend wird eine fettreiche Creme auf die Haut aufgetragen. Dann wird der erste Verband mit lauwarmem Wasser angefeuchtet (überschüssiges Wasser auswringen) und auf die fettreiche Creme gelegt. Der zweite, trockene Verband wird auf den feuchten gelegt oder darum gewickelt.

Die Umschläge lindern den Juckreiz, indem sie die Haut feucht halten und kühlen. Außerdem schützen sie die Haut vor Schäden durch Kratzen. Viele Menschen empfinden sie als angenehm und machen die Erfahrung, dass sie damit zum Beispiel besser schlafen können. Allerdings gibt es keine zuverlässigen Studien, die die Vor- und Nachteile von feuchten Umschlägen untersucht haben.

Hilft spezielle Kleidung?

Raue Textilien wie Wolle oder grobes Leinen können die Haut reizen. Fein gewebte Bekleidung aus Baumwolle oder Seide ist bei empfindlicher Haut deshalb meist die bessere Wahl. Außerdem ist locker sitzende Kleidung oft angenehmer zu tragen als eng anliegende.

Spezielle Kleidung mit einer Silberbeschichtung soll die Vermehrung von Bakterien auf der Haut hemmen und damit Schüben vorbeugen. Dies ist jedoch nicht nachgewiesen.

In einer aussagekräftigen Studie mit 300 Kindern und Jugendlichen wurden Kleidungsstücke aus einer speziellen Seide untersucht, die von möglichen Reizstoffen befreit wurden und eine antimikrobielle Beschichtung hatten. Die Seidentextilien zeigten aber keine Vorteile: Die Kinder und Jugendlichen, die sie trugen, hatten nicht weniger Neurodermitis-Beschwerden als eine Kontrollgruppe. Sie benötigten zudem genauso viele Medikamente.

Dermatologische Fachgesellschaften empfehlen Spezialkleidung wegen unklarer oder fehlender Wirksamkeit nicht.

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Aktualisiert am 20. Januar 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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