Eisenmangel in der Schwangerschaft

Sitzende Schwangere mit Wasserglas bei der Tabletteneinnahme

Bei Schwangeren kommt es häufiger zu einer () infolge eines Eisenmangels. Dann ist es sinnvoll, ein Eisenpräparat einzunehmen. Für Frauen mit normalen Blutwerten hat eine vorsorgliche Einnahme vermutlich keine gesundheitlichen Vorteile. Es genügt dann, ausreichend Eisen über die Nahrung aufzunehmen.

Der Mineralstoff Eisen ist Bestandteil zahlreicher Proteine und Enzyme, die der Körper braucht, um gesund zu bleiben. Der Großteil des Eisens im Körper ist im Hämoglobin enthalten, dem Blutfarbstoff in den roten . Hämoglobin transportiert den Sauerstoff in alle Gewebe und Organe des Körpers. Wenn das Blut zu wenig Eisen enthält, sinkt auch die Menge an Hämoglobin im Blut. Dies kann die Versorgung der Zellen und Organe mit Sauerstoff beeinträchtigen.

Bei niedrigen Hämoglobin-Werten spricht man von einer (). Ist die Ursache ein niedriger Eisenwert, spricht man von einer Eisenmangelanämie. Da Schwangere einen höheren Eisenbedarf haben, kommt es bei ihnen häufiger zu einer Eisenmangelanämie.

Welche Folgen hat Eisenmangel während der Schwangerschaft?

Eine Eisenmangelanämie kann sich durch Müdigkeit und Erschöpfung bemerkbar machen. Eine starke in der Schwangerschaft kann zu Komplikationen führen: Zum Beispiel kann sie die Abwehrkraft schwächen und das Infektionsrisiko erhöhen. Außerdem steigt das Risiko, dass das Baby bei der Geburt zu wenig wiegt. Eine leichte hat in der Regel jedoch keine Nachteile für das Kind.

Eine starke kommt bei gesunden Schwangeren, die sich ausgewogen ernähren, selten vor. Für Frauen, die sich nicht gut ernähren (können), kann eine aber zum ernsthaften Gesundheitsproblem werden.

Die deutschen Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass eine schwangere oder stillende Frau täglich 20 bis 30 Milligramm (mg) Eisen benötigt. Besonders für Vegetarierinnen kann es schwer sein, diese Menge allein über die Nahrung aufzunehmen.

Wie wird eine Anämie festgestellt?

Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft werden die Blutwerte mehrfach kontrolliert. Dadurch kann eine infolge eines Eisenmangels früh entdeckt und mit Eisenpräparaten behandelt werden.

Zu Beginn und am Ende der Schwangerschaft gilt ein Hämoglobin-Spiegel von mehr als 11 Gramm pro Deziliter als normal. Im 4. bis 6. Monat ist auch ein leichter Abfall auf 10,5 Gramm pro Deziliter noch normal. Wenn die Hämoglobin-Werte niedriger liegen, wird außerdem der Eisenwert im Blut gemessen. So lässt sich feststellen, ob tatsächlich zu wenig Eisen die Ursache ist.

Da der Körper eine bestimmte Menge Eisen speichern kann, wird zudem der sogenannte Ferritin-Wert gemessen. Das ist ein Blutwert, der aussagt, wie gut die Eisenspeicher gefüllt sind. Sind die Eisenspeicher leer, aber der Hämoglobin-Wert noch normal, spricht man von einer latenten (verborgenen) .

Welche Lebensmittel enthalten Eisen?

Normalerweise wird Eisen mit der Nahrung aufgenommen. Vor allem Fleisch enthält viel Eisen aus dem Hämoglobin des Tiers. Leber hat einen besonders hohen Eisengehalt.

Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln kann der Körper schlechter verwerten. Verschiedene Pflanzen sind aber ebenfalls gute Eisenlieferanten. Dazu gehören Getreide, zum Beispiel als Vollkornflocken (Zerealien), und Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen. Auch grünes Blattgemüse wie Feldsalat und Spinat und Kräuter wie Petersilie oder Kresse enthalten etwas Eisen.

Illustration: Lebensmittel mit hohem Eisengehalt

Lebensmittel mit hohem Eisengehalt

Eisen kann zusätzlich als Nahrungsergänzung eingenommen werden. Entsprechende Präparate sind als Tabletten oder Tropfen rezeptfrei erhältlich.

Wann sind Eisenpräparate sinnvoll?

Eisenpräparate sind vor allem bei einer Eisenmangelanämie sinnvoll. Dann verschreibt die Ärztin oder der Arzt meist hochdosierte Eisenpräparate. Diese nimmt man täglich oder alle paar Tage ein – je nachdem, wie stark der Eisenmangel ist.

Eisen kann auch über Infusionen gegeben werden. Dies wird aber nur empfohlen, wenn der Körper zu wenig Eisen über den Darm aufnimmt.

Haben Eisenpräparate Vorteile für Frauen mit normalen Blutwerten?

Manchmal werden Eisenpräparate auch Schwangeren mit normalen Blutwerten empfohlen, um einer vorzubeugen. Viele schwangere Frauen nehmen sie ein, weil sie glauben, dass sie in der Schwangerschaft einen erhöhten Eisenbedarf haben.

In einer Übersichtsarbeit zum Nutzen von Eisenpräparaten in der Schwangerschaft wurden mehr als 60 Studien mit insgesamt über 40.000 Frauen ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine vorsorgliche Einnahme von 30 mg Eisen pro Tag für Frauen mit normalen Blutwerten und ihre Kinder keine spürbaren gesundheitlichen Vorteile hat. Zwar konnten Eisenpräparate in den Studien das Risiko senken, dass es zu einer kommt. Die Einnahme hatte aber keinen Einfluss auf die Zahl der Frühgeburten, die Zahl von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht (unter 2500 Gramm) oder Infektionen bei den Schwangeren.

Nebenwirkungen und Einnahmehäufigkeit

Bei der Eisenzufuhr kommt es darauf an, ein gutes Maß zu finden. Nicht nur zu wenig Eisen kann Probleme verursachen – auch zu viel Eisen kann ungesund sein. Der Körper kann zwar eine gewisse Menge Eisen speichern; in höheren Dosen können Eisenpräparate aber Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen. Auf nüchternen Magen eingenommen, können sie die Magenschleimhaut schädigen.

Manche Fachleute empfehlen, Eisenpräparate nicht täglich, sondern nur 1- oder 2-mal pro Woche einzunehmen – dann aber in einer höheren Dosis (beispielsweise 120 mg). Die bisherigen Studien zeigen, dass auch eine wöchentliche Einnahme Anämien vorbeugen kann. Die Hoffnung ist, dass Frauen die Präparate dann eher über längere Zeit einnehmen und weniger Nebenwirkungen auftreten. Ob das wirklich der Fall ist, ist jedoch unklar.

Eisenpräparate kindersicher aufbewahren

Eisentabletten sollten – wie alle Medikamente – so aufbewahrt werden, dass Kinder keinen Zugriff darauf haben. Auch wenn es sich „nur“ um einen natürlichen Mineralstoff handelt, kann eine versehentliche Überdosierung für Kinder lebensbedrohlich sein.

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Erstellt am 21. September 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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