Druckgeschwüren vorbeugen

Foto von junger Frau im Rollstuhl im Gespräch mit einem Freund

Die Liege- oder Sitzposition regelmäßig zu verändern, schützt am besten vor Druckgeschwüren. Spezielle Matratzen und andere Hilfsmittel können helfen, gefährdete Hautstellen zu entlasten.

Ein Druckgeschwür () entsteht vor allem durch langes unbewegliches Liegen oder Sitzen in derselben Position. Die meisten Menschen bewegen sich ständig bewusst oder unbewusst, auch bei langem Sitzen oder im Schlaf. Bei sehr schwachen, kranken, gelähmten oder bewusstlosen Menschen werden diese Körperbewegungen jedoch seltener oder hören ganz auf. Deshalb lastet auf den Körperstellen, auf denen sie liegen oder sitzen, ständig ein erhöhter Druck. Wie lange es dauert, bis ein Druckgeschwür entsteht, ist individuell sehr verschieden.

Welche Maßnahmen sind am wichtigsten?

Druckgeschwüre heilen meist nur sehr langsam und können wiederkehren. Deshalb ist es umso wichtiger, darauf zu achten, dass sie gar nicht erst entstehen. Wer im Rollstuhl sitzen oder lange Zeit im Bett liegen muss, ist besonders gefährdet. Dann ist es am wichtigsten, die Haut von Druck zu entlasten, indem man regelmäßig die Liege- oder Sitzposition wechselt. Betroffene berichten zudem oft, dass sie spüren, wie eine Körperstelle wund wird. Es ist wichtig, solche Empfindungen ernst zu nehmen und darauf zu reagieren.

Zu beobachten, auf welchen Körperstellen in welcher Position der stärkste Druck lastet, hilft auch, einzuschätzen, welche Entlastungen sinnvoll sind. Zum Beispiel entsteht beim Liegen weniger Druck auf das Gesäß als beim Sitzen in einem Stuhl. Deshalb kann es sinnvoll sein, beim Sitzen eine weiche Unterlage zu verwenden, etwa ein Kissen. Wer einen Rollstuhl nutzt, kann zudem Möglichkeiten zur Druckentlastung erlernen und sich zur Gewohnheit machen.

Außerdem ist es wichtig, sich so gut es geht zu bewegen – selbst wenn man im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen muss. Wer mit etwas Unterstützung das Bett verlassen, sich aufsetzen oder einige Schritte gehen kann, tut dies am besten so oft wie möglich.

Wie oft sind Lagewechsel nötig?

Auch wenn oft empfohlen wird, die Position alle zwei Stunden zu wechseln: Wie oft man sie ändern sollte, lässt sich nicht pauschal sagen. Manche Menschen können etwas länger unbeweglich liegen, ohne dass ihre Haut wund wird; bei anderen sind sehr häufige Positionswechsel nötig. Studien konnten bislang nicht klären, welcher Abstand zwischen den Lagewechseln optimal ist.

Zu viel und damit unnötig neu zu lagern, kann auch Nachteile haben. Wer zum Beispiel nachts alle zwei Stunden umgelagert wird, wacht vielleicht jedes Mal auf und findet keinen erholsamen Schlaf mehr. Zudem kann das Umlagern für Menschen mit Wunden oder Gelenkerkrankungen schmerzhaft sein. Auch Pflegekräfte oder Angehörige kann häufiges Lagern körperlich belasten. Aus diesen Gründen ist es wichtig zu beobachten, wie oft Positionswechsel wirklich nötig sind. Dabei kann es sehr hilfreich sein, sich die Lagewechsel aufzuschreiben.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Manche Menschen, die sich kaum noch bewegen können, haben nur wenig Appetit und Durst. Um in guter körperlicher Verfassung zu bleiben, ist es aber wichtig, auf eine ausreichende Ernährung und Flüssigkeitszufuhr zu achten. Wer zu wenig oder sehr unausgewogen isst und kaum trinkt, kann die Haut noch weiter schwächen.

Um Mangelernährung zu vermeiden, gibt es hochkalorische und proteinreiche Nahrungsergänzung – meist als Trinknahrung zusätzlich zu den Mahlzeiten. Ist normales Essen und Trinken kaum oder gar nicht mehr möglich, kann sie auch über eine Magensonde zugeführt werden. Ob eine solche Nahrungsergänzung Druckgeschwüren vorbeugt, ist allerdings nicht ausreichend untersucht.

Was ist bei der Hautpflege zu beachten?

Wesentlich ist, die Haut sauber zu halten. Dies gilt besonders für Menschen mit . Daher ist es wichtig, Windeln oder Einlagen regelmäßig zu wechseln.

Die Haut darf weder zu trocken werden noch ständig Feuchtigkeit ausgesetzt sein – denn beides kann Hautschäden begünstigen. Dementsprechend dosiert sollten Cremes und Lotionen angewendet werden. Kräftiges Reiben kann die Haut schädigen, gerade wenn sie schon gefährdet ist – dies gilt es zu vermeiden.

Können druckentlastende Matratzen vorbeugen?

Druckentlastende Matratzen und Auflagen können das Risiko für Druckgeschwüre senken. Es gibt viele unterschiedliche Produkte, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen und zu Hause verwendet werden können. Die meisten bieten eine besonders weiche Lagerung oder wechselnden Druck. Welche Produkte infrage kommen, hängt von der individuellen Situation ab. Es ist daher sinnvoll, genau zu prüfen, welche Matratze benötigt wird. Folgende Möglichkeiten gibt es:

  • Weichlagerungs-Systeme: Dazu gehören Matratzen aus speziellem Schaumstoff, Gelauflagen oder luftgefüllte Unterlagen. Sie verteilen den Druck auf eine größere Körperfläche und entlasten so einzelne, besonders gefährdete Stellen.
  • Wechseldruck-Matratzen: Sie bestehen aus mehreren luftgefüllten Kammern, in die automatisch unterschiedlich viel Luft gepumpt wird. In der Regel wechselt der Luftdruck mehrmals pro Stunde. Dadurch wird die Haut an verschiedenen Stellen abwechselnd entlastet. Wechseldruck-Matratzen nutzen meist Menschen mit besonders hohem Risiko für Druckgeschwüre.
  • Matratzen mit Micro-Stimulation: Diese reagieren auf die eigenen Bewegungen und wandeln diese in Gegenbewegungen um. Dies soll druckentlastend wirken und die Durchblutung fördern.

Damit die Kranken- oder Pflegekasse die Kosten für eine druckentlastende Matratze zu Hause übernimmt, ist ein ärztliches Rezept erforderlich. Dies legt man einem Sanitätshaus vor, das die Matratze dann beschafft.

Eignen sich Wundauflagen zur Vorbeugung?

Wundauflagen werden normalerweise zur Behandlung von Wunden verwendet. Sie können aber auch vorbeugend auf eine besonders gefährdete Stelle geklebt werden – beispielsweise am Steißbein. Die Auflage kann die Stelle vor Reibung schützen und so die Wahrscheinlichkeit für ein Druckgeschwür verringern. Solche vorbeugenden Wundauflagen eignen sich in erster Linie bei einem hohen Risiko für Druckgeschwüre – also zum Beispiel für Menschen, die sehr viel liegen.

Welche weiteren Hilfsmittel gibt es?

Auflagen aus Schaffell sind eine weitere Möglichkeit, die Haut zu schützen. Manche Menschen empfinden Schaffelle aber als unangenehm, da die Haut bei längerem Kontakt sehr warm werden kann.

Druckgeschwüre entstehen häufig an den Fersen. Deshalb werden die Fersen manchmal vorbeugend mit Kissen hochgelagert oder Fersenschoner aus Fell oder Schaumstoff verwendet. Ob dies tatsächlich vor Druckgeschwüren schützen kann, ist nicht nachgewiesen. Einige Menschen finden Fersenschoner auch unangenehm und lehnen es ab, sie zu tragen. Zudem bestehen Bedenken, dass sie das Risiko für Stürze erhöhen können, wenn man damit aufsteht und herumläuft.

Wie können Angehörige helfen?

Pflegende Angehörige können einiges tun, um das Risiko für Druckgeschwüre zu senken. So können sie die pflegebedürftige Person mehrmals am Tag dabei unterstützen, sich im Bett zu bewegen, sich an einen Tisch zu setzen oder umherzugehen. Dabei ist aber wichtig, nur so viel zu helfen, wie nötig ist. Bewegungen, die noch allein möglich sind, sollten auch eigenständig gemacht werden. Dies fördert die Selbstständigkeit und hilft, einem Druckgeschwür vorzubeugen.

Wenn jemand über lange Zeit im Bett liegen muss, wird meist gemeinsam mit den Pflegekräften eine Pflegeplanung erstellt. Darin kann festgelegt werden, wie oft am Tag die Position gewechselt wird. Es ist für alle Beteiligten wichtig, darauf zu achten, dass solche Maßnahmen regelmäßig umgesetzt werden.

Wenn eine gerötete oder wunde Stelle auffällt, sollte man die Pflegekräfte, Ärztinnen oder Ärzte rasch darauf aufmerksam machen. Sie können die betroffene Stelle genauer untersuchen. Wichtig ist in jedem Fall, dafür zu sorgen, dass die betroffene Hautstelle von Druck entlastet wird.

Angehörige können in Pflegekursen verschiedene Bewegungs- und Lagerungstechniken erlernen. Die Kranken- oder Pflegekassen übernehmen für viele zu Hause benötigte Hilfsmittel die Kosten und verleihen zum Beispiel Pflegebetten. Zudem gibt es in vielen Städten Pflegeberatungsstellen, die auch bei Fragen rund um die Dekubitus-Vorbeugung Hilfe anbieten.

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Aktualisiert am 27. Juli 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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