Semaglutid (Ozempic und Rybelsus) bei Typ-2-Diabetes

Einleitung

Semaglutid (Handelsname Ozempic) ist als zum Spritzen seit Februar 2018 für Erwachsene mit Typ-2-Diabetes-mellitus zugelassen, bei denen Ernährungsumstellung und Bewegung einen erhöhten Blutzuckerspiegel nicht ausreichend senken. Es kann mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten wie Metformin, einem Sulfonylharnstoff oder kombiniert werden. Außerdem kommt es als Einzeltherapie infrage, wenn Metformin nicht vertragen wird. Seit April 2020 ist Semaglutid auch als Tablette mit dem Handelsnamen Rybelsus zugelassen.

Diabetes mellitus ist eine , die sich auf viele Bereiche des Körpers auswirkt. Beim Typ-2-Diabetes stellt die Bauchspeicheldrüse zunächst noch genug her, es wird aber von den Körperzellen immer schlechter aufgenommen und verwertet. Kann der Blutzuckerspiegel nicht ausreichend durch Diät und Bewegung gesenkt werden, werden blutzuckerkontrollierende Medikamente eingesetzt.

Semaglutid soll vor zu starken Schwankungen des Blutzuckerspiegels und Beschwerden durch Unter- und Überzuckerungen schützen. Zudem sollen Folgeerkrankungen, die durch zu hohen Blutzucker entstehen können, so gut wie möglich vermieden werden.

Anwendung

Semaglutid wird mit einem einmal wöchentlich unabhängig von einer Mahlzeit unter die Haut gespritzt. Als Tablette ist der Wirkstoff in den Dosierungen 3, 7 und 14 mg verfügbar. Die Anfangsdosis beträgt 3 mg einmal täglich, sollte nach einem Monat auf 7 mg erhöht und kann maximal bis zu 14 mg erhöht werden. Die Dosis beider Anwendungen hängt unter anderem von der bisherigen und kombinierten blutzuckersenkenden , vom Blutzuckerspiegel und der angestrebten Blutzuckereinstellung ab. Sie muss individuell angepasst werden.

Andere Behandlungen

Für Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes kommen verschiedene Wirkstoffe als Einzeltherapie oder in Kombination infrage, dazu gehören Metformin, Sulfonylharnstoffe, Liraglutid, Empagliflozin und .

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2019 geprüft, ob Semaglutid als Vor- oder Nachteile für Personen mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu den Standardtherapien hat. Um diese Frage zu beantworten, legte der Hersteller jedoch keine geeigneten Daten vor.

2020 legte der Hersteller eine verwertbare Studie vor, in der Semaglutid in Tablettenform untersucht wurde. Es wurden Patientinnen und Patienten untersucht, bei denen Metformin mit Diät und Bewegung nicht ausreichten, den Blutzucker zu senken, und für die ein zusätzlicher Wirkstoff, außer , infrage kam. Die eine Gruppe mit 411 Personen erhielt Semaglutid plus Metformin und die Vergleichsgruppe mit 410 Personen eine Behandlung mit Empagliflozin plus Metformin. Sie wurden ein Jahr untersucht. Es zeigten sich für diese Patientinnen und Patienten folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Semaglutid?

Schlaganfälle und kurzzeitige Durchblutungsstörungen im Gehirn: Hier gibt die Studie einen Hinweis auf einen Vorteil von Semaglutid plus Metformin: In dieser Gruppe traten die genannten Beschwerden bei keiner Person auf, mit Empagliflozin plus Metformin war 1 von 100 Personen betroffen.

Genitalinfektionen: Die Studie deutet darauf hin, dass bei der Behandlung mit Semaglutid plus Metformin weniger Genitalinfektionen auftreten als bei der Behandlung mit Empagliflozin plus Metformin. Bei der Behandlung mit Semaglutid plus Metformin hatte 1 von 100 Personen eine Genitalinfektion, in der Vergleichsgruppe 8 von 100 Personen.

Welche Nachteile hat Semaglutid?

Magen-Darm-Erkrankungen: Hier deutet die Studie darauf hin, dass Nebenwirkungen wie zum Beispiel Übelkeit mit Semaglutid plus Metformin vermehrt auftraten: In dieser Gruppe gab es bei 41 von 100 Personen Magen-Darm-Erkrankungen, mit Empagliflozin plus Metformin war das bei 14 von 100 Personen der Fall.

Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen: Hier deutet sich ebenfalls ein Nachteil von Semaglutid plus Metformin an: Brachen in dieser Gruppe 11 von 100 Personen die ab, war das mit Empagliflozin plus Metformin bei 4 von 100 Personen der Fall. Die meisten dieser Patientinnen und Patienten brachen die aufgrund von Magen-Darm-Erkrankungen ab.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: Hier gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen.

Auch bei den folgenden Aspekten konnte kein Unterschied nachgewiesen werden:

  • Krankenhauseinweisungen aufgrund von
  • Nierenerkrankungen und Bauchspeicheldrüsenentzündungen
  • Blasenentzündungen
  • Gesundheitsbezogene Lebensqualität
  • Schwere Nebenwirkungen (wie beispielsweise schwere Stoffwechselstörungen)
  • Symptomatische und schwere Unterzuckerungen

Welche Fragen sind noch offen?

Herzinfarkte und Krankenhauseinweisungen aufgrund von und Netzhautschädigungen durch Diabetes: Zu diesen Beschwerden legte der Hersteller keine verwertbaren Daten vor.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Semaglutid (Ozempic und Rybelsus).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Semaglutid (Diabetes mellitus Typ 2) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A18-75. 30.01.2019. (IQWiG-Berichte; Band 721).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Semaglutid (Diabetes mellitus Typ 2) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V (neue wissenschaftliche Erkenntnisse). Dossierbewertung; Auftrag A20-93. 28.01.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1032).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Semaglutid (Diabetes mellitus Typ 2) – Addendum zum Auftrag A20-93; Auftrag A21-30. 26.03.2021. (IQWiG-Berichte; Band 1086).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

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Über diese Seite

Aktualisiert am 19. April 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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