Klima und Gesundheit

Das Klima auf der Erde wandelt sich. Dabei haben auch scheinbar kleine Veränderungen spürbare Folgen für unser Leben und unsere Gesundheit.

Extreme Wetterereignisse wie Kälteeinbrüche oder Hitzewellen gab es zwar schon immer. Messungen zeigen aber: Gerade ändert sich dauerhaft das „typische“ Wetter bezogen auf eine bestimmte Region und Jahreszeit – also das Klima.

Klimaveränderungen sind nichts Neues in der Geschichte der Erde. Doch der menschengemachte Klimawandel der letzten 100 Jahre läuft schneller ab als die natürlichen Prozesse. Er vollzieht sich – vor allem in den letzten 40 Jahren – so rasant, dass es für Pflanzen, Tiere und Menschen schwierig wird, sich anzupassen.

Was sind die Ursachen des Klimawandels?

Forscherinnen und Forscher sehen im modernen industriellen Leben und Wirtschaften der Menschen die Ursache für den Klimawandel. Vor allem die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas sowie die moderne Landwirtschaft setzen Gase frei, die den natürlichen Treibhauseffekt verstärken und so dafür sorgen, dass die Temperatur auf der Erde steigt. Durch die Abholzung von Wäldern wird weniger Treibhausgas in der Natur gespeichert.

Welche Folgen hat der Klimawandel?

Seit der vorindustriellen Zeit (um 1850 bis 1900) hat sich die Erde um durchschnittlich etwa 1,2 Grad Celsius (°C) erwärmt. Je weiter entfernt vom Äquator gemessen wird, desto stärker sind die Temperaturen angestiegen – am stärksten an Nord- und Südpol. Eine Folge: Das Eis der Polkappen schmilzt und die Meeresspiegel steigen.

Landregionen erwärmen sich schneller als Meere. Daher lag die Erwärmung in Deutschland im Jahr 2020 mit 2 °C über dem globalen Durchschnitt.

Grafik: Globale Temperatur und Temperatur in Deutschland seit 1880 (nach: Leopoldina Fact Sheet, 2021)

Der scheinbar geringe Unterschied zu den vorindustriellen Temperaturen hat bereits einen großen Einfluss auf die Umwelt: zum Beispiel die Verdrängung heimischer und die Ausbreitung neuer Tier- und Pflanzenarten, vor allem aber die Veränderung des typischen Wetters. So kommt es häufiger zu Stürmen, Starkregen und Sturmfluten, aber auch zu Trockenheit, Waldbränden und extremen Hitzeperioden. In manchen Regionen der Welt kommt es zu Dürren, Überflutungen, Hungersnöten und Konflikten um Lebensräume.

Wie beeinflusst die Erderwärmung die Gesundheit?

Das wärmere Klima in Deutschland und die damit verbundenen häufigeren und längeren Hitzewellen haben direkte Auswirkungen auf die Gesundheit. Dazu zählen:

  • Flüssigkeitsmangel und hitzebedingte Notfälle wie Hitzschlag sowie hitzebedingte Sterbefälle
  • Hautschäden und Hautkrebs sowie Erkrankungen der Augen, beispielsweise Grauer Star, durch eine höhere UV-Belastung
  • Belastung von Atmung und Kreislauf sowie Verschlimmerung von Atemwegserkrankungen durch mehr bodennahes in der Außenluft sowie Feinstaub („Sommersmog“)
  • Zunahme von Infektionskrankheiten, die von Mücken und Zecken übertragen werden, durch höhere Temperaturen auch in kalten Monaten und in Regionen, in denen es vorher zu kühl für diese Tiere war. So könnten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose künftig vermehrt in Mittel- und Norddeutschland vorkommen. Das Dengue-Fieber, das Zika- und das West-Nil-Virus könnten auch hierzulande Einzug halten.
  • häufigeres und stärkeres und Allergien: Wärmere Temperaturen über das Jahr verändern – insbesondere zusammen mit der Luftverschmutzung durch Abgase – die Biologie von Pollen. Bäume und andere Pflanzen blühen früher und länger, ihre Pollen werden zahlreicher und aggressiver.
  • stärkere Belastung von Menschen mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, unter anderem weil der Blutzucker stärker schwanken kann
  • vermehrte Probleme während der Schwangerschaft, wie Frühgeburten und ein geringeres Geburtsgewicht
  • psychische Belastung durch Extremwetterereignisse – diese können beispielsweise posttraumatische Belastungsstörungen oder Angststörungen auslösen. Hitze kann psychische Erkrankungen verstärken und aggressives Verhalten fördern. Auch die Angst vor den Folgen des Klimawandels kann belasten.
  • Hautreizungen und Infektionen beim Baden in Seen und Meeren durch und Algen, die sich infolge der Erwärmung ausbreiten

Wie lassen sich weitere gesundheitliche Folgen des Klimawandels mildern?

Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich fast alle Staaten verpflichtet, die Erderwärmung deutlich unter 2 °C zu halten und möglichst 1,5 °C nicht zu überschreiten. Dazu müssen die weltweit ausgestoßenen Treibhausgase schnell und deutlich reduziert werden.

Klimaschutzmaßnahmen sollen in erster Linie die Erderwärmung begrenzen. Sie bieten aber gleichzeitig Chancen für mehr Lebensqualität. Denn die notwendigen Veränderungen im Alltag können erhebliche gesundheitliche Vorteile haben, zum Beispiel:

  • Werden weniger fossile Brennstoffe im Energie- und Verkehrssektor eingesetzt, verringert das die Luftverschmutzung und die damit verbundene gesundheitliche Belastung.
  • Saubere Luft und mehr Bewegung aufgrund attraktiver Fuß- und Fahrradwege beugen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und chronischen Atemwegserkrankungen vor.
  • Weniger Straßenlärm vermeidet chronische Lärmbelastung und ihre möglichen gesundheitlichen Folgen wie Gehörschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Diabetes.

Wo finde ich weiterführende Informationen?

Das Umweltbundesamt bietet Erklärvideos zum Treibhauseffekt und anderen Aspekten rund um den Klimawandel.

Die Leopoldina hat ein Factsheet zu Ursachen und Folgen des Klimawandels veröffentlicht.

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung informiert über Ursachen und Folgen des Klimawandels.

Es kursieren viele unterschiedliche Aussagen zum Klimawandel und Klimaschutz. Die Seite Klimafakten.de befasst sich mit häufigen Mythen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet weiterführende Informationen auf ihrer Internetseite Klima – Mensch – Gesundheit“.

Auch das Portal „Klimawandel und Gesundheit“ der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V. (KLUG) enthält viele anschauliche Erklärungen zum Thema.

Augustin J, Sauerborn R, Burkart K et al. Gesundheit. In: Brasseur G, Jacob D, Schuck-Zöller S (Ed). Klimawandel in Deutschland: Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. Berlin: Springer; 2017. S. 138-146.

Büntgen U, Urban O, Krusic PJ et al. Recent European drought extremes beyond Common Era background variability. Nat Geosci 2021; 14(4): 190-196.

Deutscher Wetterdienst (DWD), Extremwetterkongress Hamburg. Was wir 2022 über das Extremwetter in Deutschland wissen: Stand der Wissenschaft zu extremen Wetterphänomenen im Klimawandel in Deutschland. 2022.

Günster C, Klauber J, Robra BP et al. WIdO Versorgungsreport: Klima und Gesundheit. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2021.

Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change. 2022.

Luschkova D, Traidl-Hoffmann C, Ludwig A. Climate change and allergies. Allergo J Int 2022; 31(4): 114-120.

Mambrey V, Wermuth I, Böse-O'Reilly S. Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen [Extreme weather events and their impact on the mental health of children and adolescents]. Bundesgesundheitsbl 2019; 62(5): 599-604.

Mann ME, Rahmstorf S, Kornhuber K et al. Influence of Anthropogenic Climate Change on Planetary Wave Resonance and Extreme Weather Events. Sci Rep 2017; 7: 45242.

Matthies-Wiesler F, Herrmann M, von Philipsborn P et al. The Lancet Countdown on Health and Climate Change Policy Brief für Deutschland. 2020.

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Klimawandel: Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten. 2021.

Robert Koch-Institut (RKI). KlimGesundAkt: Aktualisierung des Sachstandsberichts „Klimawandel und Gesundheit“. 2022.

Romanello M, McGushin A, Di Napoli C et al. The 2021 report of the Lancet Countdown on health and climate change: code red for a healthy future. Lancet 2021; 398(10311): 1619-1662.

Schillo S, Richter AK, Wasem J. Untersuchung des Einflusses von Hitze auf Morbidität: Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums. 2019.

Stendel M, Francis J, White R et al. The jet stream and climate change. In: Letcher TM (Ed). Climate Change. Elsevier; 2021. S. 327-357.

Umweltbundesamt (UBA), Deutscher Wetterdienst (DWD). Klimawandel und Gesundheit: Tipps für sommerliche Hitze und Hitzewellen. 2019.

Vautard R, van Aalst M, Boucher O et al. Human contribution to the record-breaking June and July 2019 heatwaves in Western Europe. Environ Res Lett 2020; 15(9).

Winklmayr C, Muthers S, Niemann H et al. Heat-Related Mortality in Germany From 1992 to 2021. Dtsch Arztebl Int 2022; 119(26): 451-457.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 18. Oktober 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.