Beckenbodentraining und Pessare

Foto von Frau mit Gymnastikmatte

Regelmäßiges Beckenbodentraining kann die Beschwerden einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung lindern. Ein kann ebenfalls helfen, eignet sich aber nicht für jede Frau.

Wenn der Beckenboden geschwächt ist, können sich Gebärmutter, Blase oder Mastdarm absenken. Dies kann sich durch Druckgefühle, Probleme beim Wasserlassen und Schmerzen bemerkbar machen. Viele Frauen können sich selbst helfen, indem sie ihren Beckenboden trainieren und / oder ein verwenden.

Die Behandlungen garantieren jedoch keine Beschwerdefreiheit. Vor allem das Beckenbodentraining kommt an seine Grenzen, wenn die Organe bereits stark abgesunken sind. Dann kann eine Operation infrage kommen: In Studien zum Beckenbodentraining entschieden sich zwischen 3 und 10 von 100 Frauen nach einiger Zeit doch für eine Operation.

Um zu klären, welche Behandlung geeignet ist, kann eine Entscheidungshilfe verwendet werden. Sie fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zusammen.

Was ist Beckenbodentraining?

Ein Beckenbodentraining stärkt die Muskeln im unteren Bereich des Beckens, die unter anderem Gebärmutter und Blase stützen. Es ist vor allem bei einer leichten Blasenschwäche (Belastungsinkontinenz) und Druckgefühlen im Unterleib sinnvoll. Dabei werden die Muskeln im Beckenboden aktiv angespannt. Ein Training umfasst verschiedene Übungen, die wenige Minuten dauern und 1- bis 3-mal täglich wiederholt werden. Am besten lassen sich die Beckenbodenübungen bei einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten erlernen, die genau das Programm vermitteln, das zu den eigenen Beschwerden passt. Dies wird von den Krankenkassen erstattet.

Wie gut hilft Beckenbodentraining?

Ein Beckenbodentraining kann die Beschwerden bei leichteren und mittleren Senkungen (Grad 1 bis 3) lindern und manchmal auch davor schützen, dass die Organe stärker absinken. Die Wirkung des Trainings kann schon nach ein paar Wochen zu spüren sein. Es ist aber nicht bei allen Frauen erfolgreich – einige haben trotz der Übungen weiter Beschwerden. Damit die Übungen wirken, ist es wichtig, nach vorheriger Anleitung und vor allem regelmäßig zu trainieren. Damit dies dauerhaft gelingt, ist es sinnvoll, das Training fest in den Tagesablauf einzubauen. Beckenbodentraining hat normalerweise keine unerwünschten Folgen.

Die Übungen wirken vor allem bei Senkungen im vorderen Becken, in dem die Harnblase und die Harnröhre liegen. Zusätzlich zu einer Operation hilft ein Beckenbodentraining aber vermutlich nicht mehr viel – zumindest in den ersten Jahren nach dem Eingriff nicht: In Studien konnten die Übungen die Beschwerden nicht mehr beeinflussen, wenn die Frauen eine Senkungsoperation hinter sich hatten. Es ist aber nicht geklärt, ob die Übungen langfristig vor einem schützen können.

Was ist ein therapeutisches Pessar?

Pessare zur Behandlung – nicht zu verwechseln mit Pessaren zur Verhütung – sind kleine Schalen, Würfel oder Ringe aus Gummi oder Silikon. Ein wird in die Scheide eingeführt und soll den Organen Halt geben. Pessare beheben so zwar nicht die Ursache der Senkung, sie können die Organe im Becken aber abstützen und in ihrer natürlichen Position halten. Fachleute vermuten zudem, dass das Tragen eines Pessars zur Kräftigung der Beckenboden-Muskulatur beitragen kann.

Pessare gibt es in unterschiedlichen Formen und Größen. Oft müssen mehrere Pessare ausprobiert werden, um ein passendes zu finden. Wenn möglich, werden meist Würfelpessare verwendet, die selbst eingesetzt, entfernt und gereinigt werden können. Bei anderen Modellen wird dies in der Arztpraxis gemacht – in der Regel etwa alle 6 bis 8 Wochen.

Grafik: von oben nach unten: Schalen-, Ring- und Würfelpessar

Wie gut hilft ein Pessar?

Ein gut passendes kann die Organe im Becken so stützen, dass Blasen- und Darmbeschwerden abnehmen oder ganz verschwinden. Die Senkung selbst kann es nicht beheben. Allerdings finden nicht alle Frauen ein geeignetes , das ihnen ausreichend hilft.

Ein kommt beispielsweise infrage, wenn eine Operation vermieden oder hinausgezögert werden soll. Etwa die Hälfte der Frauen, die ein benutzen, kommen so gut damit zurecht, dass sie es mindestens einige Jahre oder länger tragen. Pessare können auch sinnvoll sein, wenn ein Beckenbodentraining allein nicht hilft.

Haben Pessare Nachteile?

Ein muss regelmäßig kontrolliert und die Scheide ärztlich untersucht werden.

Durch den Druck auf die Scheidenschleimhaut können Schleimhautveränderungen bis hin zu Geschwüren entstehen, die sich durch Schmerzen und Blutungen bemerkbar machen. Ein kann auch die Darmbewegungen behindern oder Scheidenentzündungen begünstigen. Mit manchen Pessaren ist beim Sex das Eindringen in die Scheide nicht möglich – mit anderen schon, auch wenn sie dann stören können. Würfelpessare lassen sich aber vor dem Geschlechtsverkehr entfernen.

Um Nebenwirkungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass das gut sitzt, regelmäßig gewechselt und gereinigt wird. Eine Gleitcreme erleichtert das Einführen. Nach den Wechseljahren wird empfohlen, die Schleimhaut der Scheide mit einer Hormoncreme zu schützen – es sei denn, eine Frau hatte bereits Brustkrebs oder einen Krebs im Bereich der Geschlechtsorgane.

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Aktualisiert am 28. Juli 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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