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Wer bietet eine Psychotherapie an?

Im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung gibt es in Deutschland verschiedene Berufsbezeichnungen. Psychologische und ärztliche Psychotherapeuten, Psychiaterinnen und Psychologinnen – sich in diesem Begriffsdschungel zurechtzufinden, ist nicht ganz einfach. Was sind die Unterschiede? Mit welchem Anliegen wendet man sich an wen? Dieser Text soll helfen, die richtige Ansprechperson zu finden.

Welche Unterschiede gibt es bei Psychotherapeutinnen und -therapeuten?

Bei Psychotherapeutinnen und -therapeuten unterscheidet man zwei große Gruppen:

  • nicht-ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten
  • ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten

Die beiden Gruppen haben unterschiedliche Qualifikationen und Schwerpunkte. In beiden Berufsgruppen gibt es aber Therapeutinnen und Therapeuten, die mit tiefenpsychologischen oder analytischen Verfahren arbeiten, und solche, die in Verhaltenstherapie oder systemischer ausgebildet sind.

Gut zu wissen:

Wie sich diese Therapieverfahren unterscheiden, erklärt der Text „Was ist eine Psychotherapie und wie läuft sie ab?“.

Nicht-ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten

Sie behandeln Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, zum Beispiel in einer psychotherapeutischen Praxis. Dazu nutzen sie ausschließlich nicht medikamentöse Methoden wie Gespräche, Verhaltensübungen oder Entspannungstechniken. Sind zusätzlich Medikamente nötig, kann eine Ärztin oder ein Arzt diese verschreiben. Idealerweise arbeiten ärztliche und psychologische Behandelnde eng zusammen.

Nicht-ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten haben meist Psychologie studiert und danach eine mehrjährige, praktisch orientierte Psychotherapie-Ausbildung gemacht. Daher kommt die ältere Bezeichnung „psychologische Psychotherapeutin / -therapeut“. Mittlerweile hat sich der Ausbildungsweg jedoch geändert: Seit 2020 müssen angehende Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten den dann eingeführten Studiengang „Psychotherapie“ absolvieren. Der Zusatz „psychologisch“ entfällt dadurch. Da dieser Ausbildungsweg recht neu ist, haben die meisten aktiven Therapeutinnen und Therapeuten ihre Ausbildung noch nach altem Muster absolviert.

Ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten

Das sind Ärztinnen und Ärzte, die psychotherapeutisch tätig sind. Dafür müssen sie eine entsprechende Facharztausbildung oder eine Zusatzqualifikation in Psychotherapie gemacht haben. Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Weiterbildungsordnungen.

Da sie eine medizinische Ausbildung haben, dürfen ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten auch Medikamente zur Behandlung von psychischen Erkrankungen () verschreiben.

Je nach Ausbildung und Schwerpunkten unterscheidet man verschiedene Berufsgruppen:

  • Psychiaterinnen und Psychiater: Sie haben Medizin studiert und anschließend eine mehrjährige Ausbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gemacht. Sie behandeln vor allem psychische Erkrankungen, bei denen die medikamentöse eine wichtige Rolle spielt, wie zum Beispiel Schizophrenien oder schwere Depressionen. Früher gab es auch die Bezeichnung „Fachärztin / Facharzt für Nervenheilkunde“. Dieser Abschluss, der keine spezielle psychotherapeutische Ausbildung beinhaltete, wird aber heute nicht mehr angeboten.
  • Fachärztinnen und -ärzte für Medizin und Psychotherapie: Ärztinnen und Ärzte mit dieser Weiterbildung behandeln vor allem Menschen mit körperlichen Beschwerden, die vermutlich durch psychische Probleme ausgelöst oder verstärkt werden (Somatisierungsstörungen).
  • Fachärztinnen und -ärzte mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie: Diese haben neben ihrer fachärztlichen Ausbildung in einem anderen Gebiet eine zusätzliche Weiterbildung in der Psychotherapie gemacht. Sie behandeln psychische Erkrankungen oder Probleme, die mit ihrem eigenen Fachgebiet zu tun haben: Das sind zum Beispiel Frauenärztinnen und -ärzte, die Frauen mit Brustkrebs eine unterstützende Psychotherapie anbieten.

Gut zu wissen:

Wie man eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten findet und welche Anlaufstellen es noch bei seelischen Problemen gibt, erklärt der Text „Psychische Probleme: Wo gibt es Hilfe?“.

Gibt es Psychotherapeutinnen und -therapeuten speziell für Kinder und Jugendliche?

Psychische Erkrankungen, die im Kindes- und Jugendalter auftreten, unterscheiden sich teilweise von denen Erwachsener. Sie werden manchmal auch anders behandelt. Daher gibt es Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die sich auf die Probleme von Heranwachsenden spezialisiert haben.

Fachkräfte aus der Psychologie, aber auch aus (Sozial-)Pädagogik und Erziehungswissenschaften können sich in Kinder- und Jugend-Psychotherapie weiterbilden. Auch nach Abschluss des 2020 eingeführten Psychotherapie-Studiums ist eine solche Weiterbildung möglich.

Ärztinnen und Ärzte können sich durch eine entsprechende Facharztausbildung oder Weiterbildung auf Psychotherapie oder Psychiatrie für Kinder und Jugendliche spezialisieren.

Gibt es noch andere Anbieter von Psychotherapie?

Die Berufsbezeichnung “Psychotherapeutin / Psychotherapeut“ ist geschützt und darf nur von den oben aufgeführten Berufsgruppen genutzt werden. Anders ist es mit dem Begriff „Psychotherapie“: Ihn dürfen auch andere Personen für ihre Angebote verwenden. Das sind vor allem Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Sie müssen dafür eine Prüfung am Gesundheitsamt bestehen. Die meisten bereiten sich darauf mit einer Ausbildung vor. Anders als für die oben genannten Berufsgruppen sind die Inhalte und die Form dieser Ausbildung jedoch nicht gesetzlich festgelegt und sie ist mit beispielsweise einem Psychotherapie-Studium in keiner Weise vergleichbar. Daher ist die Qualität der Behandlungen bei Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern für Psychotherapie sehr unterschiedlich. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen psychotherapeutische Behandlungen bei ihnen nicht.

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Aktualisiert am 19. März 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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