Warum wird empfohlen, Babys Vitamin D zu geben?

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Babys benötigen Vitamin D für ihr Wachstum und gesunde Knochen. Sie können aber selbst noch nicht ausreichend Vitamin D bilden – und auch Muttermilch und Babynahrung enthalten nicht genügend davon. Daher wird empfohlen, allen Kindern im ersten Lebensjahr zusätzlich Vitamin D als Tropfen oder Tabletten zu geben.

Vitamin D ist wichtig für gesunde Knochen – von Geburt an. Es hilft, und Phosphat aus der Nahrung aufzunehmen und in die Knochen einzubauen, was diese fest und stabil macht. Bekommen Babys zu wenig Vitamin D und , kann die Knochenkrankheit Rachitis entstehen.

Eine Rachitis entsteht an den Wachstumsfugen von Knochen. Kinder mit Rachitis wachsen verzögert, weil die Knochen nicht genug einbauen können. Außerdem werden die Knochen weich und verbiegen sich. Folgen können etwa ausgeprägte O-Beine oder ein quadratisch verformter Hinterkopf sein. Weitere Anzeichen einer Rachitis sind Knochenschmerzen und schwache Muskeln, aber auch Krampfanfälle, schlechte Zähne oder häufige Infekte.

Rachitis ist in Deutschland heute selten. Denn mittlerweile ist die Bedeutung von Vitamin D für die Knochen bekannter und es wird auf eine gute Versorgung geachtet.

Warum benötigen Babys zusätzliches Vitamin D?

Bei Kindern und Erwachsenen stellt der Körper Vitamin D mithilfe von Sonnenlicht selbst her. Diese Fähigkeit entwickelt sich jedoch erst mit der Zeit – Babys können noch nicht genug davon bilden. Außerdem ist für die besonders empfindliche Babyhaut ein ausreichender Sonnenschutz wichtig, der die Vitamin-D-Bildung behindert.

Muttermilch ist die bestmögliche Nahrung für Babys, enthält aber nur wenig Vitamin D. Daher lässt sich der Vitamin-D-Bedarf mit dem Stillen nicht decken. Ähnliches gilt für Säuglingsmilch: Den meisten Produkten wird Vitamin D zugesetzt – aber nicht genug, um Babys vollständig damit zu versorgen.

Wie hoch ist der Vitamin-D-Bedarf und wie lässt er sich decken?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schätzt, dass Babys im ersten Lebensjahr 10 Mikrogramm (10 µg) Vitamin D pro Tag benötigen, um einer Rachitis vorzubeugen.

So viel Vitamin D können Neugeborene nicht selbst bilden oder über die Nahrung aufnehmen. Daher empfehlen Kinderärztinnen und -ärzte, allen Babys zusätzlich Vitamin D zu geben – als Tablette oder Tropfen. Bei dieser Rachitis-Prophylaxe reichen 10 bis 12,5 µg Vitamin D pro Tag im ersten Lebensjahr aus. Man beginnt damit bereits am Ende der ersten Lebenswoche. Bei im Winter geborenen Babys wird empfohlen, die Vitamin-D-Zufuhr während der Wintermonate des zweiten Lebensjahrs fortzusetzen.

Die Dosis wird manchmal auch als Internationale Einheiten (IE) angegeben: 10 bis 12,5 µg Vitamin D entsprechen 400 bis 500 IE Vitamin D.

Bei der U2, der zweiten U-Untersuchung zwischen dem 3. und 10. Lebenstag, erklärt die Kinderärztin oder der Kinderarzt die Bedeutung von Vitamin D für die Knochengesundheit und stellt ein Rezept für die Tropfen oder Tabletten aus. Außerdem wird die Bedeutung von für die spätere Zahngesundheit besprochen. Vitamin D und können gemeinsam als Tablette gegeben werden. Die U2 ist ein guter Zeitpunkt, um alle Fragen rund um das Thema zu besprechen.

Hat Vitamin D auch Nachteile?

Wird Vitamin D richtig dosiert, hat es keine Nachteile für das Kind. Es ist wichtig, die von der Ärztin oder dem Arzt empfohlene Dosierung der Tabletten oder Tropfen einzuhalten. Denn zu viel Vitamin D kann den Kalziumspiegel im Blut zu hoch ansteigen lassen und dadurch Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Erbrechen, Unruhe oder Teilnahmslosigkeit verursachen. Außerdem kann sich Kalk in der Niere ablagern und diese schädigen.

Gut zu wissen:

Die von der Kinderarztpraxis verschriebenen Vitamin-D-Präparate sind speziell für Babys geeignet. Frei verkäufliche Präparate können höher dosiert sein und dem Baby schaden.

Wie gebe ich die Tabletten oder Tropfen?

Tropfen oder Tabletten werden am besten zusammen mit einer Mahlzeit gegeben, denn nur so kann der Körper das Vitamin D nutzen.

Tabletten mit Vitamin D kann man direkt vor der Mahlzeit innen an die Wange des Kindes legen. Sie lösen sich dann beim Stillen oder Füttern mit der Flasche auf. Eine andere Möglichkeit ist, die Tablette mit etwas abgekochtem Wasser oder Muttermilch auf einem Teelöffel aufzulösen und dem Kind vor dem Füttern vorsichtig einzuflößen.

Tropfen lassen sich direkt vor der Mahlzeit auf die Brustwarze oder den Sauger der Flasche geben. Wenn die Tropfen direkt in die Wange des Babys gegeben werden, ist es wichtig, besonders vorsichtig zu sein, um nicht versehentlich zu viel zu tropfen.

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Erstellt am 15. November 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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