Wie wird eine Vorhautverengung behandelt?

Foto von Mutter und kleinem Sohn beim Arzt

Fast alle Jungen haben in den ersten Lebensjahren eine natürliche Vorhautverengung, die sich von selbst zurückbildet. Führt sie jedoch zu Beschwerden oder bleibt sie bis zur Pubertät bestehen, ist eine Behandlung ratsam. Oft reicht es aus, die Vorhaut mit kortisonhaltigen Mitteln einzucremen. Eine Beschneidung ist nur selten nötig.

Wenn Eltern feststellen, dass sich die Vorhaut ihres kleinen Sohnes nicht zurückziehen lässt, ist das erst einmal kein Grund zur Sorge. Denn eine zu enge Öffnung der Vorhaut oder eine Verklebung zwischen Vorhaut und Eichel ist in den ersten Lebensjahren ganz normal: Fast alle Jungen kommen mit einer solchen natürlichen Verengung zur Welt. Sie schützt die unter der Vorhaut liegende Eichel und die Harnröhre unter anderem vor Krankheitserregern.

Im Laufe der ersten Lebensjahre lösen sich die Verklebungen normalerweise und die Vorhaut dehnt sich. Treten keine Beschwerden wie Schmerzen oder Probleme beim Wasserlassen auf, raten Fachleute deshalb, erst einmal abzuwarten.

Nur bei wenigen Jungen bleibt die Vorhautverengung bis zur Pubertät bestehen (primäre Phimose). Dann bildet sie sich wahrscheinlich nicht mehr von allein zurück und es ist sinnvoll, mit einer Ärztin oder einem Arzt über eine Behandlung zu sprechen – auch wenn man keine Beschwerden hat. Das Gleiche gilt, wenn die Vorhautverengung erst im Laufe des Lebens durch Vernarbungen entstanden ist (sekundäre Phimose).

Was ist bei einer Vorhautverengung zu beachten?

Eltern sollten nie versuchen, die Vorhaut gegen den Widerstand zurückzuziehen, um sie zu weiten oder den Penis zu waschen. Dies kann für ihren Sohn sehr schmerzhaft sein und zu Verletzungen führen. Für die Reinigung des Penis reicht es in den ersten Lebensjahren völlig aus, ihn von außen zu waschen.

Auch wer als Jugendlicher oder Erwachsener eine Phimose hat, sollte die zu enge Vorhaut niemals gegen Widerstand über die Eichel ziehen. Denn dies kann zu Verletzungen führen, die vernarben und die Vorhaut noch weiter verengen.

Zudem besteht die Gefahr, dass die zu enge Vorhaut hinter der Eichel hängenbleibt und sich nicht mehr zurückschieben lässt. Sie bildet dann einen Ring, der die Blutzufuhr der Eichel abschnürt. Das wird auch Paraphimose genannt. Dabei handelt es sich um einen Notfall, der sofort ärztlich behandelt werden muss.

Wann ist eine Behandlung der Vorhautverengung sinnvoll?

Die natürliche Vorhautverengung im Kindesalter muss nicht behandelt werden – es sei denn,

  • sie ruft Beschwerden wie Schmerzen hervor oder behindert das Wasserlassen – ein kurzfristiges Aufblähen der Vorhaut durch den Urin ist jedoch kein Grund zur Sorge, oder
  • Vorhaut und Eichel entzünden sich häufig.

Auch ohne Beschwerden kann man eine Behandlung erwägen, wenn die Vorhaut

  • bis zur Pubertät und darüber hinaus zu eng bleibt (primäre Phimose) oder
  • zunächst weit genug war, dann aber aufgrund von Vernarbungen zu eng geworden ist (sekundäre Phimose).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Ist eine Behandlung nötig, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Auf die Vorhaut wird kortisonhaltige Salbe oder Creme aufgetragen, um sie zu dehnen.
  • Die Vorhaut wird durch eine Operation teilweise oder ganz entfernt (Beschneidung).

Die Behandlung mit kortisonhaltigen Salben oder Cremes wird oft als Erstes versucht. Falls sie keinen Erfolg hat, wird eine Operation empfohlen. Aber es gibt Ausnahmen: Bei einer sekundären Phimose wird meistens direkt operiert.

Wenn die Vorhaut hinter der Eichel „festklemmt“ (Paraphimose), muss dies sofort ärztlich behandelt werden. Die Ärztin oder der Arzt versucht zuerst, die Vorhaut unter örtlicher Betäubung mit der Hand zurückzuschieben. Wenn das nicht gelingt, ist eine Operation nötig, damit die „abgeklemmte“ Eichel wieder normal durchblutet wird.

Wie funktioniert die Behandlung mit kortisonhaltiger Salbe?

Bei der sogenannten konservativen (nicht operativen) Behandlung der Phimose trägt man über einen Zeitraum von 4 bis 8 Wochen zweimal täglich eine kortisonhaltige Salbe oder Creme auf den vorderen Bereich der Vorhaut auf. Das Kortison sorgt dafür, dass die Haut elastischer wird. Meist werden Salben empfohlen, weil sie den Wirkstoff besser an die Haut abgeben als Cremes.

Ab der dritten Behandlungswoche können die Eltern oder das Kind selbst versuchen, die Vorhaut allmählich zu dehnen. Hierzu schiebt man die Vorhaut täglich vorsichtig nur so weit zurück, dass keine Schmerzen auftreten. Dieses behutsame Vorgehen ist wichtig, um die Vorhaut nicht zu schädigen. Die Salbe kann nun auch auf den vorderen Bereich der Eichel, der beim Zurückziehen der Vorhaut frei liegt, aufgetragen werden. Danach wird die Vorhaut wieder nach vorne geschoben.

Welchen Nutzen hat die Behandlung mit kortisonhaltiger Salbe?

Die Forschung hat herausgefunden, dass die Behandlung mit kortisonhaltiger Salbe oder Creme oft erfolgreich ist:

  • ohne Behandlung: Bei etwa 18 von 100 Kindern, die über 4 bis 8 Wochen mit Mitteln ohne Wirkstoff () eingecremt oder gar nicht behandelt wurden, bildete sich die Phimose komplett zurück.
  • mit Behandlung: Bei etwa 62 von 100 Kindern, die im selben Zeitraum mit einer kortisonhaltigen Salbe oder Creme behandelt wurden, bildete sich die Phimose komplett zurück.

Bei einigen Kindern bildete sich die Phimose zwar nicht vollständig zurück – die Behandlung bewirkte aber zumindest, dass sich die Vorhaut etwas weitete.

Die Salben-Behandlung ist gut verträglich. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Vorhaut sich später wieder verengt. Die Behandlung kann aber mehrmals wiederholt werden. Falls die Phimose dann immer noch besteht, kann eine Operation sinnvoll sein.

Operation: Welche Verfahren gibt es und wie laufen sie ab?

Die Operation einer Phimose wird als Beschneidung (Zirkumzision) bezeichnet. Bei der kompletten Beschneidung wird die Vorhaut ganz entfernt. Wenn die Engstelle recht weit vorne sitzt, wird manchmal nur der verengte Teil der Vorhaut entfernt (sogenannte partielle Zirkumzision). Bei beiden Eingriffen wird die Schnittkante mit mehreren Stichen vernäht. Die Fäden lösen sich in der Regel innerhalb von zwei Wochen auf und fallen ab.

Es gibt auch ein Verfahren, bei dem die Vorhaut erhalten und nur geweitet wird: Dazu schneidet die Chirurgin oder der Chirurg sie an 2 bis 3 Stellen längs ein und vernäht diese Schnitte quer.

Grafik: Operation einer Vorhautverengung (komplette Beschneidung)

Kinder werden unter operiert und der Penis wird zusätzlich örtlich betäubt. Bei Erwachsenen genügt in der Regel eine örtliche Betäubung.

Nach dem Abklingen der Betäubung schmerzt der operierte Bereich. Deshalb bekommt man für die ersten Tage nach der Operation Schmerzmittel. Bei älteren Jungen und Männern können auch einige Tage später noch Schmerzen auftreten, sobald der Penis steif wird – zum Beispiel im Schlaf. Bei Kontrollterminen überprüft die Ärztin oder der Arzt, ob alles gut verheilt – meist am Tag nach dem Eingriff und nach zwei Wochen. Bis dahin ist man in der Regel krankgeschrieben und sollte auf Sport verzichten. Nach 4 bis 6 Wochen findet eine letzte Kontrolle statt.

Welchen Nutzen und welche Risiken hat die Beschneidung?

Nach einer kompletten Entfernung der Vorhaut liegt die Eichel frei – eine erneute Phimose ist dann nicht mehr möglich. Nach einer Teilbeschneidung kann es durch Narbenbildung erneut zu einer Vorhautverengung kommen. Dann wird die Vorhaut in einer zweiten Operation ganz entfernt.

Die Beschneidung ist ein Routineeingriff. Bei etwa 5 von 100 Jungen oder Männern treten harmlose Nebenwirkungen wie Blutergüsse am Penis auf. Diese verschwinden meist nach einiger Zeit von selbst. Nur selten kommt es nach der Operation zu ernsteren Nebenwirkungen, die eine Nachbehandlung nötig machen. Solche Komplikationen sind zum Beispiel Nachblutungen, eine der Operationswunde, eine Penisverkrümmung oder eine Verengung der Harnröhrenöffnung. Manchmal entstehen auch störende Hautwulste im Bereich der .

Fachleute gehen davon aus, dass die sensible Vorhaut eine Rolle für das sexuelle Empfinden spielt. Deshalb empfehlen sie zunächst eine – besonders bei Kindern, deren Vorhaut sich meist noch von selbst weitet. Auswertungen mehrerer Studien zufolge sind beschnittene Männer mit ihrem Sexualleben jedoch insgesamt genauso zufrieden wie unbeschnittene. Ärztinnen und Ärzte informieren vor einer Beschneidung darüber, dass sich nach dem Eingriff der Geschlechtsverkehr anders anfühlen kann.

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Aktualisiert am 03. Mai 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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