Wie können Gallensteine behandelt werden?

Foto von zwei Frauen

Viele Menschen haben Gallensteine, ohne sie zu bemerken. Wenn jedoch Beschwerden auftreten, stehen viele vor der Frage, was sie tun sollen: Zunächst abwarten und nur die Symptome behandeln? Oder sich operieren lassen? Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten hängen von der individuellen Situation ab.

Wenn Gallensteine keine Beschwerden verursachen, gibt es in der Regel auch keinen Anlass, sie zu behandeln. Viele Menschen mit Gallensteinen bekommen auch nur einmalig krampfartige Schmerzen (Koliken) oder erst wieder nach einem längeren Zeitraum. Bei Beschwerden wie Verdauungsproblemen ist auch häufig unklar, ob tatsächlich die Gallensteine dafür verantwortlich sind. Zudem kann jede Behandlung Nebenwirkungen haben, und Operationen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

Falls Beschwerden wie krampfartige Schmerzen auftreten, können sie mit Medikamenten gelindert werden. Dauerhaft verhindern lassen sie sich aber nur durch einen Eingriff, bei dem die Gallenblase oder Steine aus dem Gallengang entfernt werden. Ein Eingriff kommt auch für Menschen ohne Beschwerden, aber mit sehr großen Gallensteinen infrage – oder mit einer Porzellangallenblase. Dabei ist die Wand der Gallenblase verkalkt und es besteht ein erhöhtes Risiko für Gallenblasenkrebs.

Welche Medikamente können helfen?

Verschiedene Schmerzmittel und krampflösende Medikamente können schmerzhafte Koliken lindern. Wirksam sind vor allem (nicht steroidale Antirheumatika) wie zum Beispiel . Sie helfen besser als krampflösende Mittel. Auch Beschwerden wie Völlegefühl oder Übelkeit lassen sich medikamentös behandeln.

Medikamente werden eher selten eingesetzt, um die Gallensteine zu entfernen. Eine solche Behandlung ist nur möglich, wenn es sich um kleine, frisch entstandene Cholesterinsteine in der Gallenblase handelt. Tabletten mit dem Wirkstoff Ursodesoxycholsäure (UDCA), einer Gallensäure, können solche Gallensteine auflösen. Sie müssen meist über mehrere Monate eingenommen werden. Allerdings bilden sich nach der Behandlung häufig neue Steine. Diese Behandlung wird daher nur wenigen Menschen mit leichten Beschwerden oder seltenen Koliken vorgeschlagen.

Ursodesoxycholsäure (UDCA) kann dazu führen, dass die Laborwerte im Blut ansteigen, die auf Veränderungen in der Leber oder den Gallenwegen hinweisen. Diese sollten während der Behandlung kontrolliert werden. Zudem berichten manche Menschen davon, dass ihr Stuhl breiig wird und sie häufiger Durchfall haben.

OP zur Entfernung der Gallenblase – ja oder nein?

Befinden sich Gallensteine in der Gallenblase, ist eine Entfernung der Gallenblase die einzige Möglichkeit, um schmerzhaften Koliken dauerhaft vorzubeugen. Bei der Abwägung, ob und wann man sich zu diesem Schritt entschließt, spielen verschiedene Aspekte eine Rolle:

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass erneut Beschwerden auftreten? Manche Menschen haben sehr oft Beschwerden, andere selten oder nur einmalig.
  • Wie belastend sind die Symptome? Handelt es sich um starke Oberbauchschmerzen und Koliken oder um leichte Beschwerden?
  • Wie sicher ist es, dass Gallensteine die Beschwerden auslösen? Bei Oberbauchschmerzen und Koliken ist dies sehr wahrscheinlich. Probleme wie Verdauungsbeschwerden haben oft andere Ursachen.
  • Wie hoch ist das Risiko, dass es zu Komplikationen wie einer der Gallenblase kommt?
  • Wie hoch ist das individuelle Risiko einer Operation? Einige Menschen haben zum Beispiel wegen ihres Alters oder weiterer Erkrankungen ein höheres Risiko für Komplikationen durch eine Operation als andere.

Gut zu wissen:

Ärztinnen und Ärzte, die eine Gallenblasen-OP empfehlen, müssen auf das Recht auf eine kostenlose zweite ärztliche Meinung hinweisen. Auch unsere Entscheidungshilfe zur Gallenblasen-OP kann beim Abwägen der Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs helfen.

Wer sich für eine Operation entschieden hat, kann in der Weissen Liste nach einem Krankenhaus suchen und sich darüber informieren, wie häufig solche Eingriffe dort durchgeführt werden.

Was wird bei einer OP zur Entfernung der Gallenblase gemacht?

Gallenblasen werden heute meist im Rahmen einer Bauchspiegelung entfernt, der sogenannten Laparoskopie. Bei dem Eingriff werden unter 3 bis 4 kleine Einschnitte in die Bauchdecke gemacht. Durch diese Einschnitte führt die Chirurgin oder der Chirurg dünne Röhrchen ein, durch die feine Operationsinstrumente bis zur Gallenblase vorgeschoben werden.

Meist bleibt man 2 bis 3 Tage im Krankenhaus. Wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, kann der Eingriff auch durchgeführt werden – das heißt, man kann noch am selben Tag wieder nach Hause gehen. Dort erholt man sich ähnlich gut wie im Krankenhaus, und auch das Risiko für Komplikationen ist vergleichbar. In den ersten zwei Wochen nach dem Eingriff sollte man sich schonen und für etwa vier Wochen schweres Heben und belastende Sportarten wie Fußball vermeiden.

Um die Gallenblase zu entfernen, ist nur selten eine offene Bauchoperation nötig – etwa wenn während einer Bauchspiegelung Probleme auftreten. Nach einer offenen Operation erholt man sich langsamer als nach einer Bauchspiegelung. Zudem entzündet sich die Operationswunde häufiger.

Welche Risiken hat eine Gallenblasen-OP?

In Deutschland müssen Krankenhäuser erfassen, wie häufig es nach bestimmten Eingriffen zu Komplikationen kommt. Etwa 1000 Krankenhäuser melden diese Daten für die Entfernung der Gallenblase. Die Auswertung für das Jahr 2021 zeigt folgende Ergebnisse:

  • Bei etwa 1 von 100 Operationen kommt es zu einer Verletzung des Gallengangs. Diese ernste Komplikation kann unter anderem zu Entzündungen im Bauchraum führen. Dann sind weitere Behandlungen notwendig.
  • Bei etwa 4 von 100 Operationen kommt es zu behandlungsbedürftigen Blutungen oder Infektionen. Diese lassen sich aber meist gut behandeln und bleiben oft ohne Folgen.

Wie werden Steine aus einem Gallengang entfernt?

Im Gallengang selbst bilden sich nur selten Steine. Die meisten Gallengangsteine sind aus der Gallenblase in den Gallengang gewandert.

Steine im Gallengang führen häufiger zu Entzündungen der Gallengänge und der als Steine in der Gallenblase. Gallengangsteine können sich aber auch von selbst lösen und in den abgehen, ohne Beschwerden zu verursachen. Deshalb müssen sie auch nicht immer behandelt werden. Ob eine Entfernung nötig ist, bespricht man mit der Ärztin oder dem Arzt.

Gallengangsteine können durch eine endoskopisch-retrograde Cholangiografie (ERC) entfernt werden. Dabei wird unter Kurznarkose (Schlafspritze) ein durch den Mund, über den Magen und bis an die Gallengänge vorgeschoben. Anschließend wird ein Kontrastmittel gespritzt, damit die Gallengänge in einer Röntgenuntersuchung sichtbar werden. Häufig wird dann ein Schnitt an der Mündung der Gallengänge gemacht. Anschließend werden die Steine mit einem kleinen Körbchen oder einer Schlinge entfernt, die über das eingeführt werden.

Eine ERC führt bei etwa 5 bis 10 von 100 Menschen zu Komplikationen wie Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Verletzungen des Gallengangs oder des Magen-Darm-Trakts. Die ERC kann im Krankenhaus oder stattfinden.

Für eine Entfernung der Gallenblase bei gleichzeitigen Gallenblasensteinen ist ein gesonderter Eingriff nötig.

Wie komme ich ohne Gallenblase zurecht?

Vor einer Operation fragen sich viele Menschen, was es bedeutet, ohne Gallenblase zu leben. Meist hat der Verlust des Organs keine größeren Nachteile. Fehlt die Gallenblase, fließt die gesamte in der Leber produzierte Gallenflüssigkeit ohne Zwischenspeicherung direkt über den Gallengang in den . Manche Menschen haben deshalb etwas häufiger Stuhlgang als vorher und weicheren Stuhl. Es kann auch zu häufigeren Durchfällen kommen.

Eine Operation führt zwar meist dazu, dass keine Koliken mehr auftreten – sie ist aber keine Garantie dafür, dass die Bauchbeschwerden ganz verschwinden. So können etwa Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen bestehen bleiben. Auch können sich in den Gallengängen weiter Gallensteine bilden und Probleme verursachen.

Nach einer Operation ist es meist nicht nötig, sich anders zu ernähren oder gar eine spezielle Diät einzuhalten. Viele Menschen vertragen ihre gewohnten Speisen nach der Operation genauso gut wie vorher.

Falls bestimmte Lebensmittel nach dem Eingriff nicht mehr vertragen werden und Verdauungsprobleme auftreten, kann es sinnvoll sein, die Ernährung etwas umzustellen. Dabei kann die Ärztin oder der Arzt unterstützen. Häufig wird empfohlen, sich fettärmer und ballaststoffreicher zu ernähren. Was einem gut bekommt und was weniger, lässt sich am besten durch Ausprobieren herausfinden.

Ahmed I, Innes K, Brazzelli M et al. Protocol for a randomised controlled trial comparing laparoscopic cholecystectomy with observation/conservative management for preventing recurrent symptoms and complications in adults with uncomplicated symptomatic gallstones (C-Gall trial). BMJ Open 2021; 11(3): e039781.

Bagepally BS, Haridoss M, Sasidharan A et al. Systematic review and meta-analysis of gallstone disease treatment outcomes in early cholecystectomy versus conservative management/delayed cholecystectomy. BMJ Open Gastroenterol 2021; 8(1): e000675.

Brazzelli M, Cruickshank M, Kilonzo M et al. Clinical effectiveness and cost-effectiveness of cholecystectomy compared with observation/conservative management for preventing recurrent symptoms and complications in adults presenting with uncomplicated symptomatic gallstones or cholecystitis: a systematic review and economic evaluation. Health Technol Assess 2014; 18(55): 1-101, v-vi.

Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Prävention, Diagnostik und Therapie von Gallensteinen (S3-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 021-008. 2017.

European Association for the Study of the Liver (EASL). EASL Clinical Practice Guidelines on the prevention, diagnosis and treatment of gallstones. J Hepatol 2016; 65(1): 146-181.

Facciorusso A, Gkolfakis P, Ramai D et al. Endoscopic Treatment of Large Bile Duct Stones: A Systematic Review and Network Meta-Analysis. Clin Gastroenterol Hepatol 2023; 21(1): 33-44 e39.

Fraquelli M, Casazza G, Conte D et al. Non-steroid anti-inflammatory drugs for biliary colic. Cochrane Database Syst Rev 2016; (9): CD006390.

Gurusamy KS, Davidson BR. Gallstones. BMJ 2014; 348: g2669.

Hao XY, Shen YF, Wei YG et al. Safety and effectiveness of day-surgery laparoscopic cholecystectomy is still uncertain: meta-analysis of eight randomized controlled trials based on GRADE approach. Surg Endosc 2017; 31(12): 4950-4963.

Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Bundesauswertung Cholezystektomie (Erfassungsjahr 2021).

Keus F, Gooszen Hein G, van Laarhoven Cornelis JH. Open, small-incision, or laparoscopic cholecystectomy for patients with symptomatic cholecystolithiasis. An overview of Cochrane Hepato-Biliary Group reviews. Cochrane Database Syst Rev 2010; (1): CD008318.

Latenstein CS, Wennmacker SZ, de Jong JJ et al. Etiologies of Long-Term Postcholecystectomy Symptoms: A Systematic Review. Gastroenterol Res Pract 2019: 4278373.

Singh AN, Kilambi R. Single-stage laparoscopic common bile duct exploration and cholecystectomy versus two-stage endoscopic stone extraction followed by laparoscopic cholecystectomy for patients with gallbladder stones with common bile duct stones: systematic review and meta-analysis of randomized trials with trial sequential analysis. Surg Endosc 2018; 32(9): 3763-3776.

Xiong W, Li M, Wang M et al. The Safety of Laparoscopic Cholecystectomy in the Day Surgery Unit Comparing with That in the Inpatient Unit: A Systematic Review and Meta-Analysis. Biomed Res Int 2020: 1924134.

Zhao JJ, Syn NL, Chong C et al. Comparative outcomes of needlescopic, single-incision laparoscopic, standard laparoscopic, mini-laparotomy, and open cholecystectomy: A systematic review and network meta-analysis of 96 randomized controlled trials with 11,083 patients. Surgery 2021; 170(4): 994-1003.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 17. Mai 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.