Mittelohrentzündung bei Babys und Kindern

Wenn Ihr Kind zum Beispiel einige Tage nach Beginn einer Erkältung mehr schreit als sonst, Fieber hat und vielleicht an seinem Ohr reibt, könnte eine Mittelohrentzündung die Ursache sein. Sie ist bei kleinen Kindern recht häufig, heilt aber fast immer innerhalb von zwei bis drei Tagen auch ohne besondere Behandlung wieder ab. In diesem Film erklären wir Ihnen, wie Sie Ihrem Kind in dieser Zeit helfen können.

Wir können aber nur allgemeine Informationen geben. Scheuen Sie sich daher nicht, frühzeitig zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu gehen, wenn Sie Fragen haben. In den meisten Fällen wird sie oder er Sie beruhigen und eventuell ein für Kinder geeignetes Schmerzmittel verschreiben. Antibiotika sind bei einer akuten Mittelohrentzündung meist nicht nötig. Wir erklären Ihnen hier unter anderem auch warum.

Eine akute Mittelohrentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Babys und Kleinkindern. Etwa eines von 10 Kindern hat in den ersten drei Lebensmonaten eine Mittelohrentzündung. Sie entwickelt sich meist nach einer Erkältung, Halsentzündung oder Infektion der Nasennebenhöhlen.
Folgende Anzeichen können bei einem Kleinkind auf eine akute Mittelohrentzündung hinweisen:

  • Ohrenschmerzen, erkennbar zum Beispiel durch Reiben und Ziehen an den Ohren, oder häufiges Kopfschütteln.
  • Fieber, einige Tage nach Beginn einer Erkältung oder Halsschmerzen
  • Keine Reaktion auf normal laute Ansprache oder Töne, auf die das Kind normalerweise reagiert
  • Gereiztheit, schnelle Unzufriedenheit, unruhiger Schlaf
  • Häufigeres und schärferes Schreien als üblich
  • Appetitlosigkeit oder Erbrechen.

Viele dieser Anzeichen gehen auf die Schmerzen zurück, die eine Mittelohrentzündung verursachen kann. Dabei kommen die Schmerzen vorwiegend vom Trommelfell.

Das Mittelohr ist über die sogenannte Ohrtrompete mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden. Bei kleinen Kindern ist die Ohrtrompete noch sehr fein und kurz. Deshalb können Krankheitserreger aus dem Nasen-Rachen-Raum leichter bis in das Mittelohr eindringen.

Bei einem Infekt bildet sich im Mittelohr mehr Flüssigkeit als sonst. Gleichzeitig können auch die Schleimhäute der Ohrtrompete so anschwellen, dass der Gang verstopft. Die Folge ist, dass die Flüssigkeit nicht mehr abfließen kann und sich im Mittelohr staut. Es kommt zu einem sogenannten Paukenerguss.

Durch den Überdruck im Mittelohr kann das Trommelfell so stark gespannt sein, dass die Kinder Schmerzen haben. Und sie können schlechter hören. Manchmal kann bei sehr großem Druck im Mittelohr das Trommelfell auch einreißen. Solch ein Riss schließt sich meist von alleine wieder. Es kann aber sein, dass noch einige Wochen lang Flüssigkeit aus dem Ohr austritt.

Im Normalfall heilt eine akute Mittelohrentzündung von selbst. Bei etwa neun von zehn Kindern klingen die Beschwerden nach spätestens zwei bis drei Tagen ab. Meist dauert es etwas länger, bis die Kinder wieder normal hören können. Komplikationen durch eine Mittelohrentzündung treten bei uns nur äußerst selten auf.

Die größte Erleichterung können Sie Ihrem Kind verschaffen, indem die Schmerzen schnell gelindert werden. Viele Eltern versuchen es mit Hausmitteln, beispielsweise mit Zwiebelsäcken, die auf das schmerzende Ohr gelegt werden. Oder mit Rotlicht, um das erkrankte Ohr zu wärmen. Andere Eltern wiederum greifen auf homöopathische Medikamente, zum Beispiel Pulsatilla, zurück. Für eine Wirksamkeit dieser Hausmittel gibt es jedoch keinerlei wissenschaftliche Belege.

Nachgewiesen ist aber, dass bestimmte Schmerzmittel hilfreich sind und auch das Fieber senken können. Welche Schmerzmittel für Kinder geeignet sind, dazu berät Sie Ihre Ärztin oder Ihr Arzt. Oft reicht es dann schon, etwas gegen die Schmerzen und das Fieber getan zu haben.

Antibiotika sind meist keine Hilfe, weil sie die Heilung einer unkomplizierten Mittelohrentzündung bei den meisten Kindern kaum beschleunigen. Das liegt daran, dass Mittelohrentzündungen vor allem von Viren verursacht werden. Und gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos. Bei manchen Kindern können Antibiotika allerdings sinnvoll sein. Dazu gehören wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge

  • Kinder unter zwei Jahren mit einer Entzündung beider Ohren und
  • Kinder mit einem eitrigen Ausfluss aus dem Ohr.

Diese Anzeichen weisen auf eine Infektion mit Bakterien hin, gegen die Antibiotika wirken.

  • Auch wenn sich die Beschwerden nach ein paar Tagen noch nicht bessern, verschlimmern oder neue Beschwerden hinzukommen, sind Antibiotika ebenfalls sinnvoll.

Auch wenn Sie sich verständlicherweise Sorgen machen, weil Ihr Kind gerade eine Mittelohrentzündung durchmacht, die Infektion bekommen die Kleinen meist selbst in den Griff. Ein Arztbesuch kann trotzdem sinnvoll sein, um sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um eine unkomplizierte Mittelohrentzündung handelt. Und – eine Mittelohrentzündung kann zwar zu einigen durchwachten Nächten führen, in denen Ihr Kind viel Zuwendung braucht. Sie ist aber meist nach wenigen Tagen überstanden.

Fotos: Thinkstock: www.thinkstockphotos.de
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Aktualisiert am 16. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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