Schizophrenie

Auf einen Blick

  • Menschen mit einer Schizophrenie haben wiederkehrende Psychosen.
  • In psychotischen Phasen haben viele zum Beispiel Wahnvorstellungen oder hören Stimmen.
  • Eine Schizophrenie beginnt meist im Alter zwischen 15 und 35 Jahren.
  • Zu den wirksamen Behandlungen zählen Medikamente und eine Psychotherapie.
  • Außerdem sind psychosoziale Unterstützungsangebote wichtig.

Einleitung

Foto von Frau

Menschen mit einer Schizophrenie durchleben akute Psychosen – Phasen, in denen sie die Welt oft ganz anders wahrnehmen als sie es normalerweise tun. Sie hören Stimmen, fühlen sich verfolgt oder von anderen Menschen beeinflusst. Auch ihr Verhalten verändert sich, viele sprechen unzusammenhängend. Manche verlieren den Bezug zur Realität fast völlig.

Psychosen treten meist in vorübergehenden Phasen auf. Einige Betroffene erleben nur einmal oder wenige Male eine psychotische Phase. Andere haben dauerhafte Beschwerden und benötigen viel Unterstützung.

Der Begriff Schizophrenie bedeutet „gespaltener Geist“. Mit dem Begriff wird oft die Vorstellung einer „gespaltenen Persönlichkeit“ verbunden. Dies ist jedoch falsch und befördert Vorurteile gegenüber Menschen mit Schizophrenie: Zwar sind ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten phasenweise stark verändert, sie haben aber keine andersartige Persönlichkeit. Zudem sind die Beschwerden, die Ursachen und der Verlauf der Erkrankung oft sehr unterschiedlich.

Symptome

Man unterscheidet verschiedene Formen der Schizophrenie mit jeweils typischen Beschwerden. Am häufigsten sind folgende:

  • Paranoide Schizophrenie: Sie äußert sich durch Wahnvorstellungen und Halluzinationen (typischerweise Stimmen hören) sowie dem Gefühl, von anderen beobachtet und beeinflusst zu werden. Sie ist die häufigste Form und beginnt meist im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.
  • Schizophrenes Residuum: Diese Form beschreibt chronische Beschwerden, die meist nach einer akuten psychotischen Phase auftreten. Die Betroffenen sind dann sehr passiv, antriebslos und wirken bedrückt. Sie haben wenig Interesse an Aktivitäten und ziehen sich sozial zurück. Gesichtsausdruck und Sprache wirken emotionslos. Zudem kann es zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen kommen.
  • Hebephrene Schizophrenie: Typisch sind ein auffälliges Gefühlsleben mit kaum veränderlicher, oft nicht zur Situation passender Stimmung, unangemessenes Verhalten und fahriges Denken. Diese Form beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.
  • Katatone Schizophrenie: Bei dieser selteneren Form stehen Bewegungsauffälligkeiten wie zielloser Bewegungsdrang, Erstarren oder Grimassieren im Vordergrund. Auch sie beginnt meist zwischen 15 und 25.

Akute Psychosen deuten sich oft lange vorher an. In den Wochen oder Monaten davor spüren die Betroffenen und meist auch Angehörige, dass sich etwas verändert. Oft sind Menschen vor einer akuten Psychose ruhelos und angespannt, schlafen schlecht und haben Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Sie können auch schon leichte Halluzinationen haben oder das Gefühl, von anderen beobachtet und beeinflusst zu werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind bislang ungeklärt. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen können. Man weiß, dass manche Menschen anlagebedingt ein höheres Risiko haben – vor allem, wenn ein Eltern- oder Geschwisterteil bereits an einer Schizophrenie erkrankt ist. Etwa 12 % der Kinder von Müttern oder Vätern mit Schizophrenie erkranken später ebenfalls.

Auch Veränderungen im Gehirn, Schlafstörungen, Drogenkonsum (zum Beispiel Cannabis oder Amphetamine), traumatische Erfahrungen, psychischer Stress, Entwicklungsstörungen im Mutterleib oder in der Kindheit können zur Entwicklung einer Psychose beitragen.

Eine Psychose tritt häufig im Zusammenhang mit größeren Veränderungen im Leben auf wie etwa Trennungen, Ortswechsel oder dem Start ins Berufsleben.

Häufigkeit

Es wird geschätzt, dass bei etwa 0,5 % aller Menschen im Laufe des Lebens eine Schizophrenie festgestellt wird. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen.

Statistisch gesehen erkranken sozial benachteiligte Menschen und Alleinstehende häufiger an einer Schizophrenie. Sozialer Abstieg und Einsamkeit sind allerdings oft auch Folgen der Erkrankung.

Verlauf

Zur ersten akuten Erkrankungsphase kommt es meist im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Häufig kündigt sie sich schon Jahre zuvor durch zunehmende Beschwerden an, die sich nicht klar zuordnen lassen. Dazu gehören Ruhelosigkeit, depressive Verstimmung, Launenhaftigkeit, Selbstzweifel, Ängste oder Konzentrationsprobleme. Viele haben plötzlich Probleme in der Schule oder im Studium, vernachlässigen ihr Äußeres und ziehen sich von Freunden und Angehörigen zurück.

Männer erleben ihre erste Episode im Durchschnitt einige Jahre früher als Frauen. Die Ursache für diesen Geschlechterunterschied ist unklar. Nur sehr selten beginnt eine Schizophrenie bereits im Kindesalter.

Bei etwa einem Viertel der Betroffenen bleibt es bei einer einzigen Episode. Etwa 60 von 100 Personen erleben nach einer ersten akuten Psychose innerhalb von zwei Jahren einen . Eine akute Psychose kann Wochen bis Monate andauern. Danach dauert es oft noch einige Zeit, bis es wieder möglich ist, normal den Alltag zu gestalten. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen klingen die Beschwerden nie ganz ab, sondern nehmen langsam zu und bleiben dann dauerhaft bestehen. Sie haben oft sehr starke Symptome, die schwer zu behandeln sind.

Folgen

Die Erfahrung einer Psychose wirkt oft für lange Zeit nach, selbst wenn keine Krankheitssymptome bleiben. Die Erkrankung kann verunsichern und das Selbstwertgefühl verringern. Dennoch finden sich manche Menschen nach einer psychotischen Phase wieder gut im Alltag zurecht und leben ein normales Leben.

Andere sind durch die Erkrankung dauerhaft eingeschränkt und benötigen intensive Hilfe. Viele haben vor allem Probleme, den Alltag allein zu bewältigen und beruflich Fuß zu fassen. Sie haben Schwierigkeiten, Freunde zu finden, haben eher Konflikte mit anderen und leben oft zurückgezogen. Schul- oder Studienabbruch, Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg durch Jobs mit geringerem Einkommen oder Frühberentungen sind häufiger. Die „Schizophrenie“ kann zudem sehr stigmatisierend sein.

Menschen mit Schizophrenie sterben im Schnitt etwa 15 Jahre früher als der Durchschnitt der Bevölkerung. Vor allem Menschen mit häufigen Rückfällen sterben früher. Für die verringerte Lebenserwartung gibt es viele Gründe: Betroffene sind zum Beispiel häufiger suchtkrank und konsumieren mehr Alkohol, Nikotin und Drogen. Zudem erkranken sie öfter an Infektionen, Herzkrankheiten oder Diabetes und lassen sich seltener medizinisch behandeln. Solche körperlichen Erkrankungen können Folge des Lebensstils, aber auch Nebenwirkungen von Medikamenten gegen psychotische Beschwerden sein. Wenn eine Schizophrenie gut behandelt wird, steigt die Lebenserwartung.

Etwa 5 % der Betroffenen nehmen sich das Leben. Häufiger sind es junge Männer, die zum ersten Mal eine akute Psychose haben, sowie bereits sehr lange und schwer Erkrankte. Kritisch sind unbehandelte akute psychotische Phasen und die Zeit direkt nach der Entlassung aus einer Klinik.

Diagnose

Die Schizophrenie wird erst gestellt, wenn typische Beschwerden mindestens einen Monat lang andauern. Dabei werden Wahnvorstellungen oder anhaltendes Hören von Stimmen bei der stärker gewichtet – wirres Reden, zielloser Bewegungsdrang oder andere Halluzinationen als Stimmen hören sind dagegen weniger bedeutsam, weil weniger typisch für eine Schizophrenie.

Um einen Verdacht auf Schizophrenie abzuklären, werden Gespräche geführt, auch mit Angehörigen, und das Verhalten beobachtet. Körperliche und neurologische Untersuchungen sowie bildgebende Verfahren dienen vor allem dazu, andere Ursachen der Symptome auszuschließen. Dazu können zum Beispiel Erkrankungen des Nervensystems oder Alkohol- und Drogenkonsum gehören.

Nicht alle Anzeichen lassen sich immer eindeutig von „normalem“ Verhalten oder nachvollziehbaren Reaktionen auf bestimmte Erfahrungen abgrenzen. Bei Jugendlichen kann es schwer sein, schizophrene Beschwerden von schweren Entwicklungsproblemen zu unterscheiden. Zudem können bestimmte Symptome auch unter Drogeneinfluss oder anderen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen auftreten. Eine sorgfältige Untersuchung bei Fachärztinnen und -ärzten für Psychiatrie und Psychotherapie ist deshalb sehr wichtig.

Behandlung

Die Behandlung sollte sich in erster Linie an den Bedürfnissen eines Betroffenen orientieren. Bei einer ersten akuten Psychose ist dies aber oft nur begrenzt möglich. Die weitere Behandlung gemeinsam zu planen, gelingt eher, wenn die akuten Beschwerden abklingen. Je früher und besser Beschwerden behandelt werden, desto größer sind die Chancen für einen günstigen Verlauf der Erkrankung.

Folgende Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten gibt es:

  • Unterstützung durch Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen: Sie können emotional zur Seite stehen, im Alltag behilflich sein und für ein stabiles soziales Umfeld sorgen.
  • Medikamente: können die akuten Beschwerden zum Abklingen bringen und langfristig vor Rückfällen schützen. Sie sind wirksam, können aber belastende Nebenwirkungen haben.
  • Psychotherapie: Sie kann die Beschwerden verringern und helfen, mit der Erkrankung umzugehen. Gängige Behandlungen sind die und die Familientherapie. Eine Psychotherapie kann in allen Phasen der Erkrankung hilfreich sein, auch schon während einer akuten Psychose.
  • : Dabei erlernen Erkrankte und ihre Angehörigen alles Wichtige zu Anzeichen, Behandlung und Umgang mit der Erkrankung. Zudem ermöglicht sie den Austausch mit anderen Betroffenen.
  • Soziotherapie: Verschiedene Angebote können helfen, sich beruflich und sozial wieder einzugliedern und ein möglichst eigenständiges Leben zu führen. Dies kann manchmal auch die Symptome der Krankheit lindern.

Die Behandlung ist oder in einer Klinik möglich. In einer akuten Krankheitsphase wird häufig in einer psychiatrischen Klinik behandelt. Oft erkennen Betroffene nicht, dass sie eine akute Psychose haben und lehnen eine unter Umständen ab. Dann kann es zu einer Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik kommen. Dies ist rechtlich aber nur möglich, wenn jemand akut gefährdet ist oder andere gefährdet – zum Beispiel durch Suizidgedanken oder sehr aggressives Verhalten – und die Gefahr nicht anders abgewendet werden kann.

Eine Möglichkeit ist, mit Ärztinnen und Ärzten für solche Situationen eine Behandlungsvereinbarung zu treffen. Dort wird beispielsweise festgelegt, wie im Fall einer akuten Psychose behandelt werden soll. Es wird vereinbart, wie mit Medikamenten und vielleicht unvermeidlichen Zwangsmaßnahmen umzugehen ist und welche weiteren Formen der Unterstützung gewünscht werden. Es kann auch sinnvoll sein, zu diesen Fragen eine sowie eine anzufertigen, in der bestimmt wird, wer für einen entscheidet, wenn man selbst nicht dazu in der Lage ist.

Weitere Informationen

Die Telefonseelsorge bietet Unterstützung bei akuten Problemen und vermittelt auch weitere Hilfen. Darüber hinaus stehen verschiedene Beratungsangebote zur Verfügung.

Die Bundespsychotherapeutenkammer bietet auf ihrer Internetseite eine Therapeutensuche an. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen helfen, einen Termin in einer fachärztlichen oder psychotherapeutischen Praxis zu bekommen.

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). S3-Leitlinie Schizophrenie. AWMF-Registernr.: 038-009. 2019.

Leucht S, Vauth R, Olbrich HM et al. Schizophrenien und andere psychotische Störungen. In: Psychische Erkrankungen - Klinik und Therapie. München: Urban und Fischer; 2015.

Owen MJ, Sawa A, Mortensen PB. Schizophrenia. Lancet 2016; 388(10039): 86-97.

Robert Koch-Institut (RKI), Statistisches Bundesamt (Destatis). Schizophrenie (Gesundheitsberichterstattung des Bundes; Heft 50). 2010.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 01. Juni 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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