Schilddrüsen­untersuchungen verstehen

Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist eine lebenswichtige Hormondrüse. Sie befindet sich im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs und hat die Form eines Schmetterlings.

Die Schilddrüse bildet unter anderem die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese haben vielfältige Aufgaben: Sie sind für den Stoffwechsel sowie für das Wachstum und die Reifung des Körpers verantwortlich.

Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sorgt dafür, dass die Schilddrüse immer die richtige Menge an Hormonen produziert. Um die Bildung von Schilddrüsenhormonen anzuregen, gibt sie das Hormon () ins Blut ab. Sind zu viele Schilddrüsenhormone im Blut, hemmt dies die Bildung von in der Hirnanhangdrüse. Das System ähnelt also einem Thermostat, der die Raumtemperatur auf einem bestimmten Wert hält. Daher ist die Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut normalerweise relativ gleichbleibend.

Mit verschiedenen Tests und Untersuchungen lassen sich die Konzentration der Schilddrüsenhormone und des im Blut messen sowie die Größe der Schilddrüse und die Beschaffenheit des Schilddrüsengewebes feststellen.

Tastuntersuchung

Bei dieser Untersuchung der Schilddrüse tastet die Ärztin oder der Arzt meist von hinten den Hals im Bereich der Schilddrüse sorgfältig ab. Denn aus dieser Position lässt sich die Schilddrüse besonders gut ertasten. Sie oder er achtet dabei unter anderem darauf, ob sich die Schilddrüse auffällig anfühlt oder zum Beispiel vergrößert hat.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Eine vergrößerte Schilddrüse wird Struma oder auch Kropf genannt. Der häufigste Grund für eine Struma ist Jodmangel. Oft arbeitet die Schilddrüse dann trotzdem normal.

Die Schilddrüse kann aber auch aus anderen Gründen größer werden: etwa wenn sie von mehreren gutartigen Knoten durchsetzt ist oder bei einer Über- oder Unterfunktion.

Die Tastuntersuchung kann also nur erste Hinweise geben. Welche Ursache hinter einer ertasteten Vergrößerung steckt und ob zusätzlich die Schilddrüsenfunktion gestört ist, lässt sich erst durch weitere Untersuchungen feststellen.

Blutuntersuchungen

Die Schilddrüse gibt stetig eine bestimmte Menge an Hormonen ins Blut ab. Mithilfe einer Blutuntersuchung lässt sich ermitteln, welche Hormonmengen sie produziert.

Mit Bluttests kann neben den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) auch das Hirnanhangdrüsen-Hormon bestimmt werden. Störungen der Schilddrüsenfunktion sind besonders früh an einer Veränderung des TSH-Wertes erkennbar. Daher wird oft zunächst nur gemessen. Ist dieser Wert auffällig, werden auch die Schilddrüsenhormone T3 und T4 bestimmt.

Schilddrüsen-Antikörper werden bestimmt, wenn der Verdacht besteht, dass eine die Schilddrüsenfunktion stört. Dabei bildet das , die sich an das Schilddrüsengewebe binden. Die Drüse kann sich dadurch entzünden, nicht mehr funktionieren oder auch angeregt werden, zu viele Hormone zu bilden.

Bestimmte Bereiche in der Schilddrüse bilden ein weiteres Hormon, das sogenannte Kalzitonin. Es wird im Blut vor allem dann gemessen, wenn der Verdacht auf eine bestimmte Form von Schilddrüsenkrebs besteht.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Folgende Werte geben Hinweise darauf, was genau die Produktion der Schilddrüsenhormone stört:

  • (): Erhöhte TSH-Werte weisen auf eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) hin. Sie zeigen, dass die Hirnanhangdrüse versucht, die Hormonbildung in der Schilddrüse anzuregen. Sehr wenig im Blut kann dagegen auf eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) hinweisen. Die Hirnanhangdrüse bildet dann weniger , um die Schilddrüse nicht noch mehr anzuregen.
  • Freies Trijodthyronin (fT3) und freies Thyroxin (fT4): Erhöhte Werte der freien Schilddrüsenhormone im Blut können auf eine Überfunktion hindeuten. Sind sie zu niedrig, kann dies ein Zeichen für eine Unterfunktion sein.
  • Schilddrüsen-Antikörper: Ihre Konzentration im Blut ist bei bestimmten Erkrankungen erhöht, bei denen das Immunsystem die Schilddrüse angreift. Dazu gehören beispielsweise die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis oder die Basedow-Krankheit.
  • Kalzitonin: Dieser Wert ist in der Regel bei einem bestimmten Schilddrüsenkrebs erhöht. Er kann aber auch bei anderen Erkrankungen – zum Beispiel bei – erhöht sein. Wie viel Kalzitonin das Blut enthält, spielt auch eine wichtige Rolle im Kalzium- und Knochenstoffwechsel.

Die Konzentration von und Schilddrüsenhormonen im Blut kann sich auch verändern, wenn man dauerhaft bestimmte Medikamente einnimmt – zum Beispiel:

Deshalb ist es wichtig, die Ärztin oder den Arzt vor einem Bluttest darüber zu informieren, welche Medikamente man anwendet.

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse

Bei einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) werden Schallwellen in den Bereich der Schilddrüse gesandt, die von dort je nach Gewebeart unterschiedlich stark oder gar nicht zurückgesendet werden. Dazu wird der mit etwas Gel benetzte Schallkopf des Ultraschallgeräts über den Hals bewegt. Die empfangenen Schallwellen werden auf dem Bildschirm des Ultraschallgeräts zweidimensional oder sogar räumlich dargestellt.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Per Ultraschall kann die Ärztin oder der Arzt ausmessen, wie groß die Schilddrüse ist, und so auch eine Schilddrüsenvergrößerung feststellen. Ob die vergrößerte Schilddrüse zu viele oder zu wenige Hormone produziert, zeigt der Ultraschall nicht. Deshalb wird in der Regel zusätzlich eine Blutuntersuchung gemacht.

Außerdem sind Gewebeveränderungen wie Knoten oder Zysten im Ultraschallbild erkennbar. Werden Knoten entdeckt, sind manchmal weitere Untersuchungen wie eine oder eine () sinnvoll.

Szintigrafie

Mithilfe einer lässt sich als Bild darstellen, wie aktiv die Schilddrüse ist – also in welchen Bereichen sie wie viele Hormone bildet. Vor der Untersuchung wird ein schwach radioaktiver Stoff in die Armvene gespritzt. Dieser verteilt sich über den Blutkreislauf im Körper und wird vor allem von der Schilddrüse aufgenommen. Je intensiver einzelne Bereiche der Schilddrüse arbeiten, desto mehr von diesem Stoff nehmen sie auf. Auf der Szintigrafie-Aufnahme der Schilddrüse ist sichtbar, in welchem Bereich sich wie viel radioaktiver Stoff angesammelt hat. Dieses Bild wird Szintigramm genannt.

Vor einer kann es erforderlich sein, bestimmte Medikamente abzusetzen – beispielsweise Schilddrüsenmedikamente. Deshalb ist es wichtig, die Ärztin oder den Arzt vor der Untersuchung darüber zu informieren, welche Medikamente man einnimmt.

Selten passiert es bei einer , dass die Spritze Blutgefäße oder Nerven verletzt oder die Einstichstelle sich entzündet. Außerdem sind allergische Reaktionen möglich, vor allem auf das gespritzte Mittel.

Die Untersuchung geht mit einer geringen Strahlenbelastung einher. Es werden allerdings nur sehr kleine Mengen strahlender Substanzen eingesetzt, die innerhalb weniger Tage im Körper schadlos zerfallen.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Mit einer lässt sich feststellen, ob die Schilddrüse gleichmäßig arbeitet oder ob einige Bereiche besonders aktiv sind – sie werden als „heiße Knoten“ bezeichnet. Solche „heißen Knoten“ sind gutartig, können jedoch für eine Überfunktion der Schilddrüse verantwortlich sein. Bereiche, die im Vergleich zum restlichen Schilddrüsengewebe wenige bis gar keine Hormone bilden, werden als „kalte Knoten“ bezeichnet. Ein „kalter Knoten“ ist meist ebenfalls gutartig; nur selten handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Schilddrüse.

Gewebeprobe (Biopsie)

Um eine Probe des Schilddrüsengewebes zu untersuchen, wird meist eine Feinnadelpunktion gemacht. Dabei sticht die Ärztin oder der Arzt unter Ultraschall-Kontrolle eine sehr dünne Hohlnadel in die zu untersuchende Stelle der Schilddrüse, um Gewebe oder Flüssigkeit zu entnehmen.

Eine Betäubung ist in der Regel nicht nötig – die Untersuchung ist nicht unangenehmer als eine Blutabnahme am Arm.

Selten bildet sich nach einer Feinnadelpunktion ein Bluterguss oder entzündet sich die Einstichstelle. Wer Medikamente nimmt, die die hemmen, sollte mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob man sie vor der Untersuchung absetzen muss. Manchmal ist es nötig, die Punktion zu wiederholen oder eine größere Nadel zu verwenden.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Bei der anschließenden Untersuchung der entnommenen Gewebeprobe im Labor lässt sich feststellen, ob das Schilddrüsengewebe entzündet oder bösartig verändert ist.

De Leo S, Lee SY, Braverman LE. Hyperthyroidism. Lancet 2016; 388(10047): 906-918.

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 053-046. 2023.

Jameson JL, Mandel SJ, Weetman AP. Disorders of the Thyreoid Gland. In: D. L. Kaspers, S. L. Hauser, J. L. Jameson et al. (Ed). Harrison's Principles of Internal Medicine. McGraw-Hill Education; 2015.

National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Thyroid disease: assessment and management. 2019.

Pschyrembel Online. 2024.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 24. April 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.