Gebärmutterhalskrebs

Auf einen Blick

  • Gebärmutterhalskrebs wird fast immer durch Humane Papillomviren (HPV) verursacht.
  • Die Viren können das Gewebe mit der Zeit verändern, woraus selten Krebs entsteht.
  • Bei einer Früherkennung können Vorstufen bemerkt und dann entfernt werden.
  • Eine HPV-Impfung senkt das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
  • Gebärmutterhalskrebs wird mit einer Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie behandelt.

Einleitung

Foto von Patientin und Ärztin

Gebärmutterhalskrebs ist der Name für Tumoren, die am unteren Teil der Gebärmutter entstehen. Meist entwickeln sie sich aus Gewebeveränderungen am Muttermund, dem Ausgang des Gebärmutterhalses in die Scheide. Solche Vorstufen können durch Früherkennungsuntersuchungen erkannt und entfernt werden. Das Erkrankungsrisiko lässt sich durch eine gegen krebsauslösende Viren (HPV-Impfung) verringern.

Der Gebärmutterhals (medizinisch: ) ist ein kräftiger Muskelschlauch. Sein unteres Ende bildet den Muttermund, der sich leicht in die Scheide vorwölbt. Der Gebärmutterhals ist innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Die von den Drüsen der Schleimhaut produzierte zähe Flüssigkeit (der Zervixschleim) verhindert, dass Krankheitserreger aus der Scheide in die Gebärmutter eindringen können.

Grafik: Gebärmutterhals und Muttermund

Symptome

Gebärmutterhalskrebs braucht meist Jahre bis Jahrzehnte, um sich aus Gewebeveränderungen zu entwickeln. Diese sind oft harmlos und verursachen keine oder nur wenig Beschwerden. Hat sich ein Krebs entwickelt, kann er sich durch folgende Beschwerden bemerkbar machen:

  • ungewöhnliche Blutungen: etwa nach dem Geschlechtsverkehr, außerhalb der Regel oder nach der letzten Regelblutung in den Wechseljahren (Menopause)
  • ungewöhnlicher, manchmal übelriechender Ausfluss aus der Scheide
  • Müdigkeit und Gewichtsabnahme
  • Unterleibs- und Beckenschmerzen
  • Schmerzen beim Wasserlassen

Wenn ein Gebärmutterhalskrebs Beschwerden verursacht, ist er häufig schon fortgeschritten.

Ursachen

Fast immer wird die Erkrankung durch lange zurückliegende Infektionen mit Viren verursacht, den sogenannten Humanen Papillomviren (HPV). Es gibt viele verschiedene Virustypen. Sie befallen Haut- und Schleimhautzellen und werden beim Geschlechtsverkehr oder durch Hautkontakt im Intimbereich übertragen. Eine Ansteckung über Körperflüssigkeiten wie Sperma, Blut oder Speichel gilt als unwahrscheinlich. Die meisten Frauen infizieren sich irgendwann im Laufe ihres Lebens, viele im Alter zwischen 20 und 30. Auch Männer können sich mit HP-Viren anstecken und diese übertragen.

Die Ansteckung bleibt normalerweise unbemerkt. Vorübergehend kann es zu Gewebeveränderungen (Dysplasien) in der Schleimhaut des Muttermunds kommen. Häufig verschwinden diese von selbst wieder. Manchmal setzen sich bestimmte HPV-Typen aber für mehrere Jahre oder Jahrzehnte in der Schleimhaut fest. Dann kann sich langsam zuerst eine Krebsvorstufe und schließlich ein Gebärmutterhalskrebs entwickeln.

Die meisten Tumore entwickeln sich aus veränderten Zellen an der Oberfläche des Muttermunds. Sie werden Plattenepithelkarzinome genannt. Seltener kommt es vor, dass ein Krebs aus Drüsenzellen entsteht. Solche Tumore werden Adenokarzinome genannt.

Risikofaktoren

Bestimmte Frauen erkranken häufiger an Gebärmutterhalskrebs als andere. Dies gilt zum Beispiel für Raucherinnen, möglicherweise weil das Immunsystem die Viren weniger wirksam bekämpft. Krankheiten wie AIDS oder Medikamente, die nach einer Organtransplantation eingenommen werden, schwächen die Immunabwehr und machen anfälliger für HPV-Infektionen.

Da HPV beim Sex übertragen wird, gelten alle Faktoren und Verhaltensweisen, die allgemein das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen erhöhen, auch als Risikofaktoren für Gebärmutterhalskrebs. Das Risiko steigt also beispielsweise mit der Zahl der Sexualpartner oder -partnerinnen.

Häufigkeit

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Etwa 1600 Frauen sterben daran. Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs hängt vor allem davon ab, ob eine Frau an der Früherkennung teilnimmt, ob sie gegen HPV geimpft und wie alt sie ist.

Die folgende Tabelle zeigt Schätzwerte, wie viele Frauen in einem bestimmten Alter an Gebärmutterhalskrebs erkranken, wenn sie nicht an der Früherkennung teilnehmen und nicht gegen HPV geimpft sind. 

Alter der Frau Von 1000 Frauen würden in den nächsten 10 Jahren erkranken (ohne Früherkennung und HPV-Impfung)
20 Jahre weniger als 1
30 Jahre 1
40 Jahre 5
50 Jahre 9
60 Jahre 8
70 Jahre 6

Diagnose

Ein Verdacht auf Krebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs kann sich durch Beschwerden, einen oder eine gynäkologische Untersuchung ergeben. Bei der Untersuchung tastet die Frauenärztin oder der Frauenarzt den Bereich der Gebärmutter über die Bauchdecke und die Scheide ab. Zudem führt sie oder er ein Instrument (Spekulum) in die Scheide ein, um das Gewebe am Gebärmutterhals zu betrachten. Bei stärkeren Veränderungen kann das Gewebe am Muttermund mit einer Art Lupe untersucht werden (Kolposkopie). Es kann auch eine Gewebeprobe entnommen werden (Biopsie). Diese wird in einem Labor untersucht.

Bestätigt sich der Verdacht auf eine Vorstufe oder auf Krebs, hängt das weitere Vorgehen davon ab, wie fortgeschritten die Gewebeveränderungen sind. Kleine Veränderungen oder Tumore können durch eine entfernt werden.

Weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanz- oder sind notwendig, falls sich der Krebs in tiefere Gewebeschichten ausgebreitet hat. Zusätzlich wird oft eine Bauchspiegelung gemacht, bei der Lymphknoten entnommen werden. Auf Basis dieser Untersuchungen lässt sich beurteilen, wie weit die Krebserkrankung fortgeschritten ist.

Früherkennung

Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs können durch Früherkennungsuntersuchungen erkannt und entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Gebärmutterhalskrebs entwickeln. Dazu wird eine Zellabstrich-Untersuchung gemacht, auch als bekannt. Dieser wird ab dem Alter von 20 einmal jährlich als Kassenleistung angeboten. Seit der Einführung regelmäßiger Untersuchungen in den 1970er Jahren erkranken deutlich weniger Frauen an Gebärmutterhalskrebs als in den Jahrzehnten davor.

Frauen zwischen 20 und 34 Jahre können einmal jährlich einen machen lassen. Dabei wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals entnommen und im Labor untersucht. Frauen ab 35 können alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus und Test auf bestimmte HP-Viren (HPV-Test) wahrnehmen. Dabei wird der Abstrich sowohl auf HP-Viren als auch auf Zellveränderungen untersucht.

Je nach Ergebnis der Früherkennungsuntersuchungen können sich weitere Untersuchungen anschließen

Vorbeugung

Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich fast immer als seltene Spätfolge einer Ansteckung mit bestimmten HP-Viren. Deshalb sind – zumindest theoretisch – drei Wege der Vorbeugung möglich:

  • sexuelle Enthaltsamkeit oder der Gebrauch von Kondomen
  • gegen HP-Viren im Mädchenalter
  • Früherkennung und Entfernung von Gewebeveränderungen

Wer sich sicher vor einer Ansteckung schützen wollte, müsste enthaltsam sein oder intimen Kontakt nur mit einer Person haben, die ebenfalls keine anderen Sexualpartner hat und hatte.

Kondome können wirksam vor vielen Geschlechtskrankheiten schützen und sind deshalb bei wechselnden Geschlechtspartnern auf jeden Fall sinnvoll. Sie schützen aber nicht zuverlässig vor HPV, weil sie nicht alle Hautstellen im Genitalbereich abschirmen, die befallen sein können.

Für Mädchen und Frauen steht eine zur Verfügung, die Gebärmutterhalskrebs vorbeugen kann. Es wird empfohlen, sich im Alter zwischen 9 und 14 Jahren – also vor den ersten sexuellen Kontakten – impfen zu lassen. Auch Jungen und Männer können sich impfen lassen. Sie geben dann die HP-Viren nicht mehr weiter.

Behandlung

Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, wie groß ein Gebärmutterhalskrebs ist und ob er sich ausgebreitet hat. Bei einem Tumor in sehr frühem Stadium kann ein kleinerer Eingriff am Gebärmutterhals () ausreichen. Hat sich der Tumor bereits in umliegendes Gewebe ausgebreitet, raten Ärztinnen und Ärzte gewöhnlich zu einer Operation, bei der die gesamte Gebärmutter entfernt wird (Hysterektomie). Zusätzlich werden die Lymphknoten weiträumig entfernt. Auch eine Bestrahlung kommt infrage. Bestrahlungen sind auch dann noch eine Möglichkeit, wenn ein Tumor nicht mehr durch eine Operation entfernt werden kann. Bei bestimmten Patientinnen kann sie mit einer kombiniert werden. Nach einer Krebsbehandlung besteht in der Regel ein Anspruch auf eine Rehabilitation (Anschlussheilbehandlung).

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO). S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. AWMF-Registernr.: 032-033OL (Leitlinienprogramm Onkologie). 2021.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Einladungsschreiben und Entscheidungshilfen zum Zervixkarzinom-Screening; Abschlussbericht; Auftrag P15-02. 2017.

Krebsinformationsdienst (KID), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ). Gebärmutterhalskrebs: Das Zervixkarzinom. 2016.

Robert Koch-Institut (RKI). Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Berlin: Ruksaldruck; 2016.

World Health Organization (WHO). Comprehensive cervical cancer control: a guide to essential practice. Second edition. Genf: WHO Press; 2014.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 30. Juni 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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