Diabetes Typ 2

Auf einen Blick

  • Typ-2-Diabetes tritt meist in der zweiten Lebenshälfte auf.
  • Durch die Erkrankung erhöht sich der Blutzuckerspiegel.
  • Zur Behandlung kann es schon reichen, sich mehr zu bewegen und anders zu ernähren.
  • Wenn das nicht genügt, kommen Tabletten oder Insulinspritzen infrage.
  • Langfristig kann Diabetes zu Erkrankungen an Herz, Nieren, Augen oder Füßen führen.

Einleitung

Foto von älterem Paar und Ärztin

Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Ein Diabetes kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein: Manche Menschen bekommen die Erkrankung gut in den Griff, bei anderen führt sie mit den Jahren zu Folgeschäden.

Es gibt zwei Haupttypen des Diabetes (Diabetes mellitus). Typ-1-Diabetes tritt in der Regel schon im Kindes- oder Jugendalter auf. Zu einem Typ-1-Diabetes kommt es, weil die geschädigt ist und kein oder nur sehr wenig produziert.

Beim Typ-2-Diabetes dagegen wird das von den Körperzellen immer schlechter aufgenommen und verwertet. Er wird auch „Altersdiabetes“ genannt, weil er sich oft erst im höheren Lebensalter bemerkbar macht. Typ-2-Diabetes ist wesentlich häufiger als Typ-1-Diabetes. Etwa 90 % der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-2-Diabetes.

Symptome

Bei einem unbehandelten Typ-2-Diabetes sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Ein Typ-2-Diabetes kann sich über Jahre entwickeln, ohne dass Symptome auftreten. Deshalb kommt die oft unerwartet. Ein über Monate oder Jahre erhöhter Blutzuckerspiegel führt aber irgendwann zu folgenden Beschwerden:

  • starkes Durstgefühl
  • häufiges Wasserlassen
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebsschwäche
  • Konzentrationsstörungen
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • erektile Dysfunktion

Ist der Blutzuckerspiegel sehr stark erhöht, kann es auch zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit (diabetisches Koma) kommen.

Ursachen

Der Stoffwechsel verteilt Zucker () aus der Nahrung so im Körper, dass alle Organe gut versorgt sind. Damit dies richtig funktioniert, ist unter anderem das Hormon nötig. Es wird in der () hergestellt und nach jeder Mahlzeit ins Blut abgegeben, wenn der Blutzuckerspiegel ansteigt. Es bewirkt dann, dass die Zellen zum Beispiel in Leber und Muskeln den Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Wenn die Wirkung des Insulins gestört ist, kann der Blutzucker nicht richtig verwertet werden. Als Folge davon steigt der Zuckerspiegel im Blut an. Einen zu hohen Blutzuckerspiegel bezeichnet man als .

Beim Typ-2-Diabetes stellt die Bauchspeicheldrüse zwar eigentlich genug Insulin her, es wirkt aber nicht mehr richtig an den Organen. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet „“. Eine Zeit lang kann die dies ausgleichen, indem sie mehr herstellt. Irgendwann kommt das Organ aber an seine Grenzen. Dann steigt der Blutzuckerspiegel an.

Risikofaktoren

Verschiedene Faktoren können das Risiko erhöhen, dass ein Typ-2-Diabetes entsteht:

  • Übergewicht und zu wenig körperliche Bewegung
  • Rauchen
  • ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche Ernährung
  • bestimmte Medikamente, die den Zucker-Stoffwechsel verschlechtern
  • ein genetisch erhöhtes Risiko: In manchen Familien tritt die Erkrankung gehäuft auf.

Folgen

Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für folgende Erkrankungen:

  • Herz- und Gefäßkrankheiten: Dazu gehören Herzinfarkte, Schlaganfälle und Probleme mit der Durchblutung der Beine und Füße (, ). Sie zählen zu den „makrovaskulären“ Komplikationen des Diabetes. „Makrovaskulär“ bedeutet, dass die großen Blutgefäße betroffen sind. Dieses Risiko ist besonders dann erhöht, wenn man außerdem einen zu hohen Blutdruck hat.
  • Schäden an Augen, Nerven und Nieren: Dies sind die sogenannten mikrovaskulären Komplikationen des Diabetes. „Mikrovaskulär“ bedeutet, dass die kleinen Blutgefäße betroffen sind. Das kann beispielsweise dazu führen, dass die Sehkraft nachlässt. Solche Schäden treten häufiger bei Personen auf, bei denen die Erkrankung relativ früh beginnt – also zum Beispiel mit 50 Jahren. Tritt sie erst im höheren Alter auf, sind die Schäden seltener.
  • Diabetischer Fuß: Dabei sind die Nerven so stark geschädigt, dass Schmerzen am Fuß kaum noch wahrgenommen werden. Außerdem werden die Beine und Füße nur schlecht durchblutet. Aus einer Druckstelle oder kleinen Verletzung entsteht dann schnell eine Wunde, die nur schwer heilt. Wird eine Wunde nicht rechtzeitig behandelt, kann Gewebe absterben.

Diagnose

Bei einem Verdacht auf Typ-2-Diabetes fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den Beschwerden und nach anderen Erkrankungen. Eine körperliche Untersuchung und eine Blutzuckermessung schließen sich an. Um zu prüfen, wie hoch der Blutzucker vor dem Frühstück und im Tagesverlauf ist, wird mehrmals Blut abgenommen und im Labor untersucht. Außerdem wird der sogenannte HbA1c-Wert im Blut gemessen. Dieser Wert zeigt an, wie hoch der Blutzucker in den letzten 2 bis 3 Monaten im Durchschnitt war.

Wenn der Blutzuckerspiegel so hoch ist, dass er typische Beschwerden verursacht, scheidet der Körper normalerweise auch überschüssigen Zucker im Urin aus. Um den Zuckergehalt des Urins zu testen, sind in Deutschland einfach anzuwendende Teststreifen in Arztpraxen und Apotheken erhältlich.

Vorbeugung

Es gibt viele Empfehlungen, um Diabetes vorzubeugen. Die wichtigsten betreffen den Lebensstil: sich ausgewogen zu ernähren, ausreichend zu bewegen und so auch auf das Gewicht zu achten.

Menschen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko können durch eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung die tatsächlich um einige Jahre aufschieben. Ob sich ein Typ-2-Diabetes mit der „richtigen“ Ernährung und viel Bewegung aber völlig vermeiden lässt, ist noch unklar.

Behandlung

Welche Behandlung bei Typ-2-Diabetes sinnvoll ist, hängt von mehreren Einflüssen ab: Dazu zählen unter anderem das Alter, andere Erkrankungen, die Lebenssituation und die persönlichen Ziele.

  • Änderung des Lebensstils: Wer Gewicht abnimmt und sich mehr bewegt, kann den Blutzuckerspiegel senken. Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Manchen Menschen gelingt es, ihren Diabetes allein mit solchen Verhaltensänderungen in den Griff zu bekommen.
  • Medikamente: Viele Menschen sind auf Medikamente angewiesen, um ihren Blutzucker zu normalisieren. Einige nehmen Tabletten ein, andere spritzen . Möglich ist auch, Tabletten und Spritzen zu kombinieren.
  • Operation: Falls es bei sehr starkem Übergewicht (Adipositas) nicht gelingt abzunehmen, kann auch eine Operation infrage kommen – zum Beispiel eine Magenverkleinerung.
  • Begleiterkrankungen behandeln: Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes haben noch weitere Gesundheitsprobleme wie beispielsweise einen erhöhten Blutdruck oder einen hohen . Diese zu behandeln, senkt ebenfalls das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Leben und Alltag

Wer Typ-2-Diabetes hat, kann selbst einiges tun, um ohne Medikamente auszukommen. Wichtig ist vor allem eine wenigstens leichte Gewichtsabnahme, indem man die Ernährung umstellt – auch wenn das im Alltag schwierig sein kann. Auch mehr körperliche Aktivität kann sich positiv auswirken: zum Beispiel, wenn man sich angewöhnt, regelmäßig zu Fuß zu gehen.

Das gelingt nicht jedem. Dann kommen Medikamente infrage, die über lange Zeit regelmäßig eingenommen werden. Sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass man ein Leben lang Medikamente benötigt, braucht vielleicht etwas Zeit – vor allem, wenn man sich gar nicht krank fühlt und die Medikamente keine unmittelbar spürbaren Vorteile haben. Wer über seine Krankheit gut Bescheid weiß, kann den Umgang mit dem Diabetes aber zu einem ganz normalen Bestandteil seines Alltags machen und eine gute Lebensqualität erhalten.

Weitere Informationen

Bei Diabetes ist es wichtig, seinen Körper und die Erkrankung gut zu verstehen und zu wissen, was man selbst für seine Gesundheit tun kann. Es gibt dazu Unterstützung, zum Beispiel durch Ärztinnen und Ärzte und andere Fachleute, zum Beispiel aus der Pflege, der Diabetes- und Ernährungsberatung sowie aus der medizinischen Fußpflege (Podologie).

In Deutschland gibt es darüber hinaus ein breites Angebot zur persönlichen Beratung und Unterstützung im Krankheitsfall. Auch Selbsthilfe-Gruppen gehören dazu. Viele dieser Angebote sind aber vor Ort unterschiedlich organisiert und nicht immer leicht zu finden. Eine Liste von Anlaufstellen hilft, Angebote vor Ort zu finden und zu nutzen.

Eine weitere Möglichkeit ist es, an einem „Disease-Management-Programm“ () seiner Krankenkasse teilzunehmen. Diabetes-Schulung, Beratung und umfassende ärztliche Betreuung liegen hier in der Hand von Diabetes-Fachleuten. Sie unterstützen dabei, im Alltag mit der Erkrankung und der Behandlung zurechtzukommen.

Weitere Informationen rund ums Thema Diabetes sind auf dem Diabetesinformationsportal diabinfo.de zu finden.

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie: Therapie des Typ-2-Diabetes. S3-Leitlinie. AWMF-Registernr.: nvl-001g. 2023.

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Semlitsch T, Engler J, Siebenhofer A et al. (Ultra-)long-acting insulin analogues versus NPH insulin (human isophane insulin) for adults with type 2 diabetes mellitus. Cochrane Database Syst Rev 2020; (11): CD005613.

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Aktualisiert am 18. Oktober 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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