Wie verläuft eine chronische Nierenerkrankung?

Foto von Patient bei der Blutabnahme

Eine chronische Nierenerkrankung schreitet meist nur langsam voran. Mithilfe von Blut- und Urinuntersuchungen lässt sich abschätzen, ob die Nieren noch ausreichend arbeiten oder zum Beispiel bald eine begonnen werden sollte.

Blut- und Urinuntersuchungen sind nicht nur nötig, um eine chronische Nierenerkrankung festzustellen. Auch im weiteren Verlauf sind regelmäßige Kontrollen sehr wichtig: Sie zeigen, ob und wenn ja, wie schnell die Erkrankung fortschreitet und helfen, das Risiko für Komplikationen abzuschätzen. Je nach Krankheitsstadium kann die individuell angepasst und nächste Behandlungsschritte rechtzeitig mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen und geplant werden. Dies ist zum Beispiel wichtig, wenn absehbar ist, dass eine Dialyse nötig wird.

Welche Stadien kann die Erkrankung durchlaufen?

Die chronische Nierenerkrankung wird in fünf Stadien eingeteilt:

  • Stadium 1: Urinuntersuchungen ergeben zwar Anzeichen für eine Schädigung der Nieren. Gesunde Bereiche der Nieren sorgen aber dafür, dass sie insgesamt noch normal funktionieren.
  • Stadium 2: Zusätzlich zu einem Nierenschaden ist auch die Nierenfunktion leicht eingeschränkt. Meist machen sich aber noch keine Symptome bemerkbar.
  • Stadium 3: Die Nierenfunktion ist mäßig eingeschränkt.
  • Stadium 4: Die Nierenfunktion ist stark eingeschränkt. Es können bereits Folgen wie Juckreiz, , Übersäuerung oder Knochenschmerzen auftreten.
  • Stadium 5: Terminales Nierenversagen: Die Nieren können das Blut nicht mehr ausreichend reinigen – es kommt oft zu einer ausgeprägten Urämie. Eine Dialyse oder Spenderniere sind nötig, um die Nierenfunktion zu ersetzen.

Welche gesundheitlichen Folgen eine chronische Nierenerkrankung hat, hängt zudem vom sonstigen Gesundheitszustand ab. Deshalb untersuchen Ärztinnen und Ärzte auch, was ein Fortschreiten der beschleunigen könnte – etwa Herzerkrankungen, ein schlecht eingestellter Bluthochdruck oder Diabetes mellitus.

Das ist wichtig, um die medikamentöse Therapie individuell anzupassen – oder weitere Schritte mit genügend Vorlauf zu planen: Wer zum Beispiel ein hohes Risiko hat, dass seine Nieren in absehbarer Zeit versagen, kann rechtzeitig mit seiner Ärztin oder seinem Arzt überlegen, welche Behandlung für ihn die beste wäre. Vielleicht werden auch engmaschigere Kontrolluntersuchungen notwendig.

Wie lassen sich Nierenfunktion und Nierenschäden messen?

Nierenfunktion und Nierenschäden hängen eng zusammen. Das wichtigste Maß für die Beurteilung der Nierenfunktion ist die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate. Hinweise auf Nierenschäden liefert vor allem der Eiweißgehalt im Urin.

Glomeruläre Filtrationsrate

Die Niere enthält etwa eine Million winziger „Filterstationen“ – die sogenannten Nierenkörperchen (Glomeruli). Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) gibt an, wie viel Blut pro Minute gefiltert wird. Bei Gesunden sind das zwischen 85 und 135 Milliliter pro Minute – bezogen auf eine für den GFR-Wert festgelegte Körperoberfläche von 1,73 m2.

Die GFR direkt zu messen, wäre sehr aufwendig. Deshalb wird sie meist abgeschätzt – zum Beispiel mithilfe des Kreatinin-Werts im Blut. Kreatinin ist ein Abbauprodukt aus Muskeln. In die üblicherweise verwendeten Formeln für die GFR-Abschätzung fließen zusätzlich zum Beispiel das Alter und das Geschlecht mit ein.

Eiweißausscheidung im Urin

Nierenschäden können sich dadurch bemerkbar machen, dass Stoffe aus dem Blut in den Urin gelangen, die normalerweise von den Nieren fast vollständig zurückgehalten werden. Dazu gehören Bluteiweiße wie Albumin. Sie werden nur dann vermehrt über den Urin ausgeschieden, wenn die Nieren geschädigt sind. An der Höhe des Eiweißwerts im Urin lässt sich abschätzen, wie stark ein Nierenschaden ist.

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National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Chronic kidney disease in adults: assessment and management. 07.2014. (Clinical guidelines; Band cg182).

Pape HC, Kurtz A, Silbernagl S. Physiologie. Stuttgart: Thieme; 2014.

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Erstellt am 21. März 2018

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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