Mit welchen Medikamenten wird die feuchte AMD behandelt?

Foto von Patientin und Arzt im Gespräch

Die feuchte Form der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) lässt sich mit Medikamenten wirksam behandeln. Verschiedene Wirkstoffe können helfen, die Sehkraft zumindest vorübergehend zu verbessern oder länger zu erhalten.

Bei der feuchten AMD (auch neovaskuläre AMD genannt) bilden sich neue Blutgefäße unterhalb der . Sie wachsen in die ein und können sie anheben. Die neuen Gefäße können durchlässig werden, sodass Blut und Flüssigkeit in die Netzhaut sickern und den Bereich des zentralen Sehens schädigen.

Bestimmte Medikamente können das Einsprießen der neuen Blutgefäße in das Auge hemmen. Sie werden VEGF-Hemmer genannt (engl. = vascular endothelial growth factor). Die Medikamente sollen das Fortschreiten der AMD verlangsamen oder zumindest vorübergehend aufhalten. Diese Behandlung kann die AMD aber nicht heilen.

Zur Behandlung der feuchten AMD sind folgende Medikamente zugelassen:

Daneben kommt das Medikament Bevacizumab (Handelsname Avastin) zur Anwendung. Es ist allerdings nicht zur Behandlung der AMD, sondern von Krebserkrankungen zugelassen. Von Ärztinnen und Ärzten wird es deshalb „off-label“ verschrieben (siehe letzter Abschnitt).

Die trockene Makuladegeneration kann bislang nicht wirksam behandelt werden.

Wie werden die Medikamente angewendet?

Zunächst wird ein Betäubungsmittel ins Auge getropft. Danach spritzt die Ärztin oder der Arzt das Medikament mit einer dünnen Nadel in das Augeninnere. Behandelt wird in der Arztpraxis, also .

In den ersten drei Monaten bekommt man bei allen Medikamenten jeweils monatlich eine Spritze. Wie oft die Behandlung anschließend wiederholt wird und in welchen Zeitabständen, hängt vom Medikament und davon ab, wie sich die Erkrankung entwickelt. Spritzen können dann entweder nach einem festen Behandlungsschema gegeben werden: jeden Monat, alle 2 oder 3 Monate. Alternativ kann die Behandlung aber auch flexibler gestaltet werden. Um zu überwachen, wie sich die Erkrankung entwickelt, werden regelmäßig Augenuntersuchungen und Sehtests gemacht.

Wie gut helfen die Medikamente?

Die Medikamente können die Verschlechterung des Sehens bei vielen Menschen mit einer feuchten AMD vorübergehend stoppen oder zumindest verlangsamen. Manchmal verbessert sich die Sehschärfe während der Behandlung sogar wieder. Heilen können sie die Erkrankung nicht. Die verschiedenen Mittel wirken ähnlich gut.

In Studien hatten die Medikamente bei insgesamt 40 von 100 Teilnehmenden einen spürbaren Effekt. Nach einem Jahr Behandlung zeigte sich:

  • Bei etwa 25 von 100 Menschen verlangsamte sich der Verlust der Sehschärfe.
  • Etwa 15 von 100 Menschen konnten sogar wieder besser sehen.

Zudem verbesserten die Medikamente die Lebensqualität. Wie sich die Behandlung längerfristig auf den Krankheitsverlauf auswirkt, ist noch nicht ausreichend untersucht.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die Spritzen können zu vorübergehenden, normalerweise nur leichten Augenschmerzen führen. Flüssigkeit ins Auge zu spritzen, kann den Druck im Augeninneren erhöhen. Weitere häufige Nebenwirkungen sind das Sehen von Punkten oder Flecken, die sich bei Augenbewegungen mitbewegen. Sie entstehen, wenn durch das Spritzen Luftbläschen ins Augeninnere gelangen. Die Bläschen sind harmlos und verschwinden nach 1 bis 2 Tagen von selbst.

Seltene, aber schwere Nebenwirkungen der Behandlung können sein: eine im Augeninneren (Endophthalmitis) oder der Augenhaut (Uveitis), Grauer Star oder Netzhautschäden. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass sich bei einer monatlichen Anwendung der Medikamente häufiger das Augeninnere entzündet als bei einem selteneren Einsatz.

Einige Studien deuten darauf hin, dass es durch die regelmäßige Anwendung der Medikamente möglicherweise ein leicht erhöhtes Risiko für Krankheiten der Gehirngefäße wie Durchblutungsstörungen, Blutungen oder Schlaganfälle gibt. Solche Komplikationen traten bei höchstens 1 von 100 Teilnehmenden auf.

Die verschiedenen Medikamente unterscheiden sich in den Nebenwirkungen kaum.

Warum wird Avastin bei AMD „off-label“ eingesetzt?

Wie bereits erwähnt, sind Aflibercept, Ranibizumab, Brolucizumab und Faricimab zur Behandlung der Makuladegeneration zugelassen, Bevacizumab aber nur in der Krebstherapie. Die Wirkstoffe sind sich jedoch sehr ähnlich und scheinen bei der feuchten AMD eine vergleichbare Wirkung zu haben. Auch bei den Nebenwirkungen gibt es keine wesentlichen Unterschiede.

Da Bevacizumab (Handelsname Avastin) bei vergleichbarer Wirksamkeit weniger kostet als die anderen Wirkstoffe, wird es von einigen Ärztinnen und Ärzten „off-label“ zur AMD-Behandlung verschrieben. Eine Behandlung im Rahmen des sogenannten Off-Label-Use erfordert eine besondere ärztliche Aufklärung. Zudem sind Krankenkassen nicht verpflichtet, die Kosten einer solchen Behandlung zu erstatten. Es ist daher wichtig, die Kostenübernahme vor der Behandlung mit der Krankenkasse zu klären.

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Aktualisiert am 13. März 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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